Ich. Die Autobiographie
minded«, aber sie haben einfach keine Kultur. Mir imponieren in den USA nur wenige, Liz Taylor zum Beispiel, Barbra Streisand, Faye Dunaway, Jack Nicholson oder Al Pacino, mit dem ich »Der Pate III« drehte.
Außerdem sind die Chancen deutscher Schauspieler in Hollywood gering. Die Filmmafia steckt sie in Klischees wie Nazioffiziere oder blonde Dummchen. Wenn ich an das jüngere italienische Kino denke, wird mir auch nicht viel wohler. Drehbücher bekomme ich dauernd, aber nicht nur meine Agentin Paula Bonelli weiß, dass bis zur Unterschrift viel Wasser den Tiber hinunterfließt. Bis der richtige Regisseur gefunden ist, der Verleih, das Geld – bis dahin tauscht man stundenlang Höflichkeitsfloskeln aus.
Wenn i lieb bin, verteile ich überschwenglich meine Herzlichkeit. An die Garderobieren meine schönsten Kaschmirpullover. An alte Damen meinen Schmuck, weil sie mich in ihrer Liebenswürdigkeit an meine Mutti erinnern. Talentierte Zufallsbekanntschaften, die mir auf meinen vielen Reisen positiv auffallen, kriegen meinen Einfluss zu spüren. Empfehlungsschreiben gehen an die Agnellis, Necchis und Gancias. Gut sein bedeutet für mich sich selbst verschenken. Ich bin wirklich ein lieber Mensch, sympathisch, verrückt, boshaft. Wenn es sein muss. Und ich bin ein treuer Freund.
Mich reizt die Intrige, solange sie intelligent ist, denn bei Dummheit sehe ich rot. Mein Spott ist dann nicht zu übertreffen. Ehrlich bin ich auch, was bei anderen leicht Widerspruch herausfordert. Wer weiß schon, wie man sich eine Stunde später fühlt. Ich nicht.
Meine Worte können aus Stahl sein, sind keine leicht verdauliche Kost. Aber warum lauwarm daherreden, ich mag kein laues Leben. Ich will, dass man mich versteht, dafür mache ich aus meinen Worten schon mal Kanonenkugeln, die mitten ins Herz treffen. Ich weiß, das ist gschert. Aber wer etwas zu sagen hat, darf nicht lahm daherreden. Ich möchte auch geliebt werden. Da ist schon der erste Widerspruch. Wie kann man geliebt werden, wenn man auch so chaotische Seiten hat wie ich und sich manchmal selbst nicht versteht. Aber so widersprüchlich ist das Leben. Man vergisst gerne meine schauspielerischen Leistungen, ausgezeichnet mit vielen Preisen, wenn mal wieder etwas nicht im sogenannten normalen Rahmen bleibt. Was heißt eigentlich Normalität in diesem Milieu? Selbst bei meinen schlimmsten Skandalen wusste ich immer, pervers sind nur die, die um etwas herumreden. Kompromisse verabscheue ich genauso.
Ich bin ein genialer Selbstdarsteller. Die beste Therapie ist immer meine Arbeit. Die Drehzeiten retten mich oft vor meinen eigenen Abgründen, meiner Verletzbarkeit, den Depressionen.
Filmen ist meine Bestimmung. Ein Schauspieler sucht in seinem Spiel auch immer sich selbst. Manchmal habe ich mich in meinen Rollen gefunden. In Viscontis Geschichten immer. Meine privaten Eskapaden mit den betäubenden Exzessen zeigen wohl auch meine Verlorenheit. Sie sind immer Fluchten vor mir selbst. Mich ängstigen die Vorstellungen der Menschen von mir. Darum schirme ich mich oft ab. Ich spielte dekadente und perverse Rollen, und die Leute vermuten, dass ich so bin: blasiert und vulgär. Die Leute denken eben lieber negativ als positiv.
Dabei habe ich die besten Vorsätze für mein Leben. Nur manchmal verstehe ich mich selber nicht. Die Ausfälle, für die ich verantwortlich bin, genieren mich wirklich. Dann kommen alte Schuldgefühle hoch. Denn ich weiß genau, wie und wann ich eine Nacht durchdrehe oder unhöflich oder ekelhaft bin. Beschimpfungen der Polizei, Prügeleien in durchzechten Nächten, systematische Zerstörungen der Bareinrichtungen und der ganze Dreck, der mich so sein lässt, wie ich bin, brachten mir einen schrecklichen Ruf ein. Aber die vielen Nachtclubs können mir auch dankbar sein. Ich verschaffte ihnen mit meiner konsequenten Haltung ein neues Interieur. Mit Sicherheit geschmackvoller als vorher. Und doch frage ich mich später, warum ich nicht anders kann. Dann bitte ich sämtliche Freunde um telefonische Aufklärung. Vier Tage Gefängnis erlebte ich wegen eines meiner Auftritte in Rom. Eine furchtbare Zeit. Aber das andere war wieder einmal einfach stärker. Der Teufel, der satanische, lässt mich nicht aus seinen Fängen. Ab und zu nimmt er mich in Besitz. Wirklich, ohne mich hier zu entschuldigen, stolz bin ich nicht darauf.
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