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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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BBC im Traineeprogramm war – die jetzt Produzentinnen bei Panorama sind oder hinter den Kulissen in der Politik agieren –, bin ich abgehärtet gegen Beleidigungen. »Wie ist es in der Welt unsanft gebogener Bananen?«, brüllte kürzlich beim National Television Award ein Typ durch den Saal, mit dem zusammen ich Rechercheurin bei Newsnight war. Gott weiß, was er jetzt macht, aber er schien immer noch dasselbe Hemd zu tragen. Ich lächelte und sagte: »Lass die Hosen runter, und ich sag’s dir.« Sein ganzer Tisch lachte.
    Bei der Erinnerung daran habe ich ein komisches Gefühl. Es war nicht lustig. Sie haben nur gelacht, weil ich (ein bisschen) berühmt bin, weil man mich halt kennt. In Bezug darauf war ihr Gelächter ehrlich gesagt schlimmer als seine Stichelei. Ich weiß schon, dass das Vormittagsprogramm im Fernsehen mit Langzeitarbeitslosen und unheilbar Depressiven assoziiert wird, dass es beim Bügeln nur geringfügig besser ist als die Stille. »Hausfrauenfernsehen« ist der passende Begriff. Aber ich weiß auch, dass vieles für das spricht, was ich tue, und dass längst nicht jeder es könnte. Es geht nicht um perfekte Zähne oder darum, genau Bescheid zu wissen über die EU -Gemüseverordnung; es geht darum, den Zuschauer direkt anzusprechen – nicht alle auf einmal, einen nach dem anderen. Man muss einen guten Draht zu den Leuten haben. Wir sind das richtige Leben in Ihrem Wohnzimmer, Stan und ich, und das ist keine geringe Leistung, wenn nicht sogar eine Kunst.
    Trotz allem sitze ich heute vor ihm auf dem Sofa. Annie sagt, er ist gern als Erster da, dann kann er über mein Zuspätkommen lästern, »mein hektisch jongliertes Leben«, wie er es nennt. Ich habe ihr erklärt, das wäre nur Spaß, flapsige Hänseleien, Warmlaufen für den gespielt groben Schlagabtausch zwischen uns, der die Show so beliebt macht; er meine kein Wort davon ernst. Doch hinter dem Lächeln, den Klapsen auf die Schulter, fürchte ich, er meint es doch ernst. Es ist ein winzig kleines Element in seinem Bemühen, mir um eine Nasenlänge voraus zu sein, seiner Kampagne, mich zu ersetzen. Er hat keine Gewissheit, dass ich mehr verdiene als er, aber er erträgt den Zweifel nicht.
    Ich bekomme das Mikrofon angesteckt – Hal, der Aufnahmeleiter, befestigt es unter dem Kleid an meinen Balconette- BH und schiebt es in meinen Ausschnitt. Ich denke an das Mädchen und seinen BH – es muss ein Multiway- BH gewesen sein, bei dem man die Träger als Nackenträger oder überkreuz befestigen oder ganz weglassen kann, sonst hätte sich der eine nicht vorn gelöst. Doch dann kommt mir der Gedanke viel zu intim vor, also versuchte ich, nicht daran zu denken. In dem Moment kommt Stan rein und plaudert mit Terri, der Produzentin.
    Er sieht mich und hält in gespielter Überraschung die Hände hoch. »Miss Marple. Klärt einen Mord auf, hilft der Polizei bei ihren Ermittlungen, und trotzdem pünktlich bei der Arbeit. Oder ist Miss Marple als Rollenvorbild doch ein bisschen zu alt?« Er zwirbelt unsichtbare Schnurrbartspitzen und spricht mit belgischem Akzent weiter. »Vielleicht Hercule Poirot?«
    Hat er die ganze Zeit vorgehabt, nach mir reinzukommen? Es ist immer gut zu stehen, wenn man jemanden herabsetzen will. In diesem Kontext – dem Kontext, in dem mein Leben aus dem Gewohnten und Häuslichen herausgerissen wurde – ist es vielleicht wichtig für ihn, geschäftiger und fröhlicher und verantwortungsbewusster und lebendiger zu erscheinen als ich.
    »Keinen Mord aufgeklärt, Stan the Man«, versetze ich grinsend. Ich lasse Terri niemals sehen, wenn ich einknicke. Sie ist tough und hat keine Zeit für Weichlinge, aber solange ich gelassen bleibe, macht sie sich für mich stark. Ich weiß, dass er nicht nachhaken wird; dies ist meine einzige Chance. »Nur eine Tote gefunden.«
    Als er sich auf die Couch plumpsen lässt, plustert sich die Polsterung unter mir von der verdrängten Luft auf.
    »Erinner mich daran, niemals mit dir laufen zu gehen«, sagt er in den Raum.
    Das Mornin’-All -Studio nimmt die ganze fünfte Etage eines Turms an der South Bank ein. Aus dem Fenster hinter mir geht der Blick über London und die Themse – so großartig und perfekt wie ein Studiohintergrund. Unser Bereich mit seiner künstlichen Wand im »Lagerhausstil«, dem Teppich mit Wirbelmuster und dem kuscheligen Sofa liegt mitten im Studio. Die Beleuchtung ist montiert. Wir sind eine glänzende, hell erleuchtete Insel der Lieblichkeit, ein Sonnenstrahl, aber

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