Ich greife an
Zeit die Front zu verlassen, schmerzte! Nur wenige Tage trennten uns noch vom Sieg. Ich hatte davon geträumt, diesen großen Tag auf meinem Kampfposten, in der festen Frontgemeinschaft der Flieger, zu erleben.
IM JUBELNDEN MOSKAU
Nun war ich zum dritten Male in Moskau. Es ist schwer, jene Gefühle wiederzugeben, die jeden Frontkämpfer packten, der in diesen Tagen in die Hauptstadt kam. Wie oft hatte diese Stadt im Namen der Heimat seit jenem unvergeßlichen 5. August 1943, seit dem Tage des Sieges über die Faschisten in der Schlacht im Frontbogen von Kursk, Salut für uns geschossen!
Ich erinnerte mich, wie ich hier im November 1942 als einfacher Flieger auf den Befehl zum Abflug an die Front gewartet und wie ich hier als schon erfahrener Flieger im Juni 1944 meine Beförderung zum Stellvertretenden Regimentskommandeur erfahren hatte. Und nun konnte ich mein Kampfkonto abschließen: Dreihundertdreißig Kampfflüge, hundertundzwanzig Luftkämpfe und zweiundsechzig abgeschossene feindliche Flugzeuge.
Als ich am Mikrophon stand und der Heimat im Namen der Kämpfer der 1. Belorussischen Front für die unermüdliche Sorge um uns Frontkämpfer dankte und den Moskauern den Gruß der Front überbrachte, war ich aufgeregt und bewegt wie nie zuvor in meinem Leben.
Die weiteren Ereignisse rollten rasch ab. Unsere Truppen besetzten Berlin, und das faschistische Deutschland erklärte seine bedingungslose Kapitulation. Ich versetzte mich im Geiste zu meinem Regiment und stellte mir die Kampfgefährten in jenen Tagen vor, an denen das ganze Volk jubelte und frohlockte.
Ich wurde in Moskau aufgehalten, da mir noch der zweite „Goldene Stern" feierlich überreicht werden sollte.
Ich erlebte das Ende des Krieges, unseren Sieg, in der Hauptstadt.
Wie schön war Moskau an diesem Festtag! Die Straßen erstrahlten im Lichte der Illuminationen. Es war warm. Flugzeugstaffeln jagten durch den klaren Frühlingshimmel und warfen rote, grüne und weiße Raketen ab. Auf den Straßen gingen die Menschen Schulter an Schulter. Sie sangen, lachten und sprachen miteinander, als wären sie alte Bekannte. Soldaten und Offiziere wurden mit jubelnden Rufen begrüßt.
Ich war glücklich, daß ich Moskau am Tage des Sieges sehen konnte. Ich bedauerte nur, daß meine Freunde und Regimentskameraden nicht hier waren. Ich würde gemeinsam mit ihnen durch die festliche Stadt gehen, würde neben Jewstignejew und Amelin schreiten, mit denen ich in den kritischen Novembertagen des Jahres 1942 in Moskau gewesen war!
Ich wurde unerwartet aus meinen Gedanken geschreckt. Menschen hatten mich ergriffen, wippten mich hoch in die Luft und riefen laut: „Der Flieger soll leben! Hoch die sowjetische Luftwaffe!"
IM KREISE DER ERPROBTEN FREUNDE
Am nächsten Tage flog ich zu meinem Regiment, das dicht bei Berlin lag.
Auf unserem Flugplatz war es außerordentlich ruhig und still. Nichts war mehr von dem üblichen emsigen Hin und Her, von dem fieberhaften Treiben zu spüren, obgleich die Tankwagen immer noch hin und her fuhren, die Techniker fleißig arbeiteten und die Flieger zu ihren Maschinen liefen. Die Kampfmaschinen standen ausgerichtet, die friedliche Ausbildung hatte begonnen.
Ich suchte mein Flugzeug. Der Techniker Wassiljew machte sich an ihm zu schaffen.
Die Regimentskameraden empfingen mich freudig. Kumanitschkin und Titorenko umarmten mich. Der Kommodore drückte mir fest die Hand und schloß mich gleichfalls in seine Arme. Chait wich nicht von meiner Seite. Wir beglückwünschten einander zum Siege. Alle waren zufrieden und froh. Fast bei allen meinen Regimentskameraden war die Abschußliste länger geworden.
Am Abend feierten wir den Sieg noch einmal gemeinsam.
Tschupikow erzählte von den letzten Kriegstagen, und ich gab begeistert meine Eindrücke vom Siegestage in der Hauptstadt zum besten. Die Freunde hörten mir gespannt zu, denn wessen Herz versetzt nicht schon die Erwähnung Moskaus, des Roten Platzes, des Kremls in eine frohe Erregung.
Wir waren wieder den ganzen Tag auf dem Flugplatz. Wir studierten die Kriegserfahrungen und Errungenschaften der sowjetischen Flugzeugtechnik und vervollkommneten unser fliegerisches Können.
In diesen Tagen entschloß ich mich, zu versuchen, meinen alten Traum zu verwirklichen: in die Luftwaffenakademie einzutreten und Hochschulbildung zu erlangen. Ich hatte die Erlaubnis bekommen, meine Unterlagen und Papiere einzuschicken und wartete ungeduldig auf die Antwort.
Ich erhielt auch Post von meinen
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