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Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Titel: Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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uns zusammenlebt?”
    Wenn Liz nicht gesessen hätte, wäre sie glatt umgefallen. „Himmel, nein. Wahrscheinlich nicht. Dein Dad hat hier sein Leben, in Fool’s Gold. Er hat eine große Familie. Ich weiß nicht genau, wie viele seiner Verwandten noch hier leben. Wahrscheinlich seine Mom und ein paar seiner Schwestern.”
    Tyler sah erstaunt zu ihr auf. „Gibt es noch mehr?”
    Es gibt eine ganze Sippe, dachte Liz grimmig. Der Gedanke, dass Ethans Verwandte auch Tylers Verwandte waren, machte sie ein bisschen nervös. Wie konnte sie mit einer kompletten Familie konkurrieren? Andererseits ist die ganze Sache ja kein Wettbewerb, sagte sie sich. Aber trotzdem ...
    „Du hast zwei Onkel, drei Tanten, die übrigens Drillinge sind, und eine Großmutter.”
    „Cool!”
    „Ich weiß”, sagte sie mit gespielter Begeisterung. „Du wirst so viele Verwandte haben, dass du gar nicht weißt, was du mit jedem Einzelnen tun sollst.”
    „Gibt es jemanden in meinem Alter?”
    „Ich glaube nicht. Das heißt, ich weiß es nicht genau. Du kannst ja deinen Dad fragen.”
    Es könnte Dutzende Kinder in Tylers Alter geben, überlegte sie. Seine Geschwister könnten mittlerweile alle verheiratet sein. Und Ethan hatte aus seiner Ehe mit Rayanne vielleicht auch Kinder. Die wären dann allerdings jünger als Tyler.
    Sie schüttelte den Kopf, um nicht an die Begegnung mit Ethans verstorbener Frau zu denken. Im Moment passierte so viel, dass sie sich nicht auch noch darüber Gedanken machen wollte.
    Tyler machte sich von ihr los und ruderte begeistert mit den Armen. „Das ist das Schönste überhaupt, Mom. Ich habe einen Dad. Wir sind eine Familie.”
    Wir mögen vieles sein, dachte Liz, aber die Bezeichnung Familie trifft die Sache nicht unbedingt. Dafür hasste Ethan sie wohl viel zu sehr.
    „Es wird auf jeden Fall interessant”, gab sie zu. Möglicherweise nicht gerade auf eine erfreuliche Art und Weise interessant – aber das war ja nicht Tylers Problem.
    „Darf ich an den Computer und Jason eine E-Mail schicken?”
    Sie nickte.
    Er stürmte aus der Küche. Sekunden später hörte Liz, wie ihr Sohn die alte, knarrende Treppe hinaufpolterte.
    Mit elf war das Leben einfach. Ein neuer Dad war eine großartige Sache. Es gab keine Komplikationen, keine ambivalenten Gefühle und keine Zukunftsängste. Sie selbst hingegen schien gar nicht aufhören zu können, sich auszumalen, was alles schiefgehen konnte.
    „Vermutlich ist das der Grund, warum ich schreibe”, murmelte sie, während sie aufstand, um sich um den Abwasch zu kümmern. Manchmal passten Mord und Totschlag zu ihrer Stimmung. In solchen Situationen ließ sie ihre Frustration an einem Opfer aus, das es verdient hatte, und sorgte dafür, dass ihrer Hauptfigur am Schluss Gerechtigkeit widerfuhr.
    Doch das hier war kein Roman, sondern das richtige Leben. Und Liz ahnte, dass in der Realität ein gutes Ende nicht ganz so leicht herbeizuführen sein würde.

4. KAPITEL
    E than bemühte sich sehr, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch um zehn Uhr morgens gab er auf. Er konnte niemandem etwas vormachen, vor allem nicht sich selbst. Seine Schwester Nevada hatte sich zweimal erkundigt, ob mit ihm alles in Ordnung war. Er hatte erwidert, ihm ginge es bestens. Aber nachdem er zwanzig Minuten damit zugebracht hatte, Bauholz nachzubestellen, nur um dann festzustellen, dass es für einen bereits vor zwei Wochen erledigten Auftrag war, wusste er, dass er raus musste. Er musste seinen Kopf freikriegen.
    „Ich bin in einer Stunde zurück”, rief er seiner Schwester über die Schulter zu, als er aus dem Büro ging.
    „Lass dir ruhig Zeit ...”, murmelte Nevada leise. Er hatte es trotzdem gehört.
    Normalerweise wäre er jetzt zurückgegangen und hätte sie zur Rede gestellt. Heute nicht. Nicht, wenn er immer noch Mühe hatte, zu verstehen, was gestern Abend geschehen war.
    Ich habe einen Sohn, dachte er, während er in seinen Geländewagen stieg und den Motor startete. Ein Kind. Schon seit elf Jahren. Und er hatte weder davon gewusst, noch irgendetwas geahnt. Alles nur deshalb, weil Liz Sutton ihm die Wahrheit vorenthalten hatte. Absichtlich.
    Die Wut, die er gestern Abend empfunden hatte, stieg wieder kochend heiß in ihm hoch. Er zwang sich, sich auf das Autofahren zu konzentrieren und möglichst auch auf Stoppschilder und den Verkehr zu achten.
    Statt zu sich nach Hause zu fahren, fuhr er zu dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Wenn irgendjemand ihn zur Vernunft bringen konnte,

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