Ich bleib so scheiße, wie ich bin
verändert.
VERNÜNFTIG SEIN
Die Vernunft empfiehlt immer das, was ein anderer gern möchte, hat die britische Schriftstellerin Elisabeth Gaskell sehr gut beobachtet. Vorsicht ist also angebracht, wenn andere an Ihre Vernunft appellieren: Es ist der Versuch, Sie von etwas zu überzeugen, das Ihren Interessen zuwiderläuft, indem man an Ihr fremdgesteuertes Über-Ich appelliert.
VERSTÄNDNIS ENTGEGENBRINGEN
Der deutsche Psychologe Norbert Schwarz hat erforscht, wann Menschen bereit sind, ihre bisherige Meinung über ein bestimmtes Thema zu ändern. Es scheint schwierig bis fast unmöglich zu sein, jemanden im Gespräch von seiner Meinung zu überzeugen, beziehungsweise von der Meinung anderer überzeugt zu werden.
Auf jeden Fall hilft es der allgemeinen Verständigung nicht, wenn man sich ermahnt, verständnisvoller zu sein. Es hat sich gezeigt, dass Menschen umso mehr auf ihre ursprüngliche Meinung fokussieren, je stärker sie versuchen, die Gegenseite zu verstehen. Verständnis scheint also insgesamt eine überbewertete Angelegenheit zu sein.
VERZEIHEN UND VERGESSEN
Um eine Beziehung zu einem anderen Menschen zu kitten, so empfehlen einem Therapeuten und esoterische Ratgeber, solle man verzeihen und vergessen können. Nur wenn es einem gelingt, seine negativen Gefühle hinter sich zu lassen, ist ein neuer Anfang möglich. Leider sträubt sich alles in uns dagegen. Wir ringen mit uns, schlucken unsere Wut herunter und reichen die Hand zur Versöhnung. Ein Fehler, sagt Arthur Schopenhauer. Denn: »Vergeben und vergessen heißt, kostbare Erfahrungen zum Fenster hinauswerfen.«
VORBILDLICH SEIN
Wer sich stets korrekt verhält, dem wird so schlecht verziehen. Warum sich unnötig in diese Situation begeben?
WENIGER KOMPLIZIERT SEIN
Als kompliziert wird man in der Regel von Langweilern bezeichnet. Sie mögen es nämlich nicht, wenn man etwas tut, was sie nicht erwarten und was ihre öden Pläne durcheinanderbringt! Siehe auch vernünftig sein.
Quellen und
weiterführende Hinweise
Aristoteles, Politik. Schriften zur Staatstheorie, F. F. Schwarz (Hrsg.), Reclam Verlag, Stuttgart 1989
Barbara Ehrenreich, Smile or Die, Verlag Antje Kunstmann, München 2010
Barry J. Nalebuff und Adam M. Brandenburger, Coopetition. Kooperativ konkurrieren, Campus Verlag, Frankfurt 1996
Erich Fromm, Vom Haben zum Sein. Schriften aus dem Nachlass, Band 1, Rainer Funk (Hrsg.), Beltz Verlag, Weinheim 1989
Erich Ribolits, »Die Arbeit hoch? – Berufspädagogische Streitschrift wider die Totalverzweckung des Menschen im Postfordismus« in: http://www.krisis.org/navi/die-arbeit-hoch
Letzter Zugriff: 5. 10. 2012
Eva Illouz, Warum Liebe weh tut, Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
Heinrich Böll, Werke: Romane und Erzählungen, Herausgegeben von Bernd Balzer, Band 4, 1961 – 1970, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1978
Horst Bienek, Werkstattgespräche mit Schriftstellern, Carl Hanser Verlag, München 1962
Italo Svevo, Zeno Cosini, Rowohlt Verlag, Hamburg 1959
Jiddu Krishnamurti, Antworten auf Fragen des Lebens, Verlag Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau 1992
Jürgen Henningsen, Jeder Mensch erfindet sich eine Geschichte. Max Frisch und die Autobiografie, erschienen in: Literatur in Wissenschaft und Unterricht, Band 4, Kiel 1971
Max Frisch, Mein Name sei Gantenbein, Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
Max Frisch, Stiller. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1954
Max Frisch, Unsere Gier nach Geschichten, In: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Vierter Band. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1998
Moshé Feldenkrais, Das starke Selbst, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1989
Richard Sennett, Der flexible Mensch, Berlin Verlag, Berlin 1998
Ursula Vormwald, Wie steht es um Ihre Work-Life-Balance?, http://www.akademie.de/wissen/work-life-balance
Letzter Zugriff: 30. 07. 2012
Wilhelm Genazino, »Männer haben stärker ihre Tage als Frauen« in: Magazin der Süddeutschen Zeitung, 44/2011
http://www.bmbf.de/archiv/newsletter/de/919.php?hilite=eu-bildungsprogramm
Letzter Zugriff: 30. 07. 2012
Für ihre Hilfe bedanke ich mich bei:
Dr. Mazda Adli
Oliver Geyer
Robert Hagen
Dr. Werner Katzengruber
Caroline Labusch
Marc Malkwitz
Jörn Morisse
Prof. Dr. Christian Rieck
Rainer Sellien
Oliver Sperl
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