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Hurra, wir leben noch

Hurra, wir leben noch

Titel: Hurra, wir leben noch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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noch der Verantwortliche! Ein Generalbevollmächtigter tut ja nichts gegen den Willen des Chefs! Weiß Gott, was der Arnusch noch gemacht hat! Und zwanzig Prozent für sich!« Jakob stöhnte, preßte eine Hand gegen das Herz, denn da hatte er einen Stich verspürt. Er dachte scharf nach.
    Also seit drei Jahren hat der Franzl diesen Beschiß gemacht und noch weiß Gott wie viele andere dazu. Bevor die Fahndung draufkommt, muß ich mich wenigstens halbwegs schützen. Am besten durch Selbstanzeige! Nehmen wir an, die Steuer ist – ganz niedrig gegriffen – nur um fünfundachtzig Millionen beschissen worden. Dann sind das in drei Jahren …
    Zweihundertfünfundfünfzig Millionen!
    Großer Gott im Himmel!
    Bei einer Selbstanzeige kriege ich die Fahndung auf jeden Fall und dabei kommen dann die ganzen Geschichten raus, die ich angestellt habe … dazu Zinsen und Strafe, das macht gut und gerne … Vierhundert Millionen, gut und gerne.
    Gut und gerne?
    Das kann ich mir ja nie im Leben leisten! Das bringt mich ja um! Mit meinen Häusern und meinen Flugzeugen und meinen Autos und meinem Aufwand und mit meiner Natascha, die jetzt neuen Schmuck kauft! Herrgott, da muß ich ja Bankdarlehen aufnehmen, um meine Steuern nachzuzahlen! Und mein Ruf in der Branche wäre hin! Also, so geht das nicht! Also …
    Also kann ich mich gar nicht selber anzeigen! Sondern muß mit dem ewigen Schrecken leben, daß sie mir von selber draufkommen! Entsetzlich! Unfaßbar, was dieser Schuft, dieser Verbrecher, dieser Arnusch Franzl mir da angetan hat.
    Der Schmerz in der Herzgegend wurde stärker und stärker. Und das Atmen fiel Jakob schwerer und schwerer. Er ächzte. Er stöhnte. Er wand sich. Überall brach ihm Schweiß aus. Er konnte gerade noch denken: Jetzt hat der Franzl mir meinen ganzen schönen Krieg versaut.
    Nachdem er das gedacht hatte, wurde ihm schwarz vor den Augen, und er kippte gegen Ottos Schulter. Aber das wußte er schon nicht mehr.

38
    Mit einem Schrei fuhr Jakob auf. Er lag in einem fremden Bett in einem fremden Zimmer und vor ihm stand ein fremder Mann in einem weißen Mantel. In diesem Zimmer war alles weiß.
    »Hilfe!« schrie Jakob Formann.
    »Jajaja«, sagte der Mann in Weiß und drückte ihn ganz sanft auf das Kissen zurück. »Ist ja schon gut. Endlich ausgeschlafen?«
    »Wer sind Sie?«
    Jakob war so sterbenselend zumute wie noch nie.
    »Ich bin«, sagte der im weißen Kittel, »Professor Klappke, Arzt vom Dienst auf Ihrer persönlichen Privatstation.«
    »Privatstation von was?«
    »Von Ihrem Berliner Großklinikum, Herr Formann.«
    »Sie … Sie kennen mich?«
    »Natürlich kenne ich Sie.«
    »Ogottogottogott …«
    »Aber was haben Sie bloß?«
    »Einen Herzinfarkt natürlich!«
    »Keine Spur, Herr Formann!«
    »Ich habe einen Herzinfarkt!« regte Jakob sich auf.
    »Herr Formann, Sie sind sofort nach der Einlieferung untersucht worden. Gründlichst. Besonders das Herz. Ich wiederhole: Sie haben keinen Herzinfarkt!«
    »Und ich bestehe darauf, ich
habe
einen!«
    »Sie haben einen … verzeihen Sie … hysterischen Herzanfall erlitten und …«
    »Hysterisch? Sie haben hysterisch gesagt?«
    »Ja. Das war nicht bös gemeint. Sie hatten wahrscheinlich große Aufregungen. Da passiert so etwas schon einmal.«
    »Aber die Schmerzen in der Herzgegend … die Atemnot … meine Ohnmacht … Jetzt erinnere ich mich wieder …«
    »Und ich kann nur wiederholen: Sie haben keinen Herzinfarkt, Herr Formann.« Der Arzt mußte mächtig an sich halten. »So glauben Sie mir doch endlich!«
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Professor Klappke, wie ich schon sagte, Herr Formann. Oberarzt bei Professor Weidenhaus, Herr Formann. Professor Weidenhaus ist mehr als überlastet. Ich halte hier seit sechs Tagen Wache. Umschichtig natürlich. Mit Professor Johannsen. Es geschieht alles für Sie! Wenn Sie wieder zu sich kommen, soll ich Professor Weidenhaus sofort verständigen …«
    »Was heißt ›zu mir kommen‹?«
    »Wir haben Ihnen ein paar Spritzen geben müssen, Herr Formann.«
    »Spritzen? O Gott! Warum Spritzen?«
    »Um Sie zu beruhigen. Damit Sie schlafen. Sie waren überarbeitet. Sie hatten einen kleinen Zusammenbruch.«
    »Zusammenbruch?« jaulte Jakob auf. »Jakob Formann ist zusammengebrochen? Was schreiben die Zeitungen? Was sagt das Fernsehen?«
    »Ihre kleine Unpäßlichkeit ist geheimgehalten worden.«
    »Kleine Unpäßlichkeit?« Jakob empörte sich. »Mann, gefällt es Ihnen hier nicht mehr? Wollen Sie

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