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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Franzl rieb sich die fetten Hände und begann danach, in Pistazienstückchen zu wühlen. »Übrigens mußt du morgen nach Zürich fliegen. Und zwar mit einem von deinen Flugzeugen.«
    »Warum?«
    »Weil, mein Guter«, sagte der Arnusch Franzl, verzeihend und milde wie ein Lehrer zu einem idiotischen Kind, »es praktisch ist, ein Flugzeug zu nehmen, wenn man zweiundzwanzig Millionen D-Mark in Scheinen zu transportieren hat. Und Nougat ist
doch
das Beste!«
    »Was sind denn das für zweiundzwanzig Millionen?« fragte Jakob.
    Der verfressene und von sich selbst begeisterte Arnusch Franzl erwiderte heiter: »Na, du hast da in der Schweiz doch einen Haufen Patente gekauft – für deine Kunststoffe und Fertighäuser und Hühnerfarmen!«

35
    »Du hast da in der Schweiz natürlich
nicht
einen Haufen Patente gekauft – für deine Kunststoffe und Fertighäuser und Hühnerfarmen«, sagte der Franzl ungeduldig, nachdem er das Glas voll Wasser gebracht hatte, um das ihn Jakob mit schwacher Stimme gebeten hatte. Er sprach, während unser Freund trank: »Du hast nicht eine einzige müde Mark jemals für den Erwerb von Patenten ausgegeben – in der Schweiz oder irgendwo sonst, klar?«
    »Vollkommen klar«, sagte Jakob und umklammerte das Wasserglas. »Und darum, weil ich nicht eine einzige müde Mark in der Schweiz für den Ankauf von Patenten ausgegeben habe, muß ich jetzt hinfliegen und – wieviel hast du gesagt …?«
    »Zweiundzwanzig Millionen, mein Guter.«
    »… und zweiundzwanzig Millionen abholen. Klar, völlig klar.«
    Jakob hielt sich den Kopf. »Das ist ja wohl selbstverständlich, daß ich zweiundzwanzig Millionen verdiene damit, daß ich keine einzige Mark ausgebe und kein einziges Patent kaufe.«
    »Du bist leider ein ganz großer Trottel, Jakob, mein Bester«, sagte der Arnusch Franzl, der immer munterer wurde. »Ich möchte bloß wissen, was du ohne mich gemacht hättest in all den Jahren. Natürlich hast du
doch
Patente in der Schweiz gekauft!«
    »Natürlich habe ich
doch
Patente in der Schweiz gekauft«, wiederholte Jakob, um den sich bereits alles drehte.
    »Das haben wir jedenfalls dem Finanzamt gesagt.«
    »Das hast
du
jedenfalls dem Finanzamt gesagt,
ich
nicht!«
    »Krümelkackerei – aber schön,
ich
habe es gesagt. Als dein Generalbevollmächtigter! Paß auf, du Trottel, daß ich es dir erkläre: Du hast in den ganzen Jahren Patente in der Schweiz gekauft, für deine verschiedenen Betriebe.«
    »Aha.«
    »Und die Patente, die haben natürlich Geld gekostet. So ein Erfinder muß schließlich auch leben. Nur daß es so einen Erfinder gar nicht gibt.«
    »Aha«, sagte Jakob zum zweitenmal. Der zitternde Ton in seiner Stimme entging dem munteren Arnusch Franzl, der weiterdozierte: »Das Geld für die Patente von den Erfindern, die es gar nicht gibt, hast du auf verschiedene Bankkonten in Zürich überwiesen, und bei den Steuererklärungen haben wir dann jedesmal angegeben, wieviel wir überwiesen haben. Diese Beträge sind natürlich nicht versteuert worden. In Wirklichkeit habe ich dir diese Konten eingerichtet …« Der Franzl schmatzte vor Selbstgefälligkeit und Schokolade. »… und da ist das Geld dann draufgeblieben. Alles klar, mein Guter?«
    »Alles klar«, sagte Jakob gottergeben.
    »Jetzt ist die Zeit gekommen, wo man das Geld beruhigt wieder abziehen kann, weißt du? Darum habe ich dich herkommen lassen – weil du sofort das ganze Geld in bar mit einem Flugzeug abholen und zurückbringen mußt.«
    »Wohin zurückbringen?«
    »Na, zurück in die Heimat, mein Bester. Ich habe alle wichtigen Leute geschmiert. Du wirst nicht kontrolliert werden. Die Maschine auch nicht. Heim ins Reich, haha! Der Steuer haben wir es auf diese Weise entzogen, und nun können wir mit diesen zweiundzwanzig Millionen in Ruhe weiterarbeiten. Ist jetzt alles klar?«
    »Jetzt«, sagte Jakob, beinahe flüsternd, »ist alles klar. Aber erlaube mir eine Frage. Erlaubst du mir eine Frage?«
    »Natürlich. Also bittschön?«
    »Wieviel Prozente hast du denn bei all diesen Transaktionen für dich behalten, mein Guter?«
    »Lächerliche zwanzig Prozent«, antwortete der Arnusch Franzl freundlich. »Du kennst mich doch … und meine Bescheidenheit, nicht wahr, mein Bester?«
    »Lächerliche zwanzig Prozent?«
    »War doch geschenktes Geld, nicht?« sagte der Arnusch Franzl. Danach erschrak er über Jakobs Gesichtsausdruck.
    »Was hast du denn?«
    »Was ich habe, du Drecksau, du verfluchte?« Jakob erhob sich, nahm die

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