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Hush Hotel

Hush Hotel

Titel: Hush Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Kent
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eigenen Galerie für dein Schmuckdesign ist also eine Karrierenummer? Kits PR-Job ist eine Karrierenummer?”
    “Ja, klar. Was denn sonst? Irgendwann kommt der Punkt, an dem du dich fragen musst – an dem wir alle uns fragen müssen –, wie viel du bereit bist zu opfern. Den Mann für die Karriere oder die Karriere für den Mann.”
    Wie bitte? Spielte April jetzt die Psychologin? Shandi verteilte mit einem Schwämmchen den Grundierer. “Ach, mehr Alternativen gibt es nicht?”
    “Kennst du welche?”
    “Ja, kenne ich. Träume und Ziele, Selbstachtung und eigene Identität opfern und …”
    “Schon gut, okay.” Kit streckte die Arme hoch und lachte. “Ich denke, wir haben's begriffen.”
    “Du vielleicht”, sagte April. “Ich nicht.”
    “Das glaube ich nicht”, sagte Shandi und stemmte die Hände in die Hüften. “Du bist es doch, die sich von ihrer Familie ihr Liebesglück vermasseln lässt.”
    “Stimmt. Lange war es so.” April drehte sich um und sah Shandi an. “Aber ich habe in letzter Zeit auch viel über Alternativen nachgedacht.”
    Shandi fühlte sich unwohl bei dieser Diskussion. Sie wandte sich wieder Schminkkoffer, Pinseln und Puderrouge zu. “Und zu welchem genialen Schluss bist du gekommen?”
    “Ich weiß nicht, ob er genial ist”, sagte April und betrachtete ihre Fingernägel. “Aber ich weiß, dass ich weder zu mir noch zu Evan fair gewesen bin.”
    Wow. Shandi war beeindruckt. Sie arbeitete an Aprils Wangenknochen. “Heißt das, du brichst den Kontakt zu deinen Eltern ab, oder heißt das, du stellst ihnen Evan endlich vor?”
    “Ich denke gerade darüber nach, wie ich das kombinieren kann. Und das …” April deutete mit dem Finger auf Shandi “… habe ich dir zu verdanken.”
    Shandi hielt inne. “Mir? Wieso das denn?”
    “Weil du so bist, wie du bist. Du machst keine Kompromisse. Du tust, was du tun musst, um deine Ziele zu erreichen, auch wenn das heißt, deiner Familie auf die Füße zu treten.”
    “Wenn es nur die Füße wären!”, seufzte Shandi. Sie war überrascht, dass ihr eigener kleiner Freiheitskampf April beeinflusst hatte. “Es war vielmehr so, dass ich alle meine Vorstellungen von Familie aufgeben musste und so getan habe, als wäre Familie nicht mehr wert als Trauben in einem Fass, die man zu Wein zerstampft.”
    “Wahnsinn”, sagte Kit. “Wie philosophisch.”
    “Nein. Wie traurig. Wie hinderlich. Und demoralisierend. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn dir deine Eltern Vorschriften machen, wie du dein Leben zu leben hast? Und wenn du es anders machst, heißt es, du hast keinen Respekt vor ihnen?”
    April und Kit sagten nichts mehr. Auch Shandi war jetzt still. Das hätte ich nicht so herausblöken sollen, dachte sie, während sie nach den richtigen Lidschattenfarben suchte, die die Skala von Cremefarben über Terrakotta und Siena zu Schokoladenbraun abdeckten. Sie hatte sich damit abgefunden, dass ihre Eltern eine leicht eingeschränkte Sichtweise hatten.
    Sie waren unfähig, mit Veränderungen umzugehen. Da war Vorurteil statt Fortschritt. Sie weigerten sich einfach, Dinge zu akzeptieren, die ihnen fremd oder unbehaglich waren.
    Das hatte Shandi dazu gebracht, sich aus diesem Sicherheitsnetz zu befreien. Sonst wäre sie darin erstickt. Aber wahrscheinlich hatte sie kleine Stückchen dieses Netzes immer noch in sich.
    Denn sie machte sich schließlich weiter Gedanken darüber, was ihre Eltern über ihr Leben dachten. Sie hatte sich so wenig von ihren Eltern gelöst wie diese sich von ihren kleinstädtischen Ansichten. Da hätte sie auch gleich in Round-Up bleiben können.
    “Genug davon”, sagte sie schließlich mit einem bitteren Lachen. “Sorgen wir lieber dafür, dass ihr zwei Schönheiten fertig werdet. Und lasst bitte die Finger von meinem Mann.”
    Eine halbe Stunde lang war Shandi mit Schminken beschäftigt. Die Farben von Lippen, Augen und Wangen mussten perfekt aufeinander abgestimmt und die beiden farblich kontrastierenden Frisuren gebändigt werden. Die drei Frauen kicherten und erzählten sich von erfolgreichen Dates und katastrophalen Pleiten mit irgendwelchen Männern, während Shandi ihre beiden Models perfekt zurechtmachte.
    “Das ganze wichtigtuerische Gequatsche über Beruf und Familie ändert doch in Wirklichkeit gar nichts, oder?” Während Shandi ihre Arbeitsmaterialien wieder einräumte, stand Kit auf und strich ihr Kleid glatt. Ihr hellblondes Haar glänzte beinahe weiß. “Es geht letztendlich doch nur um

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