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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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reparieren.« Er wendet sich mir zu. Beruhigt mich mit einem einzigen intensiven Blick.
    »Wir haben immer noch die Chance, alles zu ändern. Wir können alle Menschen mit frischem Trinkwasser versorgen. Wir können erreichen, dass Getreide nicht gentechnisch verändert wird, um Erträge zu steigern. Die Menschen sterben, weil sie giftige Dinge essen. Die Tiere sterben, weil wir sie mit Abfällen füttern und in ihren eigenen Exkrementen halten, weil sie zusammengepfercht und misshandelt werden. Die Pflanzen gehen ein, weil wir den Boden mit gesundheitsschädlichen Chemikalien verseuchen. Doch das lässt sich alles rückgängig machen.
    Diese Lügen setzt man uns vor, weil sie uns schwach, angreifbar und gefügig machen. Um uns am Leben zu erhalten, sind wir von anderen abhängig. Das macht uns lebensunfähig, verwandelt uns in Feiglinge, in Sklaven. Jetzt ist die Zeit gekommen, um uns zu wehren.« Castles Augen leuchten, er hat die Hände zu Fäusten geballt. Seine Rede war flammend, wohlartikuliert, überzeugend und mitreißend. Ich bezweifle nicht, dass er mit diesen Ideen viele Menschen für seine Sache gewonnen hat. Hoffnung auf eine Zukunft, die verloren schien. Zuversicht in einer trostlosen Welt. Der Mann ist ein geborener Anführer und begabter Redner.
    Aber es fällt mir schwer, ihm zu glauben.
    »Woher wollen Sie wissen, dass alles wahr ist, was Sie mir hier erzählen? Haben Sie Beweise dafür?«
    Er entspannt die Hände. Seine Augen werden ruhig, und ein kleines Lächeln spielt um seine Lippen. »Aber natürlich.« Er lacht beinahe.
    »Warum ist das so komisch?«
    Er schüttelt leicht den Kopf. »Ich amüsiere mich über Ihre Skepsis. Bewundere sie sogar. Man soll nie alles glauben, was man hört.«
    Ich verstehe die unterschwellige Botschaft. Gebe mich geschlagen. »Touché, Mr Castle.«
    Ein kurzes Schweigen tritt ein. Dann fragt er: »Sind Sie französischer Abstammung, Ms Ferrars?«
    »Meine Mutter ist es vielleicht.« Ich wende den Blick ab. »Was also sind Ihre Beweise?«
    »Die Bewegung als solche ist Beweis genug. Wir überleben nur aufgrund dieser Tatsachen. Wir spüren die Lager auf, in denen das Reestablishment Lebensmittel und Vorräte hortet. Wir haben die Felder, die Farmen, das Vieh gefunden. Es gibt zig Hektar Anbauflächen für Getreide. Die Farmer sind versklavt, arbeiten nur, weil man ihnen droht, sie und ihre Familien zu töten. Der Rest der Gesellschaft wurde entweder vernichtet oder lebt in Sektoren, die penibel überwacht werden.«
    Ich bemühe mich um eine ausdruckslose Miene. Bin immer noch unentschlossen, ob ich dem Mann Glauben schenken will oder nicht. »Und wozu brauchen Sie mich? Was wollen Sie von mir?«
    Castle bleibt vor eine Glaswand stehen. Deutet auf den Raum dahinter. Lässt meine Frage unbeantwortet. »Ihr Adam wird durch unsere Leute geheilt.«
    Ich stolpere fast, weil ich so hastig auf die Wand zustürze. Lege die Hände an die Scheibe und spähe in den hell erleuchteten Raum. Adam schläft, und sein Gesicht ist entspannt und friedlich. Das muss die Krankenstation sein.
    »Schauen Sie genau hin«, sagt Castle. »Er hat keine Nadeln im Körper. Ist nicht an Maschinen angeschlossen. Er ist hier mit drei gebrochenen Rippen und drohendem Lungenkollaps eingetroffen. Mit einer Kugel im Schenkel und gequetschten Nieren. Schürfwunden, blutigen Handgelenken. Einem verstauchten Knöchel. Er hatte mehr Blut verloren, als manches Krankenhaus als Konserve zur Verfügung hat.«
    Mir fällt fast das Herz aus der Brust. Am liebsten würde ich mich durch die Scheibe stürzen und Adam in meine Arme reißen.
    »In Omega Point leben an die zweihundert Menschen«, sagt Castle. »Knapp die Hälfte von ihnen besitzt besondere Fähigkeiten.«
    Ich fahre herum und starre ihn an.
    »Ich habe Sie hierherbringen lassen«, sagt er leise, »weil Sie zu uns gehören. Weil Sie wissen sollen, dass Sie nicht alleine sind.«

47
    Ich glotze Castle mit offenem Mund an.
    »Sie wären von unschätzbarem Wert für den Widerstand«, sagt er.
    »Es gibt … noch andere, die so wie ich sind?« Ich weiß nicht mehr, wie ich atmen soll.
    In Castles Blick liegt tiefes Mitgefühl. »Ich war der Erste, der auf den Gedanken kam, dass es noch andere mit ähnlichen Problemen geben könnte. Ich habe sie gesucht, habe auf Gerüchte geachtet, die Zeitungen durchforstet nach Berichten über absonderliche Verhaltensweisen. Zuerst wollte ich einfach nur nicht alleine sein.« Er hält inne. »Ich hatte diesen Irrsinn

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