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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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mir Ihren Paß geben!«
    »Aber warum?«
    »Weil ich Sie am Dienstag früh hier wiederzusehen wünsche! Bis dahin werde ich alles Nötige veranlaßt haben, damit Sie endlich bekommen, was Sie verdienen, Sie … Sie … Sie Kraut!«
    »Was ich verdiene?« Lieber Gott, wie komme ich jetzt bloß wieder aus dieser Scheiße raus?
    »Den Paß!« tobte Connelly.
    Jakob legte ihn zwischen ein Eisernes Kreuz und ein Deutsches Kreuz in Gold vor den Senator. Der drückte auf einen Knopf der Sprechanlage.
    Jills triste Stimme erklang: »Senator, Sir?«
    »Kommen Sie! Mister Formann will gehen!«
    Jakob erhob sich. Im Moment hat das mit dem Irren keinen Sinn, dachte er. Mir ist was Besseres eingefallen.
    Die Tür öffnete sich. Jill erschien. Ihr Gesicht war unbewegt, als sie sagte: »Mister Formann?«
    Er schritt auf sie zu, an ihr vorbei, sie schloß die Tür. Sie standen in ihrem Büro. Jakob zögerte nicht eine Sekunde. Er legte beide Arme um die Dame, preßte ihren Leib an sich (lange halte ich das nicht aus) und seine Lippen auf die ihren. Sie schlug mit kleinen Fäusten auf ihn ein. Wand sich und stöhnte. Er hielt sie eisern fest. Plötzlich wurde ihr Mund weich, die Lippen öffneten sich, und sie küßte auch ihn. Aber wie. Teufel, Teufel, dachte Jakob, bemüht, dafür zu sorgen, daß er mit Jill nicht gleich auf den Teppich kippte. Und da schreibt dieser Kinsey, viele amerikanische Frauen seien frigide …
    Er löste sich und sagte zu der sonst so Tristen, nunmehr Bebenden: »Heute um fünf machst du hier Schluß. Dann fängt das lange Wochenende an. Wir werden es zusammen verbringen. Ich warte im East Potomac Park. Vor dem Jefferson Memorial. Um sechs.«
    »Sie haben ja den Verstand verloren!«
    »O nein, Darling. Der alte Sack muß zu seiner Cindy! Sonst läßt sie ihn hochgehen! Ich weiß, du bist seine Freundin. Aber die nächsten drei Tage und vier Nächte bist du frei. Und an die wirst du denken – dein Leben lang!«
    »Wenn Sie nicht sofort verschwinden, schreie ich um Hilfe!«
    »Ich verschwinde schon. Also dann bis sechs!«
    »Niemals, Mister Formann«, sagte die platinblonde Jill erbittert, »werde ich um sechs Uhr da sein! Niemals!«

88
    Sie war schon um Viertel vor sechs da.
    Um Viertel vor sieben war sie mit Jakob in ihrer Wohnung.
    Um Viertel vor acht stöhnte sie: »Mein Gott, vorhin wäre ich fast gestorben!« Sie lag nackt auf ihrem breiten Bett. Er kauerte nackt vor ihr. Sie hatten eine ›Chinesische Schlittenfahrt‹ hinter sich. (Ich muß ihr gleich einen guten Eindruck von mir vermitteln, hatte Jakob gedacht.) Nun rauchten beide eine Abregungszigarette. Brüste hat diese Jill, dachte Jakob. Und einen Popo! Und Marlene-Beine. Diese unwahrscheinlichen Marlene-Beine! Wenn ich die Dame noch lange anschaue …
    Er drückte seine Zigarette aus, sie die ihre.
    »Oh, Jake«, stöhnte Jill, als sie ihn wiederum entgegennahm.
    »Oh, Darling«, sagte er, sie zärtlich dabei küssend. (Ich weiß immer noch nicht, wie sie mit dem Nachnamen heißt. Zustände sind das!)
    Zwei Stunden später wußte er es dann. Sie saßen, beide äußerst spärlich bekleidet, bei Tisch und stärkten sich. Jill Bennett besaß ein Apartment in einer Wohnwabe der ›Down-town‹, 126, Huston Street, Apt. 1546. Die Down-town von Washington war das typische Geschäftsviertel aller amerikanischen Städte – mit einem Unterschied: Die Hochhäuser durften nicht mehr als dreizehn Stockwerke haben. Jills Apartment lag im dreizehnten. Von der kleinen Terrasse sah man über die Stadt und den Potomac-Fluß. Unten im Hause war ein Drugstore. Jakob hatte eine Riesenbestellung aufgegeben, und die war geliefert worden. Jill und er waren entschlossen, das Apartment in den nächsten drei Tagen nicht zu verlassen. Aber schließlich mußten sie auch bei Kräften bleiben. Also hatte Jakob Kräftigendes en masse bestellt. Dazu Champagner. Champagner, hatte Jakob gefunden, hilft immer. Er lockert die Zunge. Nicht seine eigene. Die seiner Partner, meistens seiner Partnerinnen. Er selbst trank eisern Coca-Cola.
    So lebten sie denn selig und in Freuden im Apt. 1546. Am Abend des Nationalfeiertages, nach bereits längerer inniger Bekanntschaft mit Jakob und zwei weiteren Schlittenfahrten, äußerte Jill, sie sei so glücklich wie noch nie im Leben, aber sie könne kein Glied mehr regen. Jede Bewegung schmerze sie. Nicht so Jakob. Der wäre gerne mit einem Rad durch Washington gesaust, um fit zu bleiben. Das ging nicht. Er sah es ein. Statt dessen

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