Hurra, wir leben noch
wunderbaren Jahre«; Hoimar von Ditfurth: »Der Geist fiel nicht vom Himmel«; Erica Jong: »Angst vorm Fliegen«; Curd Jürgens: »… und kein bißchen weise.«
Von Filmen seien genannt: »Lina Braake« ( BR ): »Sommergäste« ( BR ); »Von Angesicht zu Angesicht« (Schweden); »Einer flog über das Kuckucksnest« ( USA ); »Der weiße Hai« ( USA ); »Taxidriver« ( USA ).
Gesungen wurden, neben Karnevals-Schunkelweisen, des Bundespräsidenten Walter Scheel Lieblingslied »Hoch auf dem gelben Wagen«, vor allem »Theo, wir fahr’n nach Lodz«, »Mein Gott, Walter«, und »Wenn du denkst, du denkst ..«.
Was bleibt? Zwischen Nostalgie und Terror das große Unbehagen an der Leistungs-, Konsum-, Wegwerf- und Wohlfahrtsgesellschaft mit ihrer Freizeit-, Fernseh- und Fußballkultur. Blickt man allerdings in die rustikal renovierten Gaststätten und sieht den wacker Schmausenden zu, erfreut man sich am Anblick der Urlauber in Mallorca oder auf den Bahamas, staunt man über den Kraftaufwand der Politiker bei ihren Reden, dann ruft man wohl trotz aller Bedenken:
HURRA – WIR LEBEN NOCH !
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1966
Weil ein Nagel verlorenging,
ging ein Eisen verloren.
Weil ein Eisen verlorenging,
ging ein Huf verloren.
Weil ein Huf verlorenging,
ging ein Pferd verloren.
Weil ein Pferd verlorenging,
ging ein Reiter verloren.
Weil ein Reiter verlorenging,
ging eine Botschaft verloren.
Weil eine Botschaft verlorenging,
ging ein ganzes Königreich verloren.
Und alles nur, weil ein Nagel verlorenging.
ABRAHAM LINCOLN (1809–1865)
1
»I … Im … Immer wenn d … du glaubst, e … es ge … geht nicht me … mehr, k … ko … kommt ein m … mildtätiger M … Mord daher«, hatte Klaus Mario Schreiber am 6. November 1957 gesagt. Am 27. April 1961 sagte er es wieder.
Wegen der Hartnäckigkeit, mit der Schreiber an diesem seinem Diktum festhielt, hatte Jakob Formann die Grundsteinlegung eines Plastikwerkes bei Tokio vorzeitig abbrechen und nach München zurückfliegen müssen. Er flog zu dieser Zeit ununterbrochen von einem Krisenherd seines Imperiums zum andern. Diesmal gab es in München Ärger. Großen Ärger. Die gesamte Redaktionsleitung, allen voran Frau Dr. Ingeborg Malthus, hatte den Aufstand geprobt, der schon seit Jahren fällig war: den Aufstand gegen den von allen am heftigsten benötigten und am heftigsten befehdeten Klaus Mario Schreiber.
Das Jakob nach Japan übermittelte Ultimatum besagte: Entweder alle verantwortlichen Redakteure legen sofort die Arbeit nieder – oder Klaus Mario Schreiber wird sofort gefeuert. Niemand der Verantwortlichen in der Redaktion (Auflage zu dieser Zeit wöchentlich 1,7 Millionen Exemplare) war willens, sich die Eigenmächtigkeiten, die Frechheiten, den Zynismus, das Saufen und den Dünkel Schreibers noch länger gefallen zu lassen. Also entweder oder!
Direkt vom Flughafen Riem hatte Chauffeur Otto seinen Chef Jakob Formann in das imposante OKAY -Verlagshaus gefahren. Da saß er nun in dem großen Konferenzsaal mit seinen Mahagoni-Paneelen, an der Spitze eines langen Tisches, und alle Verantwortlichen saßen zu seinen Seiten, viele, die schon dabeigewesen waren, als man noch in einer halbzerstörten Wohnung an der Lindwurmstraße, die nur durch eine Leiter zu erreichen gewesen war, die erste Nummer von OKAY (in der RM -Zeit!) produziert hatte, und dazu viele später Hinzugekommene.
Am unteren Ende des Tisches hockte Klaus Mario Schreiber, eine Flasche, ein Glas und einen Becher mit Eiswürfeln vor sich. Neben ihm saß der Vertriebschef. Der Vertriebschef hatte das Recht, an jeder wichtigen Sitzung der Redaktion teilzunehmen, und er war auch stimmberechtigt. Man schrieb den 2. Mai 1961. Schwüle Hitze lastete über München. Alle waren nervös, Schreiber war voll wie eine Natter und seine Akne gerade wieder einmal im Begriff zu vernarben.
»Wir fordern, daß dieser Schmierer endlich rausgeschmissen wird!« rief, in höchster Erregung, ein nun schon reichlich betagter Herr – der Textchef Dr. Walter Drissen.
»Wenn Sie diesen Unmenschen nicht auf der Stelle entlassen, gehen alle verantwortlichen Redakteure, Herr Formann, und auch ich als Chefredakteur«, sagte Frau Dr. Ingeborg Malthus, die einst in einem Bootsschuppen am Staffelsee zu Murnau nur höchst mangelhaft behaust gewesen war.
»Sie haben den Bogen überspannt, Schreiber!« schrie Textchef Drissen und ließ seinen Armstumpf auf die Tischplatte krachen. »Mit Ihnen ist es aus!«
»Langsam«,
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