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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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Das bisschen Wasser in meinem Topf daraufzuschütten, ist völlig sinnlos. Ich versuche es gar nicht erst, werfe den Topf zur Seite und laufe wieder hinauf. Mark rennt mir entgegen. Ich halte ihn mitten auf der Treppe an, seine Augen schwimmen vom Alkohol, aber ich kann erkennen, dass er verstört und verzweifelt ist.
    »Lass es!«, rufe ich. »Das Feuer ist zu heftig. Alle müssen aus dem Haus raus!«
    Er blickt die Treppe hinunter auf den Brand und weiß, dass ich recht habe. Die sorgfältig aufgebaute Fassade des toughen Typs bröckelt, keine Heuchelei mehr in seinem Gesicht.
    »Mark!«, brülle ich.
    Er nickt, lässt seinen Topf fallen und läuft mit mir hinauf.
    »Alle raus! Sofort!«, schreie ich, als wir oben sind.
    Ein paar Betrunkene rühren sich nicht, andere lachen. Einer sagt: »Wo sind denn die Marshmallows?«
    Mark gibt ihm eine Ohrfeige. »Raus!«, ruft er.
    Ich reiße das schnurlose Telefon von seiner Station und drücke es ihm in die Hand. »Wähle 911!«, brülle ich über die lauten Stimmen und die Musik, die immer noch wie ein Soundtrack zum entstehenden Chaos von irgendwoher wummert. Der Bodenwird warm. Rauch steigt auf. Erst jetzt nehmen die anderen das ernst. Ich dränge sie zur Tür.
    Ich laufe an Mark vorbei, als er gerade wählt, und rase durchs Haus, nehme drei Treppenstufen auf einmal und renne durch die offenen Türen. Ein Paar knutscht auf einem Bett. Ich schreie die beiden an, dass sie so schnell wie möglich hier raus müssen. Dann laufe ich wieder hinunter und hinaus in die dunkle, kalte Nacht. Jungs und Mädchen stehen herum und glotzen. Einige finden die Aussicht auf das brennende Haus bestimmt toll, manche lachen. Mich packt die Panik. Wo ist Sarah?
    Sam steht im Hintergrund der Menge von insgesamt etwa hundert Leuten. Ich laufe zu ihm. »Hast du Sarah gesehen?«
    »Nein.«
    Aus dem Haus kommen immer noch Gäste. Die Kellerfenster leuchten rot, Flammen schlagen an die Glasscheiben. Ein Fenster ist geöffnet. Schwarzer Rauch dringt heraus und steigt hoch in die Luft. Ich schlängle mich durch die Menge. Da erschüttert eine Explosion das Haus. Alle Kellerfenster zerspringen. Ein paar Jungs jubeln. Die Flammen haben das Erdgeschoss erreicht und verbreiten sich schnell. Mark James steht vorn in der Menge und kann den Blick nicht vom Haus wenden. Sein Gesicht ist von dem orangefarbenen Schein erleuchtet. Tränen stehen in seinen Augen; sein verzweifelter Blick erinnert mich an die Loriener am Tag der Invasion. Es muss grausam sein zu sehen, wie alles, was man schon immer kannte, zerstört wird. Das Feuer breitet sich gefräßig und gleichgültig aus. Mark kann nichts tun als zuzusehen. Flammen steigen nun ins Obergeschoss. Wir spüren die Hitze auf unseren Gesichtern.
    »Wo ist Sarah?«, frage ich Mark.
    Er hört mich nicht. Ich packe ihn an den Schultern und schüttle ihn. Er dreht sich um und blickt mich so ausdruckslosan, als könne er immer noch nicht glauben, was seine Augen ihm sagen.
    »Wo ist Sarah?«, frage ich wieder.
    »Ich weiß es nicht«, antwortet er tonlos.
    Ich schlängle mich wieder durch die Menge und suche fieberhaft weiter nach ihr, werde immer hektischer. Alle betrachten den Brand. Die Vinylverkleidung schlägt Blasen und schmilzt. Alle Vorhänge an den Fenstern sind schon verbrannt. Aus dem oberen Teil der offenen Haustür dringt Rauch wie ein umgekehrter Wasserfall. Wir können bis in die Küche sehen – ein Inferno! Links hat das Feuer das Obergeschoss erreicht.
    Und da hören wir alle es.
    Einen langen, entsetzlichen Schrei. Und Hundegebell. Mein Herz rast. Jeder hier lauscht angestrengt und hofft inständig, dass wir nicht gehört haben, was doch in unser aller Ohren drang.
    Und dann wieder. Unverwechselbar. Und diesmal hört es nicht auf. Ein Stöhnen geht durch die Menge.
    »Oh nein!«, ruft Emily. »Oh Gott, nein, bitte nein!«

26
    Niemand spricht. Alle Augenpaare starren geschockt nach oben. Sarah und die Hunde müssen irgendwo hinten im Haus sein. Ich schließe die Augen und senke den Kopf. Ich rieche nur Rauch. »Vergiss nur nicht, was du riskierst«, hatte Henri gewarnt. Ich weiß verdammt gut, was ich riskiere, aber immer noch höre ich das Echo seiner Stimme. Mein Leben. Und jetzt Sarahs Leben. Wieder ein Schrei. Entsetzt. Dringlich.
    Ich spüre Sams bohrenden Blick auf mir. Er hat aus nächster Nähe meine Unempfindlichkeit gegen Feuer gesehen. Aber er weiß auch, dass ich verfolgt werde. Ich schaue mich um. Mark sitzt auf den Knien und wiegt sich

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