Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
bestimmt.
Ich werfe Adam einen fragenden Blick zu.
Er grinst. »Zieh es an.«
Diesmal gerät mein Blick anders.
»Oh.« Er tritt verlegen einen Schritt zurück. »Schon klar – ich – ich dreh mich um –«
Ich warte, bis er mir den Rücken zukehrt. Dann atme ich aus. Schaue mich um. Es scheint hier keine Spiegel zu geben. Ich ziehe Kenjis Klamotten aus, lasse sie auf den Boden fallen. Dann stehe ich da, splitternackt, einen Moment lang zu starr, um mich zu bewegen. Aber Adam dreht sich nicht um. Er ist ganz still. Ich betrachte das glänzende violette Material, das sich wohl noch dehnen soll.
Und das tut es auch.
Es lässt sich tatsächlich erstaunlich leicht überstreifen – wie für mich geschaffen. Die Unterwäsche ist eingearbeitet, der Kragen lässt sich mit einem Reißverschluss hochziehen bis zum Kinn, die Ärmel bedecken meine Handgelenke, die Beine umschließen meine Knöchel, ein Reißverschluss hält das Ganze zusammen. Ich betaste das extrem dünne Material. Der Anzug ist hauteng, sitzt aber so gut, dass ich ihn gar nicht spüre. Er fühlt sich an wie eine zweite Haut.
»Wie … sieht er aus?«, fragt Adam. Er hört sich nervös an.
»Kannst du mir den Reißverschluss zumachen?«
Adam dreht sich um. Seine Lippen öffnen sich, beben, verziehen sich dann zu einem hinreißenden Lächeln. Mir wird so heiß, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich hinschauen soll. Adam tritt auf mich zu, Schmetterlinge toben in meiner Brust, und ich drehe mich um, froh, dass ich mein Gesicht verbergen kann. Adam berührt meine Haare, und ich merke, dass sie mir fast über den ganzen Rücken reichen. Vielleicht sollte ich sie mal schneiden.
Sachte streicht Adam die Haarwellen nach vorne, damit sie nicht in den Reißverschluss geraten. Lässt seine Finger von meinem Nacken zum unteren Rücken wandern. Ich kann kaum mehr stillstehen. Mein Rückgrat steht so unter Strom, dass ich damit eine ganze Stadt versorgen könnte. Ganz langsam zieht Adam den Reißverschluss nach oben. Lässt seine Hände über meinen Körper gleiten. »Gott, du siehst so unglaublich aus«, sagt er nur.
Ich drehe mich um. Er presst eine Faust auf den Mund, um sein Lächeln zu verbergen, um die Worte zu stoppen, die aus seinem Mund taumeln wollen.
Ich berühre den Stoff. Beschließe, dass ich wohl etwas sagen sollte. »Er ist sehr bequem.«
»So sexy.«
Ich schaue auf.
Adam schüttelt den Kopf. »So unfassbar sexy.«
Er zieht mich in seine Arme.
»Ich seh aus wie eine von diesen Kunstturnerinnen«, murmle ich.
»Nein«, flüstert er, und seine Lippen sind so heiß heiß heiß an meinem Mund, »du siehst aus wie eine Superheldin.«
Epilog
Ich vibriere immer noch, als Kenji und Winston hereinplatzen.
»Und wie soll mir nun dieser Anzug das Leben erleichtern?«, frage ich in die Runde.
Aber Kenji steht da wie angewurzelt. Starrt mich hemmungslos an. Öffnet den Mund. Schließt ihn wieder. Steckt die Hände in die Hosentaschen.
Winston kommt ihm zu Hilfe. »Er soll das Berührungsproblem lösen«, erklärt er. »Du brauchst dir nicht mehr zu überlegen, wie du dich bei diesen Witterungsverhältnissen von Kopf bis Fuß bedeckt halten kannst. Dieses Material kühlt bei Wärme und wärmt bei Kälte und ist atmungsaktiv, so dass deine Haut nicht darunter leidet. Es sorgt dafür, dass du niemanden versehentlich verletzt, lässt dir aber die Freiheit, jemanden anzufassen – auch absichtlich. Falls es nötig ist.«
»Das ist grandios.«
Winston lächelt glücklich. »Gern geschehen.«
Ich schaue an mir herunter. Plötzlich fällt mir etwas auf. »Aber meine Füße und Hände sind doch gar nicht bedeckt. Wie soll ich da –«
»Oh – halt, halt«, fällt Winston mir ins Wort. »Ich hab was vergessen.« Er rennt zum Schrank und holt flache, knöchelhohe schwarze Stiefel und schwarze Handschuhe heraus, die bis zum Ellbogen reichen. Gibt mir beides. Ich berühre das weiche Leder. Die Stiefel sind so biegsam, dass ich damit Ballett tanzen und kilometerweit rennen könnte. »Das gehört natürlich dazu«, ergänzt Winston.
Ich ziehe alles an, beuge die Finger, stelle mich auf die Zehenspitzen, genieße das neue Körpergefühl. Fühle mich unbesiegbar. Ausnahmsweise hätte ich gerne einen Spiegel zur Hand. Ich schaue von Kenji zu Adam zu Winston. »Was meint ihr? Sieht das … okay aus?«
Kenji gibt einen komischen Laut von sich.
Winston blickt genervt.
Adam strahlt.
Wir gehen hinter Kenji und Winston aus dem Raum. Adam streift rasch meinen
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