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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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mit der
beruhigenden Tatsache, daß wir uns mochten. Das war schließlich Grund genug,
auf eine angenehme Zukunft zu hoffen, selbst als mir einfiel, daß ich nicht
einmal den Grund erfahren hatte, warum sie mich aus meinem Gefängnis geholt
hatte.
    Unterwegs hielt sie an und stieg
aus, während ich mich zufrieden auf dem schmalen Rücksitz ausstreckte, mich
rosigen Zukunftsträumen hingab und ruhig auf ihre Rückkehr wartete. Ich bin ein
idealer Autohund, müssen Sie wissen. Ob Sie mit hundertsechzig Sachen über die
Autobahn brausen, ob Sie mich zwischen hupenden, quietschenden Autos mit Ihrem
Wagen am Straßenrand abstellen, ob Sie das Autoradio spielen lassen oder selber
singen, mich stört nichts, fast nichts. Bremsen, allzu heftiges Bremsen mag ich
allerdings nicht so sehr gerne, und das auch nur deshalb nicht, weil mich Herr
Jordan (eines meiner verflossenen Herrchen) auf diese Weise viel zu oft und
viel zu rücksichtslos unter den Vordersitz seines Klasseautos schleuderte, so
daß mir jetzt noch alle Knochen verrutschen, wenn ich nur daran denke.
    Als Anja wiederkam, leuchteten ihre
Augen, als sei sie das Christkind und gleich Bescherung. Und so war’s auch,
denn auf einen Schlag war ich mit allem versorgt, was ein gutbürgerlicher Hund
braucht.
    »Schau, was Anja dir gekauft hat«,
zwitscherte sie, schob meine vorwitzig schnupperde Nase zur Seite und stellte
die angekündigten Schätze zu mir auf den Rüdesitz. Ein schöner, viel zu großer
Korb machte sich da breit. Darin lagen: ein Kissen, ein Pa-ket Hundekuchen,
eine weiße Leine mit Halsband und ein Gummihall.
    Mein Engel, dachte ich. Nicht nur,
weil sie an den Ball gedacht hatte, sondern auch, weil sie Schlafanzug,
Wettermantel und Hundeschuhe vergessen oder verabscheut hatte. Mein blauer
Engel! Wir waren uns also einig, daß solcher Klimbim überflüssig und eines
echten Hundes unwürdig ist. Als Anja wieder loszuckelte und ich mein neues Hab
und Gut ausgiebig beschnüffelt hatte,
schubste ich dankbar mit der Schnauze gegen ihren Ellbogen, den einzigen
Körperteil, den ich zwischen den beiden Vordersitzen hindurch erwischen konnte.
    An der nächsten Ampel, an der sie
halten mußte, drehte sie sich halb zu mir um, zwickte verschmitzt ein Auge zu
und sagte:
    »Wir werden das Ding schon drehen,
wir zwei, was meinst du?«
    Ich meinte gar nichts, da ich nicht
wußte, von was für einem Ding sie sprach. Ich war erst einmal neugierig auf ihr
Zuhause, auf meine zukünftige Bleibe sozusagen, denn trotz aller Liebe zu Anja
interessierten mich doch die näheren Umstände.
    Der Idealfall für mich wäre gewesen,
wenn sie alleine lebte. Ein Mann dabei ging zur Not auch noch, aber eine Familie,
die aus mehr als vier Personen besteht, behagt mir aus verschiedenen Gründen
weniger, wobei es natürlich auch wieder auf die einzelnen Personen ankommt. Die
Familie Rosenstock jedenfalls...
    Ich schweife ab. Rosenstocks haben
mit Anja nicht das geringste zu tun. Zwar war ich noch vor gar nicht langer
Zeit einer alleinstehenden Dame (Jungfer) entflohen, aber bei Anja war das
etwas anderes. Sie war jung und unternehmungslustig, sie würde anderes zu tun
haben, als mich von früh bis spät mit Liebkosungen zu ersticken, so daß es eine
Freude für mich wäre, von Zeit zu Zeit ein paar Zärtlichkeiten zu erhaschen.
     
    Ich
weiß nicht mehr, ob es wirklich so lange dauerte, oder ob ich mir nur
einbildete, die Fahrt zu dem mir unbekannten Ziel daure eine Ewigkeit. Endlich
hielt sie an einer langen Reihe wunderbarer Bäume an. Ich kam kaum dazu, mich
in meinem Halsband richtig wohl zu fühlen, die Bäume lockten zu sehr. Die
ersten seit fünf Wochen, die mir wieder unter die Nase kommen sollten. Darum
zerrte ich ungeduldig an der Leine, ließ Anja kaum Zeit, den Wagen
abzuschließen, und stürzte mich wie süchtig auf die nächste Rinde. Ein Weilchen
ließ sie mich gewähren und sah mir ungeniert zu, wie ich mal hier, mal dort ein
Bein hob, dann aber zog sie mich energisch weiter.
    »Sei jetzt lieb und komm. Wenn wir
das hier hinter uns haben, kannst du soviel schnuppern wie du willst.«
    Das war also nicht mein neuer
Wohnsitz. Enttäuschung hemmte meine Schritte, und der plötzliche Gedanke, daß
dieser Ort etwas mit dem Ding zu tun haben könnte, das wir beide drehen
sollten, machte mich auch nicht fröhlicher. Wenn aber die Ungewißheit über mein
weiteres Schicksal mich schon ratlos machte, ein paar Minuten später verstand
ich überhaupt nichts mehr.
    Meine Retterin, mein

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