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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Mondsee zu der befreundeten Familie Steger. Mit der Tochter Martina verstand ich mich sehr gut. Eine tolle Schwester, zehn Jahre älter als ich. Sehr intelligent, sie gab mir Nachhilfestunden in Englisch, Französisch und Geographie. Wer konnte ahnen, dass diese Fächer für meine spätere Karriere entscheidend sein würden.

     
    Helmut Berger mit seiner Mutter als Zweijähriger 1946.
     

 
    Die Eltern Hedwig und Franz Steinberger 1994.
     

Ich war so gern Femme fatale, fatal war aber bloß mein Sexleben
     
     
     
    Nach der Volksschule wechselte ich an die Handelsakademie für kaufmännische Berufe. Nach sechs Monaten bin ich im hohen Bogen rausgeflogen. Durchgefallen aufgrund von totaler Faulheit. Buchhaltung interessierte mich nicht die Bohne. Aber mein Vater bestand stur auf diesem Beruf. Mein Wunsch, auf das Max-Reinhardt-Seminar nach Wien zu wechseln, um Schauspieler zu werden, stieß auf taube Ohren. Er verachtete meine gelegentlichen kindlichen Verkleidungsspiele mit den Sachen meiner Mutter.
    Um mir das auszutreiben, schlug er mich. Er wollte mir einbläuen, dass der Schauspielberuf ein Beruf der Armen sei. Sein ewiger Druck entfernte mich immer mehr von ihm, einem Menschen, ganz ohne Gespür und Sensibilität für seinen einzigen Sohn. Damals entwickelte ich meine Wurschtigkeit.
    Wenn ich meine Eltern besuchte, lebte ich in meiner Clique auf, war jede Nacht unterwegs und träumte von der Schauspielerei. Auf unseren Kostümfesten war ich die Femme fatale in Netzstrümpfen und hohen Pumps. Heimweh hatte ich nur daheim in Salzburg. Nach meinen Spezln auf der Schule. Nach meiner Freiheit. An den Wochenenden fuhr ich am liebsten zu Freunden. Meine Eltern machte das traurig, aber sie mussten immer nur arbeiten.
    Weiter ging’s mit dem verhassten Thema Handel. Diesmal die einfache Handelsschule in Feldkirch, ein Internat am Vorarlberg. Eine katholische Einrichtung mit Brüdern des Ordens Deux la Salle.
    Schwarzgewandete Priester, die uns unterrichteten. Ihre Lehren hatten einen verheerenden Einfluss auf mein späteres Sexleben. Aus der Sicht der katholischen Kirche war die Frau eine Jungfrau. Schon erotische Gedanken zählten zur Sünde. Einmal bekam ich Stubenarrest, weil ich angeblich ein Mädchen so angesehen hatte, als wäre sie nackt. Viele Jahre lang plagten mich später Schuldgefühle schon bei sexuellen Fantasien.
    Was Frauen und Männer verband, war hier nicht Liebe, es sei denn zur Zeugung von Kindern. Es war Schmutz, der gebeichtet werden musste. Sogar schmutzige Träume gehörten in den Beichtstuhl. Das ewige Thema Schuld und Sühne der Katholiken! Ich brauchte Jahre, um diese Prägung loszuwerden. Das war die Hölle. Wie beim Militär. Um sieben aufstehen, Betten machen. Abhärtung mit eiskaltem Wasser, Beichte, Kommunion und Frühstück. Alles beichtete ich, meine Fantasien waren schier grenzenlos. Und doch unterschätzte ich den Einfluss. Das sollte sich später zeigen, wenn ich bei meinen ersten Erfahrungen mit Mädchen nur unter Alkohol wirklichen Genuss empfinden konnte.
    Seit diesem spartanischen Internat esse ich keine Marmelade mehr. Die großen verschmierten Dosen, einfach ekelhaft. Was man Kindern zumutet, ist nicht zu glauben. Eine Plörre als Kaffee. Mit Soda vermischt. Damit es bei uns Buben keinen Aufstand gab, klerikale Verbote der Lust. Ha, ha. Ganz ehrlich, wir hatten in dieser Atmosphäre sowieso keine Tete-à-tête-Wünsche. Ein Mitschüler klärte mich auf. Günther Orstler erzählte mir das erotische Einmaleins. Bei meinem ersten Mädchen, ich war schon 18 Jahre, merkte ich dann, wie eindimensional seine Vorstellungen von Sex gewesen waren. Priesterliche Schreckenspredigten verschreckten wohl auch ihn.
    Schon damals entwickelte sich bei mir ein unbändiger Wille nach Freiheit. Ich machte, was ich wollte. Und dazu gehörte niemals das Lernen. Ich studierte stattdessen alle Möglichkeiten, aus den Zwängen herauszuschlüpfen, um mich zu amüsieren. Mein eiserner Wille setzte sich auch hier durch: Ich versagte. Was jetzt blieb, war die Hotelfachschule in Bad Hofgastein. Ein edles Institut, auch Sammelbecken für reiche und faule Schüler ohne einen Abschluss von normalen Schulen.
    Eine teure Einrichtung, um wenigstens nach außen den Schein zu wahren, dass die lieben Kleinen brav lernten und den Eltern nicht im Weg waren. Da musste schon fleißig hingeblättert werden, um sich hier einschreiben zu dürfen. Das erste Mal, dass mir eine Schule gefiel. Die Mädchen und Jungs waren

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