Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
verwirrend.« Er zuckt die Achseln.
Mein Grinsen hat die Ausmaße des Pazifiks. Und ich platze fast vor Erleichterung und Freude. Adam hatte recht. Vielleicht kann alles gut werden. Vielleicht muss ich kein Monster sein. Vielleicht habe auch ich Freiheiten.
Ich glaube, ich werde mich hier wohl fühlen.
Brendan zwinkert mir zu. »War schön, dich kennenzulernen, Juliette. Wir sehen uns?«
Ich nicke. »Ich denke schon.«
»Super.« Er lächelt mich an. Sagt zu Castle: »Ich sage Bescheid, sobald ich was höre, Sir.«
»Sehr gut.«
Brendan verschwindet.
Ich wende mich wieder der Glaswand zu, die mich von der anderen Hälfte meines Herzens trennt. Presse die Stirn an die kühle Scheibe. Wünsche mir, Adam würde aufwachen.
»Möchten Sie ihm kurz Hallo sagen?«
Ich schaue zu Castle auf, der mich forschend betrachtet. Er scheint mich ständig zu studieren, was mich verunsichert. »Ja«, sage ich. »Sehr gern.«
48
Castle öffnet die Glastür mit dem Schlüssel, den er in der Hand hält.
»Warum wird die Krankenstation abgeschlossen?«, frage ich.
Er dreht sich zu mir um. Erst jetzt fällt mir auf, dass er nicht besonders groß ist. »Wenn Sie gewusst hätten, wo er ist – hätten Sie dann geduldig gewartet?«
Ich senke den Blick. Bleibe stumm und hoffe, dass ich nicht rot werde.
Castle sagt beruhigend: »Heilung ist ein komplexer Prozess, der nicht durch verwirrende Gefühle gestört werden darf. Wir haben das große Glück, zwei Heilerinnen unter uns zu haben – Zwillinge. Das Faszinierende ist, dass die eine körperliche und die andere seelische Verletzungen heilen kann. Und sie beide müssen zusammenwirken, sonst ist die Heilung unvollständig und lückenhaft.« Er dreht den Türknauf. »Aber ich glaube, es wird Adam nicht schaden, wenn Sie bei ihm sind.«
Ich betrete den Raum und nehme sofort den Duft von Jasmin wahr. Suche nach den Blüten, sehe aber keine. Ich frage mich, ob es sich um ein Parfum handelt. Der Duft ist berauschend.
»Ich warte draußen«, sagt Castle.
Es gibt etwa zwanzig Betten auf dieser Station, aber Adam ist alleine hier. Am Ende des Raums ist eine Tür.
Ich ziehe mir einen Stuhl an Adams Bett und bemühe mich, ganz still zu sein. Er soll nicht aufwachen; ich möchte mich nur versichern, dass es ihm gut geht. Mein Herz pocht wie wild. Und ich weiß, dass ich ihn vermutlich nicht berühren sollte, aber ich kann mich nicht zurückhalten. Ich lege meine Hand auf seine. Adams Finger sind warm.
Seine Lider flattern einen Moment, aber seine Augen bleiben geschlossen. Dann atmet er plötzlich heftig ein, und ich erstarre. Breche fast in Tränen aus.
»Was machen Sie da?«
Ich fahre herum, als ich Castles panische Stimme höre.
Ich lasse Adams Hand los und schaue Castle besorgt an. »Was meinen Sie?«
»Wieso – Sie haben grade – Sie können ihn berühren ?« Ich hätte nie gedacht, dass Castle so verwirrt und verblüfft aussehen kann. Er hat den Arm ausgestreckt, um mich aufzuhalten.
»Natürlich kann ich ihn berüh–« Ich verstumme. Versuche ruhig zu bleiben. »Hat Kenji Ihnen das nicht gesagt?«
»Dieser junge Mann ist immun gegen Ihre Berührung?«, flüstert Castle fassungslos.
»Ja.« Und Warner auch . Ich schaue auf Adam, der noch immer fest schläft.
»Das ist … erstaunlich .«
»Wirklich?«
»Ja, absolut.« Castles Augen leuchten begeistert. »Das ist bestimmt kein Zufall. In solchen Situationen gibt es keine Zufälle.« Er hält inne. Geht auf und ab. »Faszinierend. So viele Möglichkeiten – so viele Theorien –« Er spricht nicht mit mir. Überlegt fieberhaft. Holt tief Luft. Scheint sich erst dann zu erinnern, dass ich auch noch da bin. »Entschuldigung. Bitte lassen Sie sich nicht stören. Die Mädchen werden bald rauskommen – sie sind im Moment bei James. Ich muss diese Information sofort weitergeben.«
»Warten Sie –«
Er schaut auf. »Ja?«
»Haben Sie eine Theorie?«, frage ich ihn. »Wissen – wissen Sie, warum ich … diese Eigenart habe?«
»Sie meinen, wir alle?« Castle lächelt mich verständnisvoll an.
Ich versuche nicht rot zu werden. Nicke knapp.
»Wir betreiben seit Jahren umfassende Forschungen«, sagt er. »Und wir glauben, dass wir eine überzeugende Erklärung gefunden haben.«
»Und?« Mir stockt der Atem.
»Wenn Sie in Omega Point bleiben wollen, sprechen wir bald darüber, das verspreche ich Ihnen. Aber das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.« Er weist mit dem Kopf auf Adam.
»Oh.« Mein Gesicht fühlt sich
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