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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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vor und zurück. Er will, dass es vorbei ist. Er will, dass die Hunde nicht mehr bellen. Aber sie hören nicht auf, und bei jedem Bellen zuckt er zusammen, als würde ihm ein Messer in den Bauch gestoßen.
    »Sam«, sage ich leise. »Ich gehe hinein.«
    Er schließt die Augen, holt tief Luft, starrt mich an. »Geh, hole sie.«
    Ich reiche ihm mein Handy und bitte ihn, Henri anzurufen, wenn ich aus irgendeinem Grund nicht mehr herauskomme. Er nickt. Ich schiebe mich durch die Menschen in den Hintergrund der Menge, niemand achtet auf mich. Schließlich bin ich ganz hinten, rase in den Hof und dann zur Rückseite des Hauses, damit ich ungesehen hineinkomme. Die Küche steht komplett in Flammen. Ich beobachte es kurz, konzentriert; ich kann Sarah und die Hunde jetzt näher hören. Ich hole tief Luft,und mit dem Atemzug kommen Zorn, Entschiedenheit, Hoffnung und Angst. Ich sauge sie ein, ich fühle sie alle. Und dann stürze ich vor, ins Haus, wo mich das Flammenmeer augenblicklich schluckt, höre nichts als das Knacken und Fauchen der Flammen. Meine Kleidung fängt Feuer. Ich dringe bis zur Vorderseite des Hauses durch, die Treppe ist halb verbrannt, der Rest sieht brüchig aus, doch zum Testen bleibt keine Zeit. Ich renne hinauf, aber die Stufen brechen unter meinem Gewicht und ich falle mit ihnen hinunter. Etwas sticht mich in den Rücken. Ich knirsche mit den Zähnen und halte immer noch den Atem an, stehe wieder auf und höre Sarah schreien – sie hat Angst, sie wird sterben, einen grässlichen, ekligen Tod, wenn ich nicht rechtzeitig zu ihr komme. Keine Zeit. Ich muss ins Obergeschoss!
    Ich springe, bekomme den Rand des oberen Bodens zu fassen und ziehe mich hoch. Das Feuer hat sich zur anderen Seite des Hauses ausgebreitet. Sie und die Hunde sind irgendwo zu meiner Rechten. Ich laufe den Gang entlang und werfe einen Blick in jedes Zimmer. Die Bilder an den Wänden sind in ihren Rahmen verbrannt, geschwärzte Silhouetten in die Wände eingebrannt. Dann tritt mein Fuß durch den Boden ins Leere, überrascht atme ich ein – nur Rauch und Flammen. Ich fange an zu husten, lege den Arm über den Mund, aber es hilft wenig. Rauch und Feuer brennen in meiner Lunge. Hustend und keuchend falle ich auf ein Knie. Dann steigt Wut in mir hoch, ich stehe wieder auf und laufe weiter, gebückt, mit den Zähnen knirschend, entschlossen. Und dann finde ich sie im letzten Raum auf der linken Seite. Sarah schreit. »HILFE!« Die Hunde wimmern und jaulen. Die Tür ist geschlossen, ich trete sie auf, dass sie von den Scharnieren fliegt. Alle drei sind in der Ecke so eng wie möglich aneinandergekuschelt. Sarah erkennt mich, ruft meinen Namen und versucht aufzustehen. Ich winke siezurück, und als ich näher komme, fällt ein großer, brennender Stützpfeiler zwischen uns. Ich hebe die Hand und schicke ihn hoch, wo er durch die Reste des Dachs kracht. Sarah schaut verwirrt hinauf. Ich springe mit einem ungeheuren Satz durch die Flammen direkt auf sie zu. Die Bulldogge stoße ich ihr in die Arme, den Golden Retriever hebe ich vom Boden auf. Mit meinem anderen Arm helfe ich Sarah beim Aufstehen.
    »Du bist gekommen!«
    »Niemand und nichts wird dir je etwas antun, so lange ich lebe.«
    Ein weiterer großer Pfeiler fällt und reißt einen Teil des Bodens ab, der in der Küche unter uns landet. Wir müssen auf der Rückseite des Hauses hinaus, damit mich niemand sieht und beobachtet, was ich vermutlich tun muss. Ich drücke Sarah an meine Seite und den Hund an die Brust. Nach ein, zwei Schritten springen wir über die brennende Kluft, die der fallende Pfeiler bewirkt hat. Als wir den Gang entlanglaufen, zerstört eine gewaltige Explosion unter uns den größten Teil davon. Wo er einmal war, gibt es nur noch eine Wand und ein Fenster, beide sind rasch Opfer der Flammen. Unsere einzige Chance ist die Fensteröffnung. Sarah schreit wieder und klammert sich an meinen Arm, der Hund krallt sich an meine Brust. Ich hebe die Hand zum Fenster, sehe konzentriert darauf – und das Glas fliegt aus dem Rahmen und überlässt uns die Öffnung, die wir brauchen.
    Ich blicke Sarah an und ziehe sie näher ran. »Halte dich an mir fest!«
    Dann mache ich drei Schritte und stürze vorwärts. Die Flammen schlucken uns, doch wir fliegen durch die Luft wie eine Kugel, direkt auf die Öffnung zu. Einen kurzen Moment habe ich Angst, dass wir es nicht schaffen, aber wir kommen gerade noch durch, der zersplitterte Rahmen schrammt anmeine Arme und Beine. Sarah und

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