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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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und Hashim erledigte   … na ja, dann wären O’Neil und die andern trotzdem noch da. Auch wenn es immerhin eine winzige Möglichkeit gab, dass Gunner, Marek und Tweet Schadensbegrenzung betrieben und wegliefen, sobald Ellman und Hashim aus dem Rennen waren   … O’Neil würde sich auf keinen Fall zurückziehen, ohne was zu tun.
    Er wäre bei Lucy, bevor ich ihn erreichte.
    Und das durfte ich nicht zulassen.
    Ich durfte ihn nicht mal in ihre
Nähe
kommen lassen.
    |276| Ich war, wie es Hashim so formvollendet ausgedrückt hatte, komplett im Arsch.
    Und deshalb stand ich bloß mit trostlosem Herzen da und beobachtete, wie Howard Ellman durch das staubige Licht auf Lucy zuschritt.

|277| 11000
    Wissen ist Macht.
     
    Francis Bacon
    Meditationes Sacrae. De Haeresibus
(1597)
     
    Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Wissen wirklich Macht ist, aber als Ellman mit dem Messer in der Hand vor Lucy stand und auf sie herabschaute mit dieser absoluten Leere in den Augen – ohne jede Böswilligkeit, ohne jede Begierde, ohne jedes Gefühl   … also, in diesem Moment war Wissen einfach alles, was ich besaß.
    Mein iHirn
wusste
Dinge.
    Fakten, Nachrichten, Informationen   …
    Und ich wusste, dass ich etwas damit anstellen musste, denn Ellman beugte sich zu Lucy vor, riss ihr das Klebeband vom Mund und ich sah, wie sie weinte   …
    Genau wie ich. Aber Weinen würde nicht helfen.
    »Tom   …?«, hörte ich Lucy schluchzen.
    Ihre Stimme klang dünn, schwach vor Angst, und ihr Gesicht war bleich und grau vor Entsetzen, doch als sich unsere Blicke trafen, sah ich, dass da immer noch diese verborgene Stärke in ihren Augen lag   … und dass sie, unglaublicherweise, versuchte, mich anzulächeln.
    |278| Ich lächelte zurück.
    Und Ellman schlug ihr ins Gesicht.
    »Fuck, du sollst nicht
ihn
angucken«, sagte er zu ihr und seine Stimme klang relativ ruhig. »Guck mich an. Kapiert? Lass deine scheiß Augen gefälligst auf mir.«
    Sie starrte mit kaltem Hass zu ihm hoch.
    Ellman hob lässig das Messer in seiner Hand und hielt es ihr dicht vors Gesicht. »Bleib auf den Knien und lass deine Augen auf mir   … vielleicht tu ich dir dann ja nichts. Hast du verstanden?«
    Lucy sagte nichts, sondern starrte ihn nur weiter an, und ich erkannte an ihrem Blick, dass sie nicht vorhatte, kampflos aufzugeben   … und das hieß, ich musste handeln, jetzt, in diesem Moment, bevor sie sich töten ließ. Ich musste tief in mein Inneres schauen und alles nutzen, was ich hatte – meine iSinne, mein iWissen, meine iKräfte, mein Ich   … ich musste all das fokussieren, alles auf einmal, alles in einem zeitlosen Augenblick. Auf meine einzige Hoffnung.
     
    Ich schloss die Augen.
     
    Das iWissen war schon da:
Wenn eine Lithiumbatterie überladen wird, galvanisiert das Lithiummetall an der Anode, während an der Kathode Sauerstoff gebildet wird. Dieser Sauerstoff ist sehr leicht entzündlich, sodass extreme Feuergefahr entsteht.
Und dazu die iInfo:
Ein Mann starb, nachdem sein Handy explodierte und ihm die Halsschlagader durchtrennte   … laut Polizeibericht die neunte bekannte Handy-Explosion seit 2002.
Außerdem hatte ich das Lagerhaus gescannt und alle sechs Handys geortet. Ellmans war immer noch in der Innentasche seiner Anzugjacke. Hashims steckte |279| in der Gesäßtasche seiner Jeans, O’Neils befand sich in der vorderen Tasche seiner Trackpants, Tweet hatte seines unter den Gürtel geschoben, Gunners Gerät steckte in der Brusttasche seines T-Shirts und Mareks in der vorderen Tasche seiner Jeans.
    Ich öffnete die Augen.
    Ellman stand jetzt noch dichter vor Lucy. Lucy war immer noch auf den Knien und O’Neil hatte sich aus dem Sessel erhoben und mit vor Aufregung glühenden Augen in ihre Nähe gestellt. Kalt lächelnd schob Ellman das Messer oben an ihr Nachthemd. Lucy machte einen Satz und versuchte, das Messer zu packen, aber Ellman war darauf gefasst, zog die Hand weg und schlug Lucy mit der andern ins Gesicht – alles in einer einzigen schnellen Bewegung. Als Lucy aufschrie und zurück auf die Knie sank, brüllte ich ihr zu.
    »
Lucy!
Sieh mich nicht an   …
schau nicht hin
. Mach überhaupt nichts, okay?
Kämpf
nicht gegen ihn. Beweg dich nicht. Warte nur einfach   … vertrau mir. Bitte vertrau   –«
    Hashim rammte mir den Kolben seiner Pistole gegen den Schädel und brachte mich zum Schweigen. Die Wucht machte mich einen Moment lang benommen, aber es war, als ob ich keinen Schmerz spürte, und als ich wieder zu

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