Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern
mit dem luftig-leichten Urlaubsgefühl – nur wir zwei auf einer Wellenlänge hoch über dem Meer
»Ich hole Drinks«, sagte mein Mann. Ich fand das zielführend: In spektakulären Bars muss man einen Drink in der Hand haben, um dann in trauter Zweisamkeit in die Nacht zu schauen und zu wissen: An diesen Moment werden wir uns lange erinnern.
Derweil beobachtete ich die Gäste: ganz schön highe Heels, ganz schön kurze Röcke! Mein Mann kam lange nicht wieder. Nach etwa 20 Minuten erschien er mit zwei Gin-Tonics. Das weibliche schwedische Jungvolk
sei ständig aus dem Hinterhalt aufgetaucht, habe dem Barmann zugezwinkert und ihn mit seiner Bestellung abgedrängt, erklärte er mir. Und mit meiner Prusseliesenfrisur wagte ich nicht nachzufragen, ob nicht vielleicht er es war, der dem weiblichen Jungvolk zugezwinkert hatte und dabei den Barmann aus dem Blick verloren…
Egal, jetzt standen wir da, beobachteten das Sinken der Mittsommersonne und nuckelten an unserem Gin Tonic.
Da klingelte mein Handy: Eine schluchzende Clara war dran. Sie habe so Heimweh. Und die Oma schliefe schon. Und das Wetter sei so schlecht. Und wir sollten kommen. Schnief! Ich tröstete, Jochen schimpfte. Dann tröstete Jochen und ich schimpfte. Dann legten wir auf. Und stritten ein bisschen, ob man in so einem Fall trösten muss oder schimpfen. Die Mittsommersonne war inzwischen auch untergegangen.
Schritt vier: Beschließe, dass ein gutes Essen in den meisten Krisen hilft – und vergesse zu reservieren
Am dritten Tag regnete es wieder und hatte zur Abwechslung 14 Grad. Inzwischen hatten wir aufgehört, uns was vorzumachen: In diesem Urlaub regierte Murphys Law, es ging einfach alles schief. »Wir sollten uns trennen«, sagte mein Mann.
»Ja«, sagte ich: »Du gehst zur modernen Kunst und ich ins Vasa-Museum«. Am Nachmittag trafen wir uns wieder. Ich wusste nun, dass die Vasa ein ziemlich großartiges Kriegsschiff war, das 1628 bei der Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen sank, weil die Kanonen zu schwer waren. Und Jochen wusste, dass Edvard Munch ein ziemlich großartiger Expressionist war, der in seinem Leben tief sank, weil er schwer dem Alkohol verfallen war. Wir hatten also durchaus verbindende Erkenntnisse.
»Und heute Abend gehen wir schick essen«, sagte ich. Jochen blätterte im Reiseführer Ein perfektes Wochenende in Stockholm 6 . »Hier, das ›Tranan‹. Da gibt’s Promis und guten Lachs.«
Als wir um Sieben im strömenden Regen vor dem Lokal standen, sah das innen sehr heimelig aus. Alles wird gut, dachte ich. Doch dann fragte die Empfangsdame: »Madam, haben Sie reserviert?« Und schnell wurde klar: Wir müssen draußen bleiben. Im Regen gingen wir zurück und irgendwann zu irgendeinem schwedischen Italiener.
Was wir gegessen haben – weiß ich nicht mehr. Nur noch, dass unsere Smartphone-App eine Beilage mit »tomatisiertem« Reis übersetzte. Tomatisiert?? Das klang nach einer Mischung aus traumatisiert und atomisiert – und wie die Beschreibung eines bedrohlichen Zustands. Insofern passte es gut zu unserer Stimmung.
Als wir am nächsten Morgen abreisten, kam die Sonne raus. Der traumatisierende Dauerregen schien
sich atomisiert zu haben. Jedenfalls war er weg. Und unsere Laune? Auf dem Wege der Besserung, sozusagen: enttomatisiert.
»Und was«, fragte ich Jochen, »schreibe ich jetzt in meiner Geschichte über den Ehepflege-Urlaub?« »Fahrt in den Süden und nehmt die Kinder mit, solange sie noch mitwollen«, sagte mein Mann.
Ich bin ganz seiner Meinung. Wie immer!
Von der Rolle!
Ich liebe meine Kinder und meinen Beruf, und ich finde es schön, dass ich beides verbinden kann. Aber finden meine Mädels das auch schön? Oder haben sie ganz andere Rollenvorstellungen?
Vor Kurzem habe ich endlich auch dieses Buch gelesen: Die Feigheit der Frauen . 7 Kennen Sie ja vielleicht. Die Autorin, Bascha Mika, behauptet darin, dass sich für uns Frauen in den letzten Jahrzehnten gar nicht viel verändert hat. Sobald wir Mütter werden, meint sie, schmeißen viele von uns über Bord, was wir eigentlich mal wollten – eigenes Geld, berufliche Perspektive, die andere Hälfte des Himmels – und zögen uns zurück in die gemütliche Latte-Macchiato-Komfortzone zwischen Spielplatz und Kitabegrünungsaktionen. Zur Verteidigung, meint Bascha Mika, würden wir dann gerne die Kinder vorschieben und ein überhöhtes Supermama-Ideal: Die Kinder brauchen uns schließlich, das versteht jeder … In Wahrheit würden wir aber
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