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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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große Bonbonniere und schlug sie dem Arnusch Franzl um die Ohren, daß die Pralinen nur so durchs Zimmer flogen.

36
    »Hör auf! Hör auf! Gott im Himmel, bist du wahnsinnig geworden?« schrie der Arnusch Franzl, seinen Kopf mit den Händen schützend, so gut es ging. Jakob gab ihm einen Tritt in den mächtigen Bauch, und der Franzl krachte auf die breite Couch.
    »Ich bin nicht wahnsinnig geworden«, sagte Jakob sanft, »ich bin absolut normal. Ich hab’ alles begriffen. Du, mein Generalbevollmächtigter, hast unter schwerstem Mißbrauch meines guten Namens betrogen und belogen und beschissen!«
    »Na und? Hast du das bei dem Afrikageschäft, das leider, leider in die Hosen gegangen ist, nicht etwa mit Freuden auch getan?«
    »Das«, sprach Jakob Formann voll Würde, »war etwas ganz anderes. Ich habe nicht gesagt, daß Jakob Formann überhaupt nicht bescheißt. Aber Jakob Formann bescheißt nicht so, daß er plötzlich die deutsche Steuerfahndung auf dem Hals hat. Die Steuerfahndung, jawohl, du Hund! Und Jakob Formann läßt sich nicht einfach zwanzig Prozent von seinem Generalbevollmächtigten klauen!«
    »Aber …«
    »Kusch! Die Schiebereien hätte ich auch allein machen können! Aber ich hätte sie so gemacht, daß die Steuer mir niemals an den Karren hätte fahren können, und nicht so wie du, du Arsch von einem Arsch! In Gefahr gebracht hast du mein Lebenswerk durch deine blödsinnigen Sauereien! Und beklaut hast du mich auch noch! Mein Schulfreund und alter Spezi beklaut mich! Um zwanzig Prozent nur! In seiner Bescheidenheit, in seiner wunderbaren!«
    »Hör mal, Jakob, als dein Generalbevollmächtigter habe ich dir unzählige Dienste erwiesen, und das ist der Dank?«
    »Dank? Bist du wahnsinnig geworden? Die Fahndung, du Hornochse! Verantwortlich bin immer und immer ich, nicht irgendein Generalbevollmächtigter!« Mehr und mehr regte Jakob sich auf. »Und deshalb habe ich ab sofort keinen Generalbevollmächtigten mehr!«
    »Aber du hast doch mich …«
    »
Gehabt!
Du bist nämlich soeben gefeuert worden, kapiert? Zwanzig Prozent … Und wenn jetzt die Fahndung kommt … Mensch, ich könnte dich umbringen, du Drecksau! Bis morgen früh bist du hier raus, verstanden? Raus mit dir! Jakob Formann ist seiner Zeit immer um zwei Schritte voraus! Jakob Formann weiß, was ein guter Name und eine weiße Weste in zwei Jahren wert sein werden! Scher dich weg! Von Stund an kenne ich dich nicht mehr! Und wenn du morgen früh nicht verschwunden bist oder irgendwelchen Wirbel machst, zeige ich dich an. Und von alldem, was du Mistvieh da angerichtet hast, habe ich überhaupt nichts gewußt!«

37
    Aufrecht, bieder, ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, so schritt Jakob durch den Garten vor der Villa des Arnusch Franzl auf die Straße hinaus, wo der gute alte Otto Radtke mit einem Rolls-Royce wartete und nun den Schlag aufriß. Otto bemerkte sofort, daß etwas nicht stimmte. Er fragte erschrocken: »Ist was passiert, Jakob?«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete Jakob, auf den Sitz neben Radtke fallend. Otto rannte um den Wagen, kletterte hinter das Steuer und fragte: »Was denn, um Himmels willen? Jakob! Du siehst ja aus wie der Tod!«
    »Ganz in der Nähe von dem bin ich auch«, sagte Jakob schwach. »Ich habe die größte Enttäuschung meines Lebens hinter mir. Mich hat’s grauenhaft erwischt. Fahr in den BREIDENBACHER HOF nach Düsseldorf …« Er zuckte zusammen. »Nein, nicht Düsseldorf! Auf keinen Fall Düsseldorf! Fahr nach Köln, ins DOM-HOTEL !«
    »Ich habe gedacht, wir bleiben eine Weile in Bonn, Jakob, und du schläfst beim Herrn Arnusch.«
    »Nenne diesen Namen nie mehr, ich bitte dich herzlich«, sagte Jakob.
    »Diesen Mann gibt es nicht mehr für uns. Dieser Mann ist für uns gestorben!«
    »Aber was hat er denn angestellt?«
    Jakob erzählte seinem Kriegskameraden und Freund Otto Radtke auf der Fahrt nach Köln, was der Arnusch angestellt hatte. Als er fertig war, sagte Otto gedankenvoll: »Na ja, ich weiß aber gar nicht, was du hast, Jakob. Das waren doch prima Ideen!«
    »Otto!« Jakob sah seinen Freund entsetzt an. »Hast du denn keinen Funken Verstand mehr?«
    »Wieso Verstand?«
    »Mensch, der Arnusch Franzl, der Hund, der hat das alles doch vollkommen idiotisch angefangen!« Jakobs Schläfennarbe pochte heftiger und heftiger. »Der bringt mich um Kopf und Kragen! Der bringt mich ins Loch! Wenn da jetzt die Fahndung auf was draufkommt, ist es aus mit mir! Denn ich, Otto, ich bin immer

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