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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Kentucky Fried Chicken in Small Heath ausfindig, in einen Innenstadtbereich von Birmingham, wo es Hühnchen in Halal-Qualität gab. Und so zog sie jeden Nachmittag los und brachte mir Brathuhn mit Pommes. Einmal kochte sie mir sogar ein Curry.
    Um mir die Langeweile zu vertreiben, brachte man mir einen DVD -Player. Der erste Film, den ich mir ansehen konnte, war:
Kick it like Beckham.
Sie dachten wohl, dass die Geschichte des Sikh-Mädchens, das die Normen ihrer Kultur in Frage stellt und Fußball spielen lernt, mich aufmuntern würde. Aber ich war entsetzt, als ich sah, wie das eine Mädchen ihr T-Shirt auszog und im Sport-BH spielte. Daher bat ich die Krankenschwestern, das Gerät auszuschalten. Danach hatten sie Zeichentrickfilme für mich ausgesucht, vor allem von Walt Disney. So begeisterte ich mich zum Beispiel für alle drei
Shrek
-Filme sowie
Große Haie – Kleine Fische.
Mit dem linken Auge sah ich immer noch verschwommen, beim Filmegucken deckte ich es zu. Und es blutete auch weiterhin aus meinem Ohr. Ich musste mir immer Watte hineinstecken.
    Eines Tages nahm ich die Hand einer Schwester, legte sie auf meinen Bauch und fragte: »Was ist das hier für eine Beule?« Mein ganzer Bauch schien groß und hart, und ich hatte keine Ahnung, warum. »Das ist deine Schädeldecke«, antwortete sie. Ich war entsetzt.
    Nachdem ich wieder zu sprechen begonnen hatte, machte ich auch meine ersten Schritte. Im Liegen hatte ich nichts Außergewöhnliches verspürt, was meine Arme oder Beine betraf. Nur meine linke Hand war steif, weil die Kugel nahe an meiner linken Schulter gelandet war. Keinesfalls war mir bewusst, dass ich nicht mehr richtig laufen konnte. Die ersten Schritte waren so harte Arbeit, dass ich hinterher das Gefühl hatte, ich wäre 100 Kilometer gerannt. Die Ärzte sagten, das käme wieder in Ordnung, ich bräuchte nur viel Physiotherapie, um meine Muskeln wieder zu aktivieren.
    Eines Tages kam eine weitere Fiona, Fiona Alexander, die mir sagte, sie sei für die Öffentlichkeitsarbeit der Klinik verantwortlich. Ich fand das sehr komisch, denn ich konnte mir partout nicht vorstellen, dass es im Swat Central Hospital eine Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit gab. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch keine Ahnung gehabt, wie viel Aufmerksamkeit mein Fall in der Öffentlichkeit erfuhr. Als man mich nach England flog, wurde zwar eine Nachrichtensperre verhängt, trotzdem wurden in Pakistan Fotos von mir veröffentlicht. Dazu hieß es, ich werde in eine britische Stadt gebracht. Die Presse fand schnell heraus, dass es sich dabei um Birmingham handelte. Bald drehte ein Hubschrauber von Sky News über dem Queen Elizabeth Hospital seine Runden, und mehr als 250  Journalisten belagerten es. Sie kamen von überall her, sogar aus Australien und Japan. Glücklicherweise hatte Fiona Alexander selbst 20 Jahre als Journalistin gearbeitet und war Redakteurin der
Birmingham Post
gewesen. Sie wusste genau, wie sie die Presseleute mit Material zu versorgen hatte und sie von dem Versuch abhalten konnte, sich Zugang ins Krankenhaus zu verschaffen. Das Queen Elizabeth Hospital veröffentlichte täglich einen Bericht über meinen Gesundheitszustand.
    Viele Menschen besuchten mich, ohne dass sie zu mir ins Zimmer vorgelassen wurden: Regierungsminister, Diplomaten, Politiker, sogar ein Gesandter des Erzbischofs von Canterbury. Eines Tages schleppte Dr. Fiona einen Sack voller Briefe, Spielsachen und Bilder in mein Zimmer. Es war gerade
Eid al-Adha,
das große Eid-Fest, unser wichtigster religiöser Feiertag. Ich dachte, dass mir vielleicht einige Muslime Geschenke geschickt hätten. Dann betrachtete ich die Poststempel genauer, sie waren vom 10 . Oktober, vom 11 . Oktober … Mir wurde bald klar, dass die Sachen nichts mit dem Eid-Fest zu tun hatten. Sie kamen von Menschen aus der ganzen Welt, von Menschen, die mir gute Besserung wünschten. Viele davon waren Schulkinder. Ich war total erstaunt. »Das ist noch gar nichts«, sagte Fiona lachend. Sie erzählte mir, dass es jede Menge Säcke gäbe, insgesamt rund 8000 Briefe, viele einfach an »Malala, Krankenhaus Birmingham« adressiert. Auf einem Umschlag stand nur: »An das Mädchen, das in den Kopf geschossen wurde, Birmingham«, und auch der war angekommen.
    Man schickte mir sogar Adoptionsangebote, als hätte ich keine Familie. Ein Heiratsantrag war auch dabei. Rehanna sagte, dass Tausende und Abertausende Menschen und Kinder auf der ganzen Welt mich unterstützt und

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