Ich. Die Autobiographie
wiederzuerkennen in meiner Disziplin. Besser als der beste Preuße. Auch wenn es mir noch so schwerfällt.
Meine vielen Freunde auf der ganzen Welt möchte ich mit diesem Buch nicht enttäuschen, deshalb scheue ich manche Enthüllungen und hoffe inständig darauf, für meine Wahrheiten nicht verurteilt zu werden. Weil ich geliebt werden will. Im Grunde meines Wesens bin ich schüchtern. Deshalb trinke ich manchmal einen, um lockerer zu sein. Manchmal auch zwei oder drei. Dann kann ich auch überreagieren. Bis zum Kontrollverlust. Ich offenbare mich hier. Ohne Wenn und Aber. Ich riskiere es. Einem Menschen, der wahrhaftig ist und nichts beschönigt, verzeiht man auch. Daran glaube ich. Jeder hat schließlich seine Licht- und Schattenseiten. Auch ich.
Stolz bin ich auf meine Erfolge, darauf, dass ich niemandem etwas schulde. Mein Geld immer selbst verdient habe. Und dass ich im Grunde ein herzensguter Mensch bin, großzügig und von vielen Freunden in der Welt geliebt. Ein Salzburger Bub mit gelegentlichen Ausbrüchen, so wie die Salzburger Nockerl: süß, leicht, in Maßen gegessen eine Köstlichkeit, aber ein Zuviel verursacht einen Eiweißschock. Viel Schaum um nichts, oder? Ich bekenne!
Mein Vater verprügelte, meine Mutter verwöhnte mich
Man merkt es mir nicht an, aber ich bin schüchtern. Eine Plage schon in meiner Jugend. Später habe ich getrunken, um locker zu werden. Vor jeder Filmpremiere. Oder ich nahm, wie alle damals, Drogen, die mir eine trügerische Sicherheit gaben. Warum fehlt gerade mir das Urvertrauen? Ich habe nie einen Psychologen danach gefragt, ahne aber die Gründe in meiner Kindheit. Mein Vater Franz Steinberger, der 1996 starb, und ich verstanden uns nicht. Er wünschte sich stets einen Sohn, aber einen richtigen Kerl, nicht so einen wie mich.
Als Wunschkind Helmut Steinberger, so mein bürgerlicher Name, wurde ich am 29. Mai 1944 in Bad Ischl geboren. Meine Mutter Hedwig war überglücklich, mein Vater in Russland im Krieg. Wir lebten auf dem Bauernhof der Steinberger-Familie in Bad Mitterndorf, bis mein Vater drei Jahre nach Kriegsende aus der Gefangenschaft heimkehrte. An das Landleben erinnere ich mich deshalb, weil ich in ein Sammelbecken für den Mist unserer Tiere fiel, aus dem mich meine Mutter rettete. Soviel Scheiße kann einem ja nur Glück bringen.
Schon damals verwöhnte mich meine geliebte Mutti mit viel Butter, einer teuren Kostbarkeit. Ich klaute sie sogar von reichen Nachbarn. Ein gutes Tauschobjekt gegen Eier und Wurst. In der Nachkriegszeit zogen wir nach Salzburg. Vater und Mutter, beide aus dem Hotelfach, wollten sich unbedingt selbständig machen. Zunächst mit einer kleinen Bar, »Jedermann«, direkt auf der linken Seite der Salzach-Staatsbrücke, damals die beste Bar Salzburgs. Später kamen das »Bräustüberl« und eine Pension hinzu.
Mein Vater dachte nur daran, seine Existenz wiederaufzubauen. Mehr und mehr Geld zu verdienen, das meine Mutter verwaltete. Dafür hatte sie immer ein gutes Händchen. Und für die Kochkunst. Sie arbeiteten 16 Stunden täglich. Da blieb für mich wenig Zeit. Erst zogen sie aus einer kleinen Wohnung in eine größere, später erlaubten sie sich ein Auto. Irgendwann auf seinem Weg in die finanzielle Sicherheit vergaß mich mein Vater, wie ich ihn später vergessen habe. Eine gefühlsmäßige Beziehung, ein offener Dialog zwischen uns fanden nicht statt. Mein Vater dachte nicht an die Liebe, die ich doch so dringend gebraucht hätte. Meine Eltern arbeiteten nachts im »Bräustüberl« und schliefen tagsüber. Ein Kindermädchen kümmerte sich um mich. Ich gewöhnte mich schnell an diesen Zustand. Meine Eltern nicht.
Die Volksschule besuchte ich in Parsch, im schicksten Viertel Salzburgs, danach planten meine Eltern ein Internat in Feldkirch. Noch heute hat meine Mutter ein schlechtes Gewissen, weil sie mich nicht persönlich betreut hat. Als Ehefrau in der damaligen Zeit stand sie völlig unter dem Einfluss ihres ehrgeizigen Mannes. Er war furchtbar streng. Mit sich selbst und mit mir. Seine Hand rutschte schnell aus, manchmal langte er mit einem Kleiderbügel hin. Und während ermich schlug, stand meine Mutter vor der Tür, weinte und flehte, ihr Kind in Ruhe zu lassen. Vergeblich. Mein Vater kannte kein Pardon.
Eine Odyssee durch Schulen begann. Von meinem siebten bis siebzehnten Lebensjahr war ich in Schulheimen. Ein Jahr Volksschule in einem privaten Schulinternat, kurzer Wechsel nach Hause, dann zog ich an den
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