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iBoy

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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Boden des Lagerhauses verblutet war.
    Ich sah auch Hashim und Marek in ihren Krankenhausbetten liegen, beide schwer verletzt und für ihr Leben gezeichnet, aber zumindest würden sie wohl überleben.
    Tweets Verletzungen waren allerdings so schwerwiegend, dass es einem Wunder gleichkäme, wenn er überlebte.
    Und Howard Ellman   …?
    Ihn sah ich nicht.
    Nach einer Notoperation an Brust, Herz und Lunge war Ellman auf die Intensivstation eines Privatkrankenhauses im Westen von London verlegt worden. Aber noch in der gleichen Nacht hatte er es, trotz seines »extrem kritischen Zustands« und trotz einer Polizeiwache vor der Tür, geschafft, aus dem Krankenhaus zu fliehen und spurlos zu verschwinden. Die Polizei hatte keine Ahnung, wie er aus der Klinik herausgekommen war oder wo er steckte, genauso wenig wie ich. Aber die Ärzte waren der Meinung, dass er ohne medizinische Betreuung – und vermutlich sogar
mit
ihr – die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht überleben würde.
    Ich öffnete kurz die Augen und erinnerte mich an das völlige |291| Ausbleiben jeden Gefühls, als ich zugesehen hatte, wie Ellmans Brust explodierte.   … und ich fragte mich jetzt, ob ich immer noch so empfand (oder nicht empfand). Gegenüber Ellman, O’Neil und den andern   … egal ob tot oder lebendig   …
    Machte ich mir Gedanken um sie?
    Spürte ich Reue, Schuld oder Scham?
    Die Antwort, ob sie mir nun gefiel oder nicht, lautete Nein.
    Sie gefiel mir
nicht
.
    Mir gefiel nicht, wozu sie mich machte.
    Ich schloss wieder die Augen, suchte in meinem Innern nach Lucy   … und wusste, sie würde da sein. Lucy konnte ich immer in meinen Gedanken sehen – ihre Sonnenuntergangs-Augen, ihr Lächeln, ihre Flut von Tränen   –, aber meine Gedanken waren nicht die Wirklichkeit. Meine Gedanken waren nicht die Wahrheit. Die Wahrheit war, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich je wieder mit Lucy zusammen sein sollte. Warum um alles in der Welt sollte sie je mit mir zusammen sein wollen? Wegen mir wäre sie fast vergewaltigt und umgebracht worden. Ich hatte sie noch einmal durch dieselbe Hölle geschickt, die sie schon durchgemacht hatte. Ich hatte versagt, hatte sie nicht beschützen können. Ich hatte sie angelogen, getäuscht, betrogen   … und wozu? Um Rache zu üben? Damit
ich
mich besser fühlte? Damit ich mich als Held fühlen konnte?
    Scheiße   …
    Ich war kein Held.
    Ich war noch nie ein Held gewesen.
    Ich war nichts.
    Ich taugte für niemanden.
    Ich war ein Freak.
    Ein Mutant.
    |292| Ein Mörder.
    Ich verlor den Verstand   …
    Und was noch schlimmer war: Mein Herz war erkaltet.
    Ich hatte mich selbst verloren.
    Egal was ich tat, ich konnte nie wieder Tom Harvey sein. Selbst wenn ich allen alles erzählte – Gram, der Polizei, Mr Kirby   –, ich konnte mich nie mehr von iBoy befreien. Er war jetzt für immer mit mir vereint. Er war ich und ich war er. Und irgendwann würde der Rest der Welt das mit uns –
unweigerlich
– herausfinden   … und wenn das geschah, würde unser Leben erst recht eine Freakshow werden.
    Und ich wusste nicht, ob ich damit leben konnte.
    Und trotz allem, was mein Verstand mir sagte, konnte ich einfach nicht aufhören, an das Undenkbare zu denken, die Möglichkeit – egal wie unwahrscheinlich sie war   –, dass Ellman
nicht
gelogen hatte   … dass er tatsächlich mein Vater war. Und jedes Mal, wenn ich mir das vorstellte, musste ich daran denken, was ich in dem Lagerhaus zu ihm gesagt hatte:
Wenn Sie mein Vater wären, würde ich mich umbringen.
     
    Ich öffnete wieder die Augen und starrte über die Dachkante nach unten. Dreißig Stockwerke   … das war ein langer Weg. Und als ich durch die Dunkelheit hinabsah, malte ich mir aus, wie ich an dem Tag, als das Ganze passiert war, vor all diesen Wochen   … mit ziemlich dem gleichen Gefühl auf dem Heimweg gewesen war wie sonst auch   … allein, aber nicht einsam   … in Gedanken bei Lucy und der Frage, worüber sie wohl mit mir reden wollte   … und wie ich dann einen Ruf von oben hörte, hochblickte und ein iPhone durch den strahlend blauen Himmel auf mich zuschießen sah   …
    Und jetzt, als ich vom Dach herunterschaute und mich zurückerinnerte, |293| passierte etwas Merkwürdiges. Die Perspektive wechselte plötzlich, und anstatt mich als mich selbst zu sehen, wie ich zu dem iPhone hochblickte, sah ich mich als das iPhone, das aus dem Himmel auf mein anderes Ich zuschoss, das Ich, das dort unten stand   … nur war der

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