Hush Hotel
Moment, als sie so müde war. “Warum?”
“Weil du mit mir nach Austin kommst.”
Sie runzelte die Stirn. Sie verstand nicht recht. “Ich dachte, du fährst morgen.”
“Wollte ich auch. Aber ich habe meine Pläne geändert.” Er war so aufgeregt, dass sie ihn ansehen musste. Sein Lächeln strahlte. Seine Augen strahlten noch mehr. “Ich möchte zwar so schnell wie möglich nach Hause, aber ich möchte dich unbedingt mitnehmen.”
Oh nein! Wie oft mussten sie das noch durchkauen? “Ich will nicht mit nach Texas”, jammerte sie.
Er hielt die Hände hoch. “Du sollst ja nicht bleiben. Es ist nur ein Besuch. Du sollst nur sehen, wie ich wohne und wo mein Studio gebaut werden soll.”
Sie ging taumelnd auf den Küchentisch zu und setzte sich. Quentin kam hinterher, suchte im Schrank nach einer Tasse und schaltete die Kaffeemühle an, in der schon die Bohnen waren.
Sie saß am Tisch und sah zu, wie er ganz selbstverständlich die Kaffeemaschine mit gefiltertem Wasser füllte, den frisch gemahlenen Kaffee abmaß und darauf wartete, dass die Kanne sich füllte, als wollte er ihr den heißesten und frischsten Kaffee der Welt servieren.
Wie konnte sie ihn gleichzeitig so vergöttern und so enttäuscht sein von ihm? Er war so fürsorglich und lieb, das fand man nicht oft bei Männern.
Außerdem hatte er ihr sogar diese Möglichkeit angeboten, die ihren Kampf ums Überleben mit Studium und Job um ein paar Jahre verkürzen würde. Warum war sie so bescheuert, dass sie sein Angebot nicht annahm?
War sie vielleicht doch nur das langbeinige, wilde Fohlen, das in der 'Durstigen Klapperschlange' Drinks servierte – wie es sich für eine Fossey aus Round-Up gehörte?
Nein, sie war viel mehr! Das wusste sie, und das wusste auch Quentin.
Und eigentlich reichte das ja auch, oder nicht? Sie liebte ihn und war sich sicher, dass er sich auch in sie verliebt hatte. Das merkte man.
Sie seufzte und legte den Kopf auf den Tisch. Dann sah sie ihn an. Nachdem sie gestern Nachmittag bei dem Fotoshooting so begeistert von ihm war, hatte sie fast das Wichtigste aus den Augen verloren.
Bei dem Gedanken daran musste sie stöhnen. “Ich glaub, ich fall durch.”
“Warum das denn? Nur weil du mir gestern die ganze Zeit auf den Hintern gestarrt hast, meinst du, dein Projekt wird ein Reinfall?”
Sie hob den Kopf und streckte ihm die Zunge raus. “Evan soll die Fotos heute auf CD brennen. Dann werden wir sehen, ob ich mich schon mal nach einem Schuhkarton umsehen muss.”
“Nein, erst kommst du mit mir nach Texas.”
“Ach ja. Sag mir bitte noch mal, warum ich da hinfliege?”
Er antwortet nicht sofort. Er sah sie nicht einmal an.
Stattdessen goss er ihr eine Tasse Kaffee ein und stellte sie, zusammen mit einem Löffel, vor ihr auf den Tisch. Dazu zwei Päckchen Süßstoff und eine Packung Sahne, die er aus dem Kühlschrank nahm.
Erst dann sagte er: “Ich werde dich nicht einfach so abschreiben, Shandi. Samstagnacht – oder Sonntagmorgen – das war nicht nur Sex. Das war Liebe.”
“Ich weiß”, gab sie zu, denn sie wusste, das wollte er hören.
“Es war einzigartig und wunderschön, und das braucht es, damit eine Beziehung funktioniert.” Er schluckte. “Diese innere Verbindung. Diese Innigkeit und Nähe und Reinheit. So was gibt es nur selten.”
Er betrachtete seine Hände, die er auf den Tisch gelegt hatte. “Ich brauche dir nichts vorzumachen und so zu tun, als ob ich nie von den sexuellen Möglichkeiten Gebrauch gemacht hätte, die man mir angeboten hat. Was ich dir sagen will ist, dass ich diese One-Night-Stands vor langer Zeit aufgegeben habe, weil sie mich nur eines gelehrt haben.”
“Und das wäre?”, fragte sie. Plötzlich war ihr kalt, und sie legte die Hände um ihre Tasse, um wenigstens ein bisschen warm zu werden.
“Dass sich der beste Sex im Kopf abspielt.” Ein Lächeln ging über sein Gesicht, und er sah sie an. “Abgedroschen, aber wahr. Lieber hole ich mir selber einen runter, wenn ich geil bin. Das erspart einem auch dieses peinliche Hinterher, und mir selbst muss ich im Bett auch keine Anweisungen geben.”
Beinahe hätte sie sich an ihrem Kaffee verschluckt. “Lass das. Ich bin noch nicht wach genug, dass ich gleichzeitig schlucken und lachen kann.”
“Ich verspreche, es kommt nie wieder vor.” Er grinste. “Ich mag es nämlich nicht, wenn ich Anweisungen geben muss. Ich mag es, dass jemand instinktiv weiß, was mich anmacht. Du weißt es. Und das ist selten, wie
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