Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
jahrtausendealte Frage, wie der Geist mit dem Körper zusammenhängt, können wir nicht beantworten. Doch es ist statthaft, auf die raschen Fortschritte der Genetik hinzuweisen bei der Erforschung der Frage, wie die Vererbung in das RNS -Molekül einprogrammiert ist. Einer der führenden Experimentalzytologen, der schwedische Professor Holger Hydén, hat folgende Überlegung angestellt:
«Sicher kann angenommen werden, dass die Fähigkeit zum Rückruf des Vergangenen in das Bewusstsein einem primären Mechanismus von allgemeiner biologischer Wirksamkeit innewohnt. Wichtig ist eine enge Verbindung zum genetischen Mechanismus, und besonders in dieser Hinsicht würde das RNS -Molekül mit seinen vielen Möglichkeiten viele Anforderungen erfüllen. [2]
Die nachgewiesenen Beobachtungen aus diesen biologischen Untersuchungen stützen und erklären die nachweisbaren Beobachtungen am menschlichen Verhalten. Wie können wir die wissenschaftliche Methode so auf das Verhalten anwenden, dass unsere Erkenntnisse ein ebenso genaues und nützliches System von «Bekannten» bilden wie Penfields Erkenntnisse?
Eine wissenschaftliche Grundeinheit: die Transaktion
Wenn die Psychotherapie als unwissenschaftlich kritisiert wird und Gegenstand großer Meinungsverschiedenheiten ist, liegt einer der Gründe dafür im Fehlen einer Grundeinheit für Untersuchung und Beobachtung. Vor der gleichen Schwierigkeit standen die Physiker, als es noch keine Molekulartheorie gab, und die Ärzte vor der Entdeckung der Bakterien.
Eric Berne, der Begründer der Transaktions-Analyse, hat diese wissenschaftliche Grundeinheit isoliert und definiert:
«Die Grundeinheit aller sozialen Verbindungen bezeichnet man als ‹Transaktion›. Begegnen zwei oder mehr Menschen einander … dann beginnt früher oder später einer von ihnen zu sprechen oder in irgendeiner Form von der Gegenwart der anderen Notiz zu nehmen. Diesen Vorgang nennt man ‹Transaktions-Stimulus›
(transactional stimulus)
. Sagt oder tut dann eine von den anderen Personen etwas, das sich in irgendeiner Form auf den voraufgegangenen Stimulus bezieht, so bezeichnet man diesen Vorgang als ‹Transaktions-Reaktion›
(transactional response).»
[3]
Die Transaktions-Analyse ist die Methode zur Untersuchung dieser einen Transaktion, in der «ich dir etwas tue und du mir wieder etwas tust». Sie bestimmt, welcher Teil des vielgesichtigen Individuums «herauskommt». Im nächsten Kapitel werden die drei Teile dieser zusammengesetzten Natur des Menschen identifiziert und beschrieben.
Die Transaktions-Analyse ist zugleich die Methode zur Systematisierung der aus der Analyse dieser Transaktionen gewonnenen Information in Begriffen, die nach ihrer Definition für jeden, der sie gebraucht, die gleiche Bedeutung haben. Diese Sprache ist zweifellos eine der wichtigsten Entwicklungen des Systems. Eindeutigkeit der Begriffe und Einigkeit darüber, was untersucht werden soll, das sind die beiden Schlüssel, die das Tor geöffnet haben zu den «Geheimnissen, warum die Menschen handeln, wie sie es tun». Das ist keine geringe Leistung.
Im Februar 1960 hatte ich die Gelegenheit, einen wissenschaftlichen Vortrag von Timothy Leary zu hören. Obwohl Leary inzwischen wegen seiner Befürwortung des Drogengebrauchs zur Erzielung psychedelischer Erlebnisse ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist, möchte ich ihn hier zitieren, weil er das Problem eindrucksvoll herausarbeitet und eine Erklärung liefert für das, was er als seinen eigenen «Zickzackkurs folgerichtiger Desillusionierung» bezeichnet. Als Hauptgrund für seine große Enttäuschung über die eigene psychotherapeutische Arbeit nennt Leary: das Scheitern bei der Suche nach einer eindeutigen Terminologie und nach verbindlichen Regeln zur Beobachtung menschlichen Verhaltens. [4]
«Ich möchte Sie gern in den historischen Hintergrund meiner Immobilisierung als psychologischer Wissenschaftler einführen. Wenn ich zurückschaue, kann ich drei Stadien meiner eigenen Unwissenheit erkennen. Das erste, das bei weitem das glücklichste war, könnte man als Stadium unschuldiger Ignoranz bezeichnen. Ich war von der Vorstellung beherrscht, dass es einige Geheimnisse der menschlichen Natur gebe, einige Gesetze und Regelmäßigkeiten, einige Kausal-Beziehungen, und dass ich durch Studium, Erfahrungen und Lektüre eines Tages an diesen Geheimnissen teilhaben und befähigt sein könnte, meine Kenntnisse von diesen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Verhaltens zum
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