Hush Hotel
an.
Sie wusste, dass das kindisch war, aber so reagierte sie eben auf Stress. Sie wurde bockig und fing an zu schmollen und fühlte sich erst besser, wenn sie mal kurz ausgerastet war.
Aber jetzt musste Schluss sein damit. Sie setzte sich auf und dachte an Quentin – was sie über ihn wusste und was sie noch nicht wusste, welchen Eindruck sie als sein Date auf ihn machen würde und nicht als Bedienung hinter dem Tresen.
Sie musste das Tempo anziehen. Aber wie?
In dem Moment landete ihr Blick auf dem kurzen grün-blau karierten Rock in ihrem Schrank. Oh ja! Sie liebte es, wenn ein Plan Gestalt annahm.
Sie stehen auf kleine Ausreißerinnen, was?
“Ich sang schon vor Publikum, kaum, dass ich sprechen konnte.”
Es war Dienstagabend kurz vor sieben. Quentin saß ganz entspannt in einem Ledersessel in der eleganten Art-déco-Lobby des Hotels und wartete auf Shandi. Entspannt? Nun ja, zumindest saß er da und wartete.
Leider war es mit seiner Entspannung vorbei, seit sich Mrs. Cyprus in den Sessel neben ihn gesetzt und den Mund aufgemacht hatte. Nun wartete er sehnsüchtig darauf, dass sie ihn wieder schloss.
“In der Grundschule sang ich schon die Titelrolle in
Annie.
Ist das zu glauben? Ich war nicht mal zehn und setzte mich gegen die Konkurrenz der älteren Kinder durch!”
Genau von diesem Gelaber hatte Shandi ihn am Abend zuvor erlöst. Er wünschte, sie würde schnell auftauchen und ihn wieder retten. Natürlich könnte er sich auch selbst retten, indem er aufstand und zu einem der Shops in der Lobby hinüberging, ins Restaurant oder in die Bar oder sogar zurück auf sein Zimmer.
Aber er hatte es sich in den Kopf gesetzt, in der Lobby zu sein, wenn Shandi kam. Er wollte sie sehen, bevor sie ihn entdeckte. Er wollte ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn sie ihn entdeckte.
“In dem Sommer, bevor ich an die Highschool kam, fiel ich den Betreuern im Sommercamp auf. Ich organisierte mir ein paar Backgroundtänzerinnen und sang ein Medley von Elvis-Songs. Sie hätten unsere Kostüme sehen sollen!”
Er nickte, lächelte, legte die Ellbogen auf die Armlehnen und verschränkte die Finger ineinander. Er würde nicht von seinem Plan abrücken, nur weil diese nervige Person neben ihm ihren Lebenslauf runterbetete.
Er schaltete die Ohren einfach auf Durchzug und nahm ihr Geplapper nur im Hintergrund wahr.
“An der Universität habe ich Gesang studiert. Und diese Begeisterung nach meinen Auftritten! Auf eine solche Reaktion des Publikums hatte ich immer hingearbeitet. Endlich wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war und dass ich davon nie genug bekommen würde.”
Sie bekam vielleicht nicht genug, doch ihm reichte diese einseitige Konversation langsam. Er wollte gerade aufstehen und sich entschuldigen, als die Drehtür sich öffnete und Shandi erschien.
Das dachte er zumindest auf den ersten Blick. Doch er musste ein zweites Mal hinsehen, um sich zu vergewissern, dass es wirklich Shandi war und niemand anders.
Neben ihm plapperte Mrs. Cyprus munter weiter. Für sie existierte nur sie selbst. Das gab Quentin Gelegenheit, Shandi genauer anzusehen.
Sie trug Slipper und weiße Kniestrümpfe, wie man sie eigentlich nur bei kleinen Schulmädchen sah und nicht bei einer Frau, mit der man ins Bett gehen wollte. Er kam sich plötzlich pervers vor, als er seine Erregung spürte.
Er ließ seinen Blick an ihren langen Beinen hochwandern, die unter einem grün-blau karierten Rock verschwanden, der so kurz war, dass er nur knapp ihren Hintern bedeckte. Und nicht einmal das, wenn man in einem tiefen Sessel saß, so wie Quentin gerade.
Er konnte ihre Haut und Kurven erahnen und etwas, das aussah wie ein weißes Spitzenhöschen. Sein Magen krampfte sich zusammen wie der eines halb Verhungerten.
Er betrachtete gerade ihre weiße Bluse – hauchdünn und beinahe durchsichtig – als sie ihn entdeckte. Sie kam auf ihn zu, und er blieb unbeweglich sitzen und beobachtete, wie ihre frei schwingenden Brüste bei jedem Schritt in ihrer Bluse hüpften.
Als sie eine Hand zum Mund nahm, sah er, dass sie einen knallroten Lutscher zwischen den Lippen hervorzog. Jetzt verkrampfte sich nicht nur sein Magen, und er musste sich anders hinsetzen, um nicht vollends die Beherrschung zu verlieren.
Aber es nützte nicht viel. Erst recht nicht, als er bemerkte, dass sie ihr Haar zu frechen Rattenschwänzchen frisiert hatte. Und ihr Gesicht!
Ihre Haut sah aus wie aus Porzellan, doch warm und weich und gar nicht zerbrechlich. Auf ihren
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