Hurra, wir leben noch
Er hielt eisern die Hasenpfote in der Hosentasche umklammert.
»Es ist Ihre Frau, Senator. Sie besteht darauf, mit Ihnen verbunden zu werden, ich bitte um Verzeihung«, kam Jills traurige Stimme.
»Gottverflucht, meine … Stellen Sie durch!«
Im nächsten Moment keifte eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher: »Also, wie ist das, Bob? Wann kommst du raus? Ich bin schon seit vorgestern hier und warte auf dich! Und jedesmal, wenn ich anrufe, sagst du, du weißt noch nicht, wann du kommst!«
»Ich komme überhaupt nicht!« brüllte Senator Connelly. (Adolf Bohrer, ob du noch immer Elektroschocks kriegst? Der da könnte auch ein paar brauchen!) In seiner Erregung hatte Connelly vergessen, den Lautsprecher auszuschalten. »Ich bleibe in der Hauptstadt!«
»Aber das lange Wochenende! Der vierte Juli! Der Unabhängigkeitstag!«
»Eben deshalb!« Die Augen des Senators waren jetzt blutunterlaufen. »Bis zum Hals stecke ich in Arbeit! Ich ersticke …!« (Das sagst du so, aber tun tust du’s leider doch nicht, dachte Jakob.) »Muß alles aufarbeiten bis nächste Woche!« (Und wirst also nicht einer von den vorhergesagten siebenhundertzweikommasieben Verkehrstoten und -schwerverletzten sein.)
»Ich verbitte mir dieses ständige Nachschnüffeln, dieses Mißtrauen, dieses …«
»Robert Jackson!« knallte es aus dem Lautsprecher. Jakob fuhr so sehr zusammen, daß er ein großkalibriges Flakgeschoß umwarf, welches neben seinem Fauteuil stand. Die Stimme der Alten ist ja fürchterlich! Vor der würde sogar der Schinder Bohrer zittern und beben. Der Senator bebt auch. Ganz weiß ist er plötzlich geworden. »Jetzt hör mal zu! Daß du mit deiner Sekretärin, dieser Schlampe, ein Verhältnis hast und mich seit Jahren betrügst nach Strich und Faden …«
»Cindy, ich bitte dich, Cindy …«, flehte der Senator wundermild.
»Nichts Cindy! Nimm meinen guten Namen nicht in deinen schmutzigen Mund! Ich hätte mich längst scheiden lassen … es ist nur der Kinder wegen …« Kurzes Schluchzen aus dem Lautsprecher. Der Senator zog sein Taschentuch. Cindy tobte weiter: »Aber jetzt hast du das Faß zum Überlaufen gebracht! Jetzt ist Schluß! Du kommst raus zu mir. Wenn du bis heute abend acht Uhr nicht da bist, rede ich mit Harry persönlich! Erzähle ich ihm alles! Alles, habe ich gesagt!«
»Jetzt, mitten im Wahlkampf! Ich bin in Harrys Partei. Weißt du, was du ihm damit antust?«
»Und ob ich das weiß! Auf diesen Wahlkampf habe ich nur gewartet! Und deine Hure ertragen. Aber jetzt ist Schluß! Schluß! Schluß!« Die Membran des Lautsprechers klapperte. Grauenvoll, dachte Jakob. Wieso grauenvoll? Wundervoll! »Ich sage es nicht nur Harry! Ich sage es auch den Leuten um Dewey! Das wird ein Skandal! Wir werden ja sehen, wer im Herbst der neue Präsident wird!«
»Cindy … Cindylein … Nimm doch Vernunft an!«
»Ich bin ganz vernünftig, Robert Jackson! So vernünftig wie noch nie! Heute abend! Vor acht Uhr abends. Und das Wochenende über bleibst du bei mir – oder es gibt einen Skandal …!« Ein ferner Hörer krachte in eine ferne Gabel.
Der Senator wischte sich die Augen, sah dann, als sähe er ihn zum erstenmal, Jakob an.
Na, aber jetzt nichts wie drauf! dachte der.
»Sehr schön! Ich werde daheim zu berichten wissen, wie ich hier behandelt worden bin!« (Mit seiner Cindy und mit mir sitzt der nicht mehr lange in diesem Museum des Dritten Reichs!)
»Seien Sie ja nicht auch noch frech!« brüllte Connelly. (Tcktcktck, so leicht ist der also nicht auf den Rücken zu legen.) »Nur weil Sie ein Gespräch mit meiner Frau – ich liebe sie über alles, sie ist nur sehr nervös, bei drei Psychiatern – angehört haben … Glauben Sie bloß nicht, daß ich mir von Ihnen das geringste …« Weiter kam der Senator nicht, denn nun brüllte Jakob auf wie ein wirklich Irrer. Er schlug auf den Tisch, daß ein zweiter ›Tiger‹-Panzer-Briefbeschwerer nur so schaukelte.
»Da kommt man rübergeflogen, obwohl man weiß Gott was anderes zu tun hätte, bloß, um der Freien Welt beizustehen in ihrem Schicksalskampf, und dann muß man sich behandeln lassen wie ein Hund! Warten Sie mal ab, was
ich
Harry Truman erzählen werde!«
»Was
Sie
Harry …«
»Ich gedenke auch Präsident Truman einen Besuch abzustatten!«
Dieser Kerl war viel zäher, als Jakob gedacht hatte. Verflucht, dachte er, als nun dieser Kerl brüllte: »Jetzt habe ich aber die Schnauze voll! Her mit Ihrem Paß!«
»Was?«
»Sie sollen
Weitere Kostenlose Bücher