Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
einem knallgelben Elefanten aus. Valunja holte drei Garnituren Lederunterwäsche hervor. Marta holte aus ihrem Jeans-Rucksack die gelbe Perücke.
Sie fingen an zu drehen. Der Bucklige zog die Unterwäsche an, es war nicht seine Größe, die Unterwäsche rutschte, Gabriel schlug ihm vor, die Motorradhandschuhe und das Käppi anzubehalten, das sieht sogar erotischer aus, sagte er. Von Anfang an ging alles daneben, Marta war nervös, der Bucklige war nervös, Vika regte sich auf. Gabriel konnte nicht mehr an sich halten und bekam einen Wutanfall, was ist los mit euch? – schrie er, was glaubt ihr, wozu ihr hier seid? – schrie er weiter, soll vielleicht ich das für euch machen? fragte er die Frauen, die nicht widersprachen. Der Bucklige war in dieser Situation völlig überfordert, wußte nicht, wohin mit seinen langen nackten Armen in den Motorradhandschuhen. Er stand wie ein Steinpilz in der Mitte des breiten Bettes, daneben standen Marta und Vika und starrten verängstigt auf seinen Buckel. Schließlich brach Marta in Tränen aus, schnappte sich ihre Sachen und lief aus dem Studio. Vika schnappte sich ebenfalls ihre Sachen und lief ihr nach. Es wurde still im Studio. Gabriel schwieg beunruhigt, man konnte sehen, daß der Konflikt ihn mitgenommen hatte. Valunja saß in einer Ecke und bemühte sich, nicht in die Richtung des Buckligen zu schauen. Der Bucklige rückte das Käppi zurecht und zog die Motorradhandschuhe hoch. Also gut, sagte endlich Gabriel, los Viktor Pawlowytsch, wir machen den Dreh mit Ihnen, und später montiere ich alles. Erst die Szene im Büro des Gewerkschaftsführers. Zusammen mit Valunja hoben sie den Tisch an und schleppten ihn ins Zentrum. Der Bucklige half ihnen dabei. Los, sagte Gabriel, an die Arbeit – und schaltete die Kamera ein. Also, rief er, Viktor Pawlowytsch, Sie betreten das Büro. Es ist das Büro ihres Gewerkschaftsführers. Sie aber betreten es in Lederunterwäsche. Deswegen werden Sie von inneren Widersprüchenzerrissen, hören Sie – von inneren Widersprüchen! Sie beginnen, versonnen Ihren ganzen Körper zu streicheln. Nein, besser nicht den ganzen, streicheln Sie nur Ihre Arme. Mehr Zärtlichkeit, Viktor Pawlowytsch! So, und jetzt legen Sie sich auf den Tisch! Valunja, hilf ihm. Leg ihn auf den Tisch. Doch nicht auf den Bauch!
Vika holte Marta schon auf der Treppe ein, Marta zog im Gehen Hemdchen und Bluse an, die Schnürsenkel an ihren Turnschuhen waren offen, und mit ihrem Rucksack erinnerte sie an den im Studio zurückgebliebenen Buckligen. Warte, rief ihr Vika zu, warte, sie befanden sich jetzt auf einer Höhe. Mit diesem Buckligen werde ich nicht drehen, Martas Gesicht war tränenverschmiert, dieser Buckel, er sieht so ... so suspekt aus. Ein ganz normaler Buckel, sagte Vika, wein doch nicht. Und sie bückte sich und band Martas Schnürsenkel zu.
Hör mal, sagte Vika und trank ihr Glas Portwein leer, wenn du gehst, gehe ich auch, ohne dich werde ich nicht drehen. Warum? – fragte Marta verständnislos. Weil du mir gefällst und ich ohne dich nicht drehen werde. Was willst du denn dann machen? – fragte Marta. Sie saßen auf dem Fußboden, die Balkontür stand offen, eine frische Mainacht brach an, der Portwein war alle, Geld hatten sie keines, und ihre Arbeit war zum Fürchten. Ich finde einen anderen Job, sagte Vika, als Kellnerin in einer Pizzeria. Warum in einer Pizzeria? – Marta verstand das nicht, dann doch lieber in einem italienischen Porno mitspielen, sagte sie, als italienische Pizza verkaufen. Was macht das für einen Unterschied, antwortete Vika und fing an, sie langsam auszukleiden. Zog ihr die gelbe Perücke, die Bluse, das Hemdchen, den Rockaus. Nur die Schnürsenkel an den Turnschuhen kriegte sie lange nicht auf.
Am nächsten Morgen suchte Gabriel einen friedlichen Vergleich. Sagte, er sei zu hitzig gewesen, entschuldigte sich und versprach, einen Vorschuß zu zahlen. Die Arbeit am Set wurde wieder aufgenommen. Valunja und der Bucklige karrten das Bett heran. Gabriel gab kurze Anweisungen, also folgendes, sagte er, wir drehen die Szene der lyrischen Selbstfindung der weiblichen Hauptperson. Die weibliche Hauptperson verarbeitet lyrisch die letzten Ereignisse in ihrem Leben. Der Gewerkschaftsführer hilft ihr dabei. Und ich? – meldete sich der Bucklige. Und Sie? Gabriel drehte sich zum Buckligen, Scheiße, Sie hab ich total vergessen. Valunja, gib Viktor Pawlowytsch einen Kerzenleuchter. Also folgendes, Viktor Pawlowytsch, Sie nehmen den
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