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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
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denken:
Geld verdienen, sich vom Chef ärgern lassen und durch die raue Berufswelt kämpfen – sollen das doch die Kindsväter machen!
    Starker Tobak, der Fragen aufwirft: Ist so ein Leben in der traditionellen Rolle nun kurzfristig feige? Oder langfristig Notwehr, weil frau es leid ist um Betreuungsplätze und passende Arbeitszeiten zu betteln. Oder vielleicht einfach klug und die entspanntere Art zu leben, wenn man es sich leisten kann?
    Ich weiß nur so viel: Für mich ist das nichts! Ich möchte in meinem Beruf arbeiten und Kinder, die von Mama und Papa erzogen werden. Den Stress dafür nehme ich – zähneknirschend – in Kauf.
    Nun habe ich ja zwei Töchter. Und oft frage ich mich: Wie werden die es wohl später machen? Ganz anders als ich, schon klar – Töchter wollen es immer anders machen als ihre Mütter. Aber was könnte das in unserem Fall genau heißen? Etwa Latte Macchiato in der Komfortzone?
    Frau Mika hat in ihrem Buch noch eine andere Idee: Sechzig Prozent der jungen Mädchen wünschen sich eine Karriere als Model, meint sie und bezieht sich dabei auf eine britische Studie.
    Na, das kann ja heiter werden, denke ich und will es genauer wissen: »Was wollt ihr später eigentlich mal werden?«, frage ich meine Töchter.
    »Ich will zur Reiter-Polizei«, sagt Jette. »Oder nee, ich werd Reiterhofbesitzerin. Ich will nämlich selber Chefin sein.«

    »Bloß nicht Journalistin«, sagt Clara, »da muss man Aufsätze schreiben. Und du weißt doch Mama, bei mir fehlt immer der Spannungsbogen im Hauptteil.«
    »Und Kinder?«, frage ich. »Nö«, sagt Jette, »zu stressig – jedenfalls, wenn sie so werden wie ich.«
    »Doch«, meint Clara, »ich will vier.« Oh!, dachte ich ein bisschen fassungslos: vier!! »Und wie willst du das mit dem Job machen?«
    »Ich werde Lehrerin: Wenn die Kinder Ferien haben, hab ich auch Ferien. Und um eins komm ich nach Hause. Meine Kinder gehen nicht in den Hort.«
    Der Seitenhieb sitzt. Trotzdem bin ich erleichtert: Das ist zwar anders als bei Mama, hört sich aber doch eigentlich alles ganz vernünftig an: Kein Topmodel-Recall in Sicht, auch keine italienischen Heißgetränke. Doch, doch, die Mädels zeigen gute emanzipatorische Ansätze.
    Ich könnte mich also entspannt zurücklehnen.
    Wären da nicht gewisse Widersprüchlichkeiten im Rollenbild meiner Töchter, die mich verwirren: Erst kürzlich begegnete ich zum Beispiel einer …

Grundschullehrerin in spe mit royalen Sehnsüchten
    »Guck mal, super Spruch«, sagte Clara letzte Woche und hielt mir das Display ihres Handys unter die Nase: ›Scheiß auf Schule, ich werd Prinzessin‹, stand da.

    »Prinzessin«, sagte ich, »das wolltest du doch zum letzten Mal im Kindergarten sein. Und außerdem: Rosa findest du doch total doof.« »Ja«, sagte Clara, »rosa ist endtussig, aber es gibt ja auch coole Prinzessinnen ohne rosa.«
    »Coole Prinzessinnen ohne rosa und ohne Schulabschluss, kenn ich nicht«, sagte ich und fand mich irgendwie humorlos.
    Clara fand mich auch humorlos. Und rollte mit den Augen: »Mensch Mama! Ist doch bloß ein Spruch.«
    Ich dachte trotzdem noch über den Spruch nach: Ließ sich so ein Prinzessinnendasein vielleicht mit dem Lehrerberuf verbinden? Die Zeiten ändern sich ja auch bei Hofe und wer weiß, vielleicht gibt es ja bald Prinzessinnen, die wegen bankrotter Staatshaushalte selbst verdienen müssen. Und überhaupt, war Lady Di nicht auch Erzieherin, bevor sie mit ihrem Charly verkuppelt und in der Komfortzone unglücklich wurde?
    »Ich finde, du gehst noch ein bisschen zur Schule«, sagte ich. »Eine ordentliche Prinzessin muss was auf dem Kasten haben.« »Ja«, sagte Clara, »sie muss auf jeden Fall Oxford-Englisch können!«
    Oxford-Englisch? »Wegen Prinz Harry, der ist ja noch frei.«
    »Aber der ist doch viel älter als du«, sagte ich.
    »Der Mann muss ja auch älter sein«, entgegnete mein Kind.
    Doch kommen wir zur Vision von Tochter Nummer zwei:

Die zukünftige Reiterhofbesitzerin mit Schuhtick
    An dieser Stelle möchte ich mich mal bei unseren Nachbarn entschuldigen, die unter uns wohnen. Nein, liebe Frau Baum und lieber Herr Baum, wir haben hier keinen Ponyhof eröffnet. Wir haben auch keine Hufeisen beschlagenen Vierbeiner in der Speisekammer, wir haben nur eine Tochter, die verliebt ist in die oberste Reihe des mütterlichen Schuhschrank. Dort stehen nämlich meine High-Heels und sobald ich nicht gucke, stöckelt das Töchterchen mit Wackelpo übers Parkett.
    Jette liebt

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