Hungry for Love
erst gegen halb acht bei euch abholen?“, fragte sie Beth morgens an der Schule.
„Klar. Willst du nach der Arbeit noch ins Krankenhaus?“
„Ja. Am Samstag war ich gar nicht da und gestern nur eine halbe Stunde. Ich kann ja verstehen, dass Pablo das Krankenhaus grässlich findet, das tue ich ja auch. Ich hoffe sehr, dass meine Mutter bald nach Hause kann.“
„Ja, das wünsche ich mir auch für sie. Und Teresa, wenn es mal nicht anders geht, kann Pablo auch bei uns übernachten und ich nehme ihn am nächsten Tag direkt mit in die Schule.“
„Danke, Beth, du bist ein Engel. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich tun würde.“
„Süße, du hast mir im Leben auch schon so oft aus der Patsche geholfen. Wozu sind Freunde denn da?“
„Ich bin sehr froh, dich als Freundin zu haben.“
„Geht mir genauso“, sagte Beth und sie sahen einander dankbar an.
„Soll ich Pablo morgen früh abholen und mit zur Schule nehmen?“
„Das wäre ganz toll, wenn du das tun könntest, dann schaffe ich vielleicht noch eine Ladung Wäsche, bevor ich zur Arbeit fahre. Ich komme zu gar nichts mehr.“
In Zeiten wie diesen beneidete sie ihre Freundin fast ein wenig dafür, dass sie eine bessere Hälfte hatte. Beths Ehemann Tony war ein wundervoller Mann, der ihr half, wo er nur konnte, im Haushalt und mit Aaron. Wie schön wäre es, jemanden zu haben, der einem nur ein bisschen von der Last abnahm, die sie manchmal zu erdrücken schien.
Heute kam Luke Cartwright etwas früher als gewöhnlich, und er ging auch eher wieder. Wahrscheinlich hatte er nachmittags etwas vor, einen wichtigen Termin oder so. Und nicht nur das war anders, denn heute hinterließ er ihr zusätzlich zu dem großzügigen Trinkgeld noch etwas anderes: Er ließ ein Buch auf dem Tisch liegen. Teresa entdeckte es erst, als er schon gegangen war und sah es sich genauer an. Erst nahm sie an, dass er darin gelesen und es vergessen hatte, doch es war eins seiner eigenen Bücher,und als sie es aufschlug, las sie eine besondere Signierung:
Für Teresa
Ich danke Ihnen, dass Sie meinen Tag stets zu etwas Besonderem machen und mir die besten Burritos der Stadt servieren.
Alles Liebe
Luke Cartwright
Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Doch unwillkürlich machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit, das sie den Rest des Tages nicht wieder verlassen wollte. Das war nett von Luke Cartwright. Wirklich nett. Persönlich, aber nicht zu schmalzig. Sehr süß. Ja, sie musste zugeben, er war sehr süß. Und wäre sie nicht Kellnerin und er nicht Bestsellerautor gewesen, hätte sie sich vielleicht sogar dazu hinreißen lassen, etwas für diesen Mann zu empfinden. Doch sie kannte ihren Platz in dieser Welt und machte sich keine Illusionen.
Trotzdem, dieser Luke Cartwright war wirklich mal jemand Nettes. Und nicht nur er freute sich, dass er von ihr „normal“ behandelt wurde, sie freute sich auch, dass er dasselbe mit ihr tat. Er schaute nicht auf sie herab oder behandelte sie abwertend, weil sie nur eine Kellnerin war. Er brachte sie zum Lachen, und das hatte niemand mehr geschafft seit einer echt langen Zeit.
„ Sieh mal, was ich heute geschenkt bekommen habe“, berichtete Teresa Pablo abends auf dem Nachhauseweg. Sie holte das Buch – „Love Fools“ – aus der Tasche.
„Von Luke?“
Teresa lächelte. „Von Mr. Cartwright, ja. Wir haben doch darüber gesprochen, dass du ihn beim Nachnamen anreden sollst.“
„Ja, Mom.“ Er überlegte. „Ist das sein neuestes Buch?“
„Ja, das ist es, Nr. 1 der Liebesromane.“
„Ach, jetzt verstehe ich“, sagte Pablo weise.
„Was verstehst du?“ Nun war Teresa neugierig.
„Na, er hat mich am Samstag gefragt, ob du schon einige seiner Bücher gelesen hast und wollte wissen, ob du das neue schon kennst. Ich wusste es nicht genau, aber er hat mir das Cover beschrieben, die Brücke mit den Blumen, und ich hab gesagt, nein, das hast du noch nicht.“
„Das hat er dich gefragt? Ihr habt wohl ganz schön viel über mich geredet, oder?“
Auf einmal machte sich ein komisches Gefühl in Teresa breit, ein Gefühl, das sie zuletzt als Teenager gefühlt hatte: Schmetterlinge im Bauch.
„Nicht so viel eigentlich, nur ein bisschen.“
„Na, dann ist es ja gut.“
„Luke ist nett. Ich hoffe, wir können bald mal wieder was zusammen unternehmen.“
Teresa sah Pablo an. Sie würde es wohl aufgeben müssen, ihn ständig daran zu erinnern, dass er ihn nicht einfach Luke nennen konnte. Es hatte sich
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