Ich. Die Autobiographie
zu. Mehr als eiserne Disziplin hält mich gerade. Wozu bin ich Schauspieler geworden, wenn ich nicht mit meinen Gefühlen ganz nach Bedarf spielen kann.
Bei der Abschiedsfete schenkte Glenda mir ein Buch über den österreichischen Jugendstilmaler Gustav Klimt. Mit der Widmung: »You don’t go to the museum, the museum comes to you« – du gehst nicht ins Museum, also kommt das Museum zu dir. Das kann ja wohl nur Bosheit gewesen sein. Denn ich bin ja nicht total vertrottelt. Als gebürtiger Österreicher kenne ich doch unsere Nationalheiligtümer aus dem Effeff, also auch Klimt. Eine Frechheit! Ich habe das Buch dem Portier im »Hotel Savoy« in London geschenkt. Sozusagen als Trinkgeld! Und so, dass Glenda es erfuhr.
Böse Rache bekam auch Marisa Berenson zu spüren, die mich mit einem italienischen Grafen eifersüchtig machen wollte. Sie ließ sich in weiblicher Raffinesse heimlich, aber doch so, dass ich es bemerken musste, auf seine Yacht bringen, als wir in St. Tropez Urlaub machten. Ihr Abstecher war so inszeniert, dass unser Chauffeur nichts Besseres zu tun hatte, als mir von ihrem Ausflug zu erzählen. Sie wollte mich rasend machen, um endlich von mir geheiratet zu werden. Marisa wünschte sich unbedingt Kinder mit mir. Wir hatten uns 1970 kurz vor den Dreharbeiten zu Vittorio de Sicas »Der Garten der Finzi Contini« ineinander verliebt. In der mit einem Oscar als bester ausländischer Film ausgezeichneten Tragödie über eine jüdische Familie zu Beginn der Naziherrschaft spielten auch Lino Capolicchio, Dominique Sanda und Fabio Testi mit.
Unsere Verlobungszeit dauerte Marisa schon zu lang. Warum müssen die Frauen so verdammt romantisch sein und immer drängeln? Va bene, basta, dachte ich. Kein Mensch kann mich mit Eifersuchtsspielchen erpressen. Und der römische Satz »Chi va piano va lontano« – wer langsam geht, wird weit gehen – fiel mir ein. Ich hatte Zeit. Marisa würde in den nächsten Stunden nicht zurückkommen. In aller Ruhe, mit einem Glas Champagner und dann noch einem und noch einem, breitete ich ihre gesamte Couturemode auf dem Boden des Ankleidezimmers aus. Es war ein Riesenvergnügen, einen Kleidertraum nach dem anderen mit einer großen Schere in bizarre Streifen zu schneiden. Nach ihrer Rückkehr fiel sie fast in Ohnmacht. Schimpfworte und Vasen flogen. Genauso leidenschaftlich war die Versöhnung.
Richard Burton sah beschissen aus, Billy Wilder floh vor Coca-Cola
An Richard Burton nahm ich im wahrsten Sinne des Wortes süße Rache. Als ich mich in Cortina d'Ampezzo während meiner Dreharbeiten für den Film »Aschermittwoch« in LizTaylors Tochter Liza verliebte, polterte der Patriarch der Familie Burton-Taylor, dass eine Schauspielerin und ein Alkoholiker in einer Familie reichten.
Er machte mich bei Liza schlecht, ärgerte seine Frau mit langen Kommentaren über meine vielen Schwächen. Ich ließ mir nichts anmerken, war reizend wie immer. Aber ich vergaß nichts. Seine Gemeinheiten kränkten mich. Liz hörte ihm gar nicht zu. Was er sagte, war ihr sowieso wurscht. Sie tat immer, was sie für richtig hielt. Kein Mann konnte ihr je das Wasser reichen. Und sie war zu jedem Spaß aufgelegt.
Als Richard eines Tages Liz mal wieder betrunken anpöbelte, verstreute ich blitzschnell eine ganze Packung Schokoladentrüffel über ein Kanapee, auf das er sich gerade legen wollte. Er hatte keine Ahnung, warum wir unentwegt kicherten. Als er wenig später mit braunverschmierter Hose zu einer Drehbesprechung wegfuhr, konnten Liz und ich uns nicht halten vor Lachen. Aber in seinem irischen Blut hatte Richard nicht nur viel Whisky, sondern auch viel Humor. Er lachte später über meinen derben Spaß genauso wie wir.
Ich bin unberechenbar! Man erwartet zuviel von mir, ich erwarte zuviel von anderen. Meine Freunde kennen nicht nur meine amüsanten Geschichten. Sie wissen, dass der Schauspieler Helmut Berger nicht nur eine Schokoladenseite hat, wie alle Menschen übrigens.
Zwei Seelen hausen, ach, in meiner Brust. Der Beste zu sein, wenn ich gut bin. Und der Schlimmste, wenn … Das ist vielleicht der Einfluss der überschäumenden Liebe meiner Mutter und der schlagkräftigen Strenge meines Vaters. Heiß und kalt wie mein ganzes Leben. Ich habe in den letzten Jahrzehnten nicht nur die guten Eigenschaften der Römer übernommen, die alles ausführlichst bereden müssen, langsam aufstehen, langsam essen. Auch die negativen Seiten habe ich verinnerlicht: stündliche
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