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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Wir müssen dafür sorgen, dass du heute Abend richtig gut aussiehst. Beeil dich, du brauchst zum Umziehen ja länger als eine Frau.«
    Doris und Al sitzen am Fußende ihres Betts in einem Dubliner Hotel, zu Doris’ Leidwesen leider nicht dem Shelbourne. Es ist eher eine Art Holiday Inn, aber zentral gelegen, man ist im Handumdrehen in den Einkaufsstraßen, und damit kann sie leben. Eigentlich war Justin ganz erpicht darauf, ihnen gleich nach der Landung heute Vormittag die Sehenswürdigkeiten vorzuführen, Museen, Kirchen und Schlösser, aber Doris und Al hatten andere Pläne. Shopping nämlich. Die Wikinger-Tour war das Höchste an kulturellem Genuss, zu dem sie sich bereit fanden, und Doris hatte laut gekreischt, als der Bus in die Liffey fuhr und das Wasser ihr ins Gesicht spritzte. Am Ende nahmen sie einfach das nächstbeste Zimmer, damit Al ihr die Wimperntusche aus dem Auge waschen konnte.
    Nur noch ein paar Stunden bis zum Beginn der Oper, nur noch ein paar Stunden, bis er endlich die Identität der geheimnisvollen Person herausfinden wird, und wenn er nur daran denkt, steigert sich seine Spannung und Nervosität fast ins Unermessliche. Alles ist offen – der Abend kann in pure Folter ausarten oder richtig nett werden. Aber er will aufs Schlimmste vorbereitet sein, und dafür muss er sich unbedingt noch einen Fluchtplan ausdenken.
    »Ach, jetzt mach endlich voran, Justin!«, ruft Doris erneut, und er schiebt die Krawatte zurecht und verlässt das Badezimmer.
    »Zeig’s uns, zeig’s uns, zeig’s uns«, feuert Doris ihn an, während er in seinem besten Anzug im Zimmer auf und ab defiliert. Schließlich bleibt er direkt vor seinem Bruder und seiner Frau stehen, hampelt verlegen herum und fühlt sich wie ein kleiner Junge im Kommunionsanzug.
    Wortlos starren die beiden ihn an. Al, der sich eifrig Popcorn in den Mund geschaufelt hat, hört sogar auf zu kauen.
    »Was ist?«, fragt Justin nervös. »Stimmt was nicht? Hab ich was im Gesicht? Ist irgendwo ein Fleck?« Prüfend schaut er an sich herunter.
    Doris rollt mit den Augen und schüttelt den Kopf. »Ha, ha, sehr komisch. Nein, im Ernst, vertrödle nicht unsere Zeit, sondern zeig uns deinen richtigen Anzug.«
    »Doris!«, ruft Justin entsetzt. »Das
ist
mein richtiger Anzug!« »Das ist dein bester Anzug?«, wiederholt sie gedehnt und mustert ihn von oben bis unten.
    »Ich glaube, den kenne ich noch von unserer Hochzeit«, bemerkt Al.
    Doris steht auf und holt ihre Handtasche. »Ausziehen«, sagt sie ruhig.
    »Was? Warum?«
    Sie holt tief Luft. »Zieh ihn einfach aus. Auf der Stelle.«
     
    »Das ist viel zu förmlich, Kate.« Ich bin nicht zufrieden mit den Kleidern, die sie für mich ausgesucht hat. »Es ist doch kein Ball, ich brauche nur etwas …«
    »… das sexy ist«, meint Frankie und schwenkt ein knappes Fähnchen vor mir herum.
    »Sie geht in die Oper, nicht Clubben«, protestiert Kate und nimmt ihr energisch das Kleid aus der Hand.
    »Okay, aber schaut euch mal das hier an. Nicht zu förmlich, nicht zu nuttig«, ergreife ich zur Abwechslung selbst die Initiative.
    »Ja, damit kannst du ohne weiteres als Nonne durchgehen«, meint Frankie sarkastisch.
    Entschlossen wenden sich meine beiden Freundinnen ab und beginnen erneut, die Kleiderständer zu durchwühlen.
    »Ta-da! Ich hab’s!«, verkündet Frankie.
    »Nein, das hier ist perfekt!«, ruft Kate.
    Gleichzeitig wirbeln sie beide herum – und halten das gleiche Modell in der Hand. Kate in Rot, Frankie in Schwarz. Ich kaue auf der Unterlippe.
    »Hör auf damit!«, weisen sie mich wie aus einem Munde zurecht.
     
    »O mein Gott«, flüstert Justin.
    »Was? Hast du noch nie rosa Nadelstreifen gesehen? Einfach göttlich. Mit dem lachsfarbenen Hemd hier und der Krawatte – einfach perfekt! Ach Al, ich wollte, du würdest so was auch anziehen.«
    »Mir gefällt’s in Blau besser«, entgegnet Al. »Das Rosa ist ein bisschen schwul, finde ich. Vielleicht eine gute Idee, falls deine Verabredung sich als totale Katastrophe herausstellt. Dann kannst du behaupten, dass dein Freund auf dich wartet. Ich könnte einspringen«, bietet er großzügig an.
    Ärgerlich mustert Doris ihn. »Siehst du, der ist doch viel besser als der andere, den du anhattest, Justin. Justin? Erde an Justin! Was guckst du denn da? Oh, die ist aber hübsch.«
    »Das ist Joyce«, flüstert er. Er hat einmal gelesen, dass das Herz eines Kolibris bis zu zwölfhundertmal pro Minute schlägt, und sich gewundert, wie irgendein

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