Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
iBoy

iBoy

Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
repariert würde. Aber er funktionierte und ein paar Minuten, nachdem wir das Hochhaus betreten hatten, stiegen Gram und ich im dreiundzwanzigsten Stock aus und gingen den Flur entlang zur Wohnung Nummer 4.
    Endlich wieder zu Hause.
     
    Es war wirklich schön, wieder daheim zu sein, und ich lief eine Weile nur gemächlich durch die Wohnung – ins Wohnzimmer, in den Flur, in mein Zimmer, in Grams Zimmer. Ich tat eigentlich nichts, schaute mich nicht mal um, sondern freute mich bloß, wieder da zu sein, unter all den Dingen, die ich kannte.
    |41| Es war ein gutes Gefühl.
    Danach schlief ich eine Weile, und als ich aufwachte, badete ich ausgiebig und richtig schön heiß. Dann machte mir Gram einen
riesigen
Teller mit Käsetoast und danach fing sie endlich an, mir von Lucy und Ben zu erzählen.
    »Ich weiß keine Einzelheiten«, erklärte sie. »Ich kann dir bloß sagen, was ich in der Siedlung so mitgekriegt habe. Gerüchte, Klatsch, der eine hat dies gehört, der andere das   …« Sie sah mich an. »Mit Michelle habe ich noch nicht gesprochen.« Ich nickte. Michelle war Mrs Walker, Lucys Mum. »Ich dachte, es ist vielleicht besser, ein bisschen zu warten«, fuhr Gram fort. »Weißt du, abzuwarten, bis Michelle von selbst damit kommt, wenn sie so weit ist. Falls sie das überhaupt je sein wird   … keine Ahnung   …« Gram seufzte. »Wie auch immer, anscheinend hatte Ben Probleme mit ein paar Jungs aus einer der Gangs   … wahrscheinlich den Crows. An dem Freitag wartete eine Gruppe von ihnen, bis er aus der Schule zurück war. Dann klopften sie an seine Tür, und als klar wurde, dass seine Mum nicht zu Hause war   … da fingen sie an, ihn zusammenzuschlagen. Lucy   … na ja, Lucy war wohl in ihrem Zimmer. Sie hörte den Lärm und kam raus, um zu sehen, was los war   …« Gram unterbrach sich und sah mich zögernd an.
    »Erzähl weiter«, sagte ich leise.
    Sie seufzte wieder. »Es ist nicht einfach, darüber zu sprechen, Tommy. Sie haben sie vergewaltigt. Sie haben Ben zusammengeschlagen, ihm ein paar Rippen gebrochen und das Gesicht aufgeschlitzt   … und danach sind sie auf Lucy los.«
    »Verdammt«, flüsterte ich. »Wie viele waren es?«
    »Sechs oder sieben   … vielleicht auch mehr.«
    »Und haben sie alle   …? Du verstehst schon, haben sie Lucy alle   …?«
    |42| »Das weiß ich nicht.«
    »Scheiße«, sagte ich vor mich hin und schüttelte ungläubig den Kopf. Ich hatte jetzt Tränen in den Augen   … es war einfach so
schrecklich
, sich das vorzustellen. So widerlich, so furchtbar   … so völlig unglaublich. Aber das Schlimme ist   … es war eben
nicht
unglaublich. Es war etwas, das geschah. Es war auch schon früher passiert. Vor ein paar Monaten erst. Ein junges Mädchen war überfallen und in einer Garage hinter dem Eden House gemeinschaftlich vergewaltigt worden.
    So was kam tatsächlich vor.
    »Weiß die Polizei, wer es war?«, fragte ich Gram.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie immer sagt niemand was. Es gibt jede Menge Gerüchte und es kommen immer wieder dieselben Namen hoch   … ich nehme an, die meisten Gang-Kids wissen genau, wer es war. Aber niemand erzählt was, schon gar nicht der Polizei.«
    »Was ist mit Ben? Er muss doch wissen, wer sie waren.«
    »Nach dem, was er sagt, haben sie alle Kapuzen und Wollmützen getragen   … die Gesichter konnte er angeblich nicht erkennen.«
    »Und Lucy?«
    »Keine Ahnung, Tommy. Wie gesagt, ich bin noch nicht bei Michelle gewesen, deshalb weiß ich nicht, ob Lucy in der Lage war, diese Kerle zu identifizieren.« Gram sah mich an. »Bis jetzt wurde jedenfalls niemand verhaftet   … ich meine, du weißt ja, wie das läuft.«
    »Ja   …«
    Klar wusste ich, wie das läuft. Die Regel Nummer eins in der Crow Town heißt: Rede
nie
mit der Polizei. Gib
nie
irgendwas zu. Verpfeif
nie
jemanden. Denn wenn du’s tust und es kommt raus, bist du so gut wie tot.
    |43| Gram sagte: »Die Polizei hat auch das Handy untersucht, das dich getroffen hat, aber das hat auch nichts gebracht. Bis sie endlich kapiert haben, dass es ein Beweisstück sein könnte, war das meiste von dem, was noch da war, längst in Grund und Boden getrampelt. Das, was sie am Ende gefunden haben, war zu zerstört, um Schlüsse daraus zu ziehen. Aber sie glauben, dass es einer von diesen Typen oben bei Lucy einfach aus dem Fenster geworfen haben muss und du bloß zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort warst.«
    »Nein«, sagte ich. »Wer immer der Werfer war, er

Weitere Kostenlose Bücher