Hush Hotel
Stunde der Beichte morgens um halb vier.
“Er ist toll, aber ich habe ihn noch nicht. Weißt du eigentlich schon, dass er aus Texas ist?”
“Wer? Der tolle Typ?”
“Ja. Aus Austin.” Sie richtete sich wieder auf, dann glitt sie an der Wand herunter und hockte sich auf ihre Fersen.
“Gut! Wenn er auch vom Land kommt, ist er vielleicht so ähnlich drauf wie du?”
“Nein, das ist gar nicht gut, du dumme Nuss. Außerdem lebe ich hier und er nicht.” Was sollte daran gut sein? “Und wer sagt, dass wir so ähnlich drauf sind?”
“Hm”, murmelte April. Dann sagte sie: “Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß mit ihm.”
“Ja, und zwar die Sorte Spaß, bei der man keine Kleider anhat.”
April seufzte, diesmal etwas lauter. “Du denkst mal wieder nur an Sex.”
“Das hört man gerne von jemandem, der nie daran denkt”, erwiderte Shandi und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Sie hörte April nicht einmal mehr atmen.
“April? Bist du noch dran?”
“Ja.” Es klang frostig.
Shandi holte mit geschlossenen Augen tief Luft. “Hör zu, wir reden weiter, wenn du wieder da bist, okay? Nach der Vorlesung am Mittwoch, ja? Wir gehen ins Amuse Bouche, hier im Hotel. Ich bin nämlich mal wieder pleite und hier kriege ich alles umsonst.”
April lachte. “Klingt gut. Außerdem muss ich mich dann sicher von meiner Familie erholen.”
April legte auf.
Als Shandi vom Personalraum zurück an die Bar ging, zu den Gesprächen, dem Gelächter und der hämmernden Musik, fiel ihr auf, dass sie sich durch ihren Ehrlichkeitstick um ein Haar richtig in Schwierigkeiten gebracht hätte.
Und jetzt wollte sie dieser aufgebrezelten Tussi am liebsten die Arme rausreißen, mit denen sie um Quentin herumfuchtelte.
“Einen Scotch pur für den Herrn am anderen Ende der Bar”, sagte Armand.
Genau in diesem Moment sah Quentin ihr in die Augen.
Sie konnte ihm ansehen, dass sein Geduldsfaden sich immer weiter aufdröselte, je forscher die Annäherungsversuche der Tussi mit dem tiefen Dekolleté wurden. Selbst aus der Entfernung spürte Shandi, wie genervt er war.
Sie versuchte zu ignorieren, dass sie dabei eine gewisse Zufriedenheit empfand.
Runde 1 geht an das langbeinige Fohlen. Die Tussi hat nichts zu melden.
Zeit, aktiv zu werden. Ein Feueralarm? Ein Polizeieinsatz in der Lobby? Janice, die Geschäftsführerin des Hush, wäre von beiden Einfällen sicher nicht begeistert.
Blieb also nur ein Anruf übrig.
Sie verschwand wieder im Hinterzimmer, nahm das tragbare Telefon und wählte – bis auf die letzte Ziffer – die Nummer ihres Mobiltelefons. Dann holte sie tief Luft und lief zum anderen Ende der Bar, wo Quentin saß.
“Mr. Marks?”
Sein Blick richtete sich auf sie. “Ja?”
“Entschuldigen Sie, dass ich störe”, sie lächelte die Tussi freundlich an, “aber hier ist ein Anruf für Sie.”
“Danke”, sagte er, und als er nach dem Telefon griff, gab sie schnell die letzte Zahl ein und flüsterte der Tussi noch mal ein “Entschuldigung” zu. Quentin stand auf und entfernte sich, um zu telefonieren.
Auf dem Weg ins Hinterzimmer ging Shandi an Armand vorbei und bat ihn, sie fünf Minuten zu vertreten. Schon vibrierte in ihrer Hosentasche ihr Handy. Armand rollte mit den Augen und sagte: “Du bist mir was schuldig.”
Sie schaffte es gerade noch abzunehmen, bevor der Anruf auf die Mailbox umgeleitet wurde. “Shandi Fossey. Außergewöhnliche Barkeeperin und Feuerlöscherin.”
Quentin lachte in ihr Ohr. Es klang sexy. “Wo sind Sie?”
“Im Personalraum”, sagte sie und lehnte sich wie eben an die Wand, als sie mit April telefoniert hatte. Seine Stimme machte sie an.
“Wie komme ich da hin?”
“Gar nicht. Nur für Angestellte.”
“Sollen wir einfach weiter telefonieren?”
Mist.
“Nein. Gehen Sie um die Ecke am hinteren Ende der Bar. Da ist eine holzvertäfelte Tür in der Wand. Man sieht sie nicht gleich. Sie müssen nur den Knauf drehen, dann kommen Sie rein.”
“Kriege ich dafür eine Belohnung?”
Oh Gott.
“Lektion Nummer eins.” Vor Vorfreude klang ihre Stimme ganz heiser. Sie leckte sich die Lippen. “So leicht haben es Männer bei mir nicht.”
Einen Moment Stille, dann sagte er: “Ich kann es kaum erwarten, das zu überprüfen. Bleiben Sie da.”
Kein Problem. Sie konnte sich sowieso nicht von der Stelle rühren, so aufgeregt war sie. Sie hörte, wie er auflegte. Ihr Herzschlag klang mit dem Piepen des Telefontons in ihren Ohren.
Und obwohl sie wie zu
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