Ich. Die Autobiographie
Carabinieri wollten ihren Irrtum nicht zugeben. Plötzlich erfanden sie einen neuen Grund für eine Festnahme des Gitarrenspielers. Sie warfen ihm unerlaubte Musik vor, obwohl wirklich an jeder Ecke Roms musiziert wird.
Ich hatte mit meinen Freunden die Szene beobachtet und rastete aus. »Scheißfaschisten«, schrie ich. Ich vermutete Rassendiskriminierung und wollte den Farbigen schützen. Daraufbegann ein Skandal, der durch sämtliche Medien europaweit geisterte. Auch andere Gäste fühlten sich von dieser ungerechten Szene angesprochen und attackierten die Polizei. Ein Wort gab das andere, bis alles in eine ordentliche Straßenschlacht mündete, an der sich nicht nur meine Freunde beteiligten. Wir schmissen Stühle auf die Piazza Santa Maria, tobten uns richtig aus. Bis die Verstärkung der Carabinieri uns in Gewahrsam nahm. Mit Handschellen wurden wir abgeführt und ins Gefängnis Regina Celi gebracht. Gleich für ein paar Tage. Dummerweise passierte diese Geschichte an einem Freitag. Erst am Montag konnte ich meinen Anwalt erreichen.
Die Presse bauschte den Vorfall gehörig auf und unterstellte mir natürlich wieder falsche Absichten. Pure Lustkeilerei sei es gewesen. So ein Blödsinn, mir passten einfach der unverschämte Ton und die fadenscheinige Argumentation dieser scheinheiligen Ordnungsmacht nicht. Die Anklage lautete auf »Widerstand gegen die Staatgewalt«. Pah, einfach lächerlich. Ein paar Tage musste die römische Dolce vita ohne mich auskommen. Damals lebte man wie in einer Millionärs-Hippielandschaft. Ich unterschrieb meine Autogrammkarten mit »Love and Peace«.
Meine Neugierde brachte mich ein zweites Mal ins Gefängnis. Auf meiner Terrasse gab ich ein großes Essen für 24 Freunde. Elsa Martinelli war dabei, Flora und Marcello Mastroianni, Ursula Andress, der Westernheld Tomas Milian. Meine Perle Maria servierte. Die Musik spielte. Es herrschte die übliche ausgelassene Stimmung, als wir hörten, dass ganzin der Nähe Polizeikontrollen aufgebaut werden sollten. In den Zeiten der Roten Brigade damals kein Einzelfall.
Dennoch trieb mich die Neugierde dorthin. Mit einer fadenscheinigen Ausrede – ich weiß nicht mehr, welche, wahrscheinlich rechtfertigte ich mein Weggehen vom Tisch mit einem Telefonat aus Hollywood – setzte ich mich in meinen Mini und brauste drei Ecken weiter zum aufregenden Geschehen. Die Polizei stoppte mich und verlangte meine Papiere. Ich verweigerte sie ärgerlich. Man zerrte mich aus dem Wagen. Ich pöbelte die Carabinieri an, dass sie sich gefälligst erst mal die Haare schneiden lassen sollten, bevor sie mich anfassten. Ein Wort gab das andere. Wieder wurde ich an einem Freitagabend festgenommen und schnurstracks ins Kitchen gebracht. Fröhliches Wochenende. Endlich konnte ich mal ausschlafen. Es blieb mir gar nichts anderes übrig.
Meine Maria ließ sich von meiner Abwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Sie servierte einen Menügang nach dem anderen und schenkte Wein nach. Auf die Fragen meiner Freunde nach dem Gastgeber reagierte sie überhaupt nicht. Sie war meine Spontanentschlüsse längst gewöhnt. Mein Anwalt bewirkte am Montag, dass ich Dienstag – gut erholt – entlassen wurde.
Mein drittes Rencontre mit der Polizei endete ohne Haft, aber keineswegs mit einer erträglicheren Strafe. Es geschah im »Piper Club« in Rom, dem legendären »Club 54« in New York nachgebaut und der In-Treff des Jet-set in der italienischen Hauptstadt. Es war heiß, es war voll, ich raste von der Tanzfläche ins Freie, um Pipi zu machen. Kaum glaubte ich, mich gegen einen Baum erleichtern zu können, sehe ich, dass ich gegen einen Polizistenstiefel pinkele. Ein weiblicher Carabinieri. Ganz erschrocken entschuldige ich mich, aber da waren sie schon alle da, die Paparazzi. Und fotografierten. Die Polizistin verzieh mir. Oh, wie ich die Paparazzi hasse.
Aber weder die noch eine andere Gewalt hat mich je gehindert, nach meinen Gefühlen zu leben. Als sich der berühmte Boxer Monson aus Argentinien im »Jackie O.« in Rom an meine Freundin ranmachte, schüttete ich ihm mutig meinen Champagner ins Gesicht. Kühl kalkulierend, dass er mich nicht angreifen würde. Bei seinen Bärenkräften wäre ja nichts mehr von mir übriggeblieben. Außerdem sind Berufsboxern private Schlägereien verboten, da ihre Fäuste als Waffen gelten. Das wusste ich natürlich.
Soviel Theater spielte ich auf der Bühne nie. Ich habe nämlich überhaupt noch nie Theater gespielt. Vor Publikum bekam ich
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