Ich hab dich im Gefühl
dass ich nicht mitkomme.« Mit hochrotem Gesicht dreht sie sich wieder weg.
Einen Augenblick betrachtet Frankie ihre Freundin schweigend. »Okay«, sagt sie dann munter zu mir. »Mein Auto steht draußen, wir könnten mal die Kneipe ein Stück weiter die Straße runter ausprobieren.«
»Nein, wir bleiben hier«, protestiere ich.
»Seit du deinen Mann verlassen hast und dein Leben bloß noch ein Scherbenhaufen ist, kann man sich mit dir auch nicht mehr amüsieren«, schmollt Frankie. »Und was dich angeht, Kate – seit du diese schwedische Kinderfrau hast, die dein Mann dauernd anglubscht, bist du ständig mies drauf. Und ich hab die Nase voll davon, jeden Abend mutterseelenallein mein langweiliges Mikrowellenessen in mich reinzustopfen und jede Nacht mit ’nem anderen attraktiven Fremden bedeutungslosen Sex zu haben. So, jetzt ist es raus.«
Ich staune Bauklötze. Kate ebenfalls. Ich spüre, dass wir uns beide Mühe geben, wütend auf Frankie zu werden, aber das, was sie gesagt hat, trifft dermaßen genau ins Schwarze, dass es schon fast witzig ist. Jetzt schubst sie mich auch noch mit dem Ellbogen und kichert mir spitzbübisch ins Ohr. Auch Kates Mundwinkel fangen an zu zucken.
»Ich hätte einen Kinder
mann
engagieren sollen«, sagt Kate schließlich.
»Da würd ich Christian auch nicht trauen«, entgegnet Frankie. »Du bist paranoid, Kate«, versichert sie aber dann mit ernster Stimme. »Ich hab ihn beobachtet. Er liebt dich abgöttisch, und sie ist nicht mal besonders attraktiv.«
»Meinst du?«
»Mhm«, nickt sie, aber als Kate nicht hinsieht, formt sie in meine Richtung »aber sexy« mit den Lippen.
»Meinst du das ernst, was du grade gesagt hast?«, fragt Kate schon etwas fröhlicher.
»Nein«, lacht Frankie und wirft den Kopf in den Nacken. »Ich
liebe
bedeutungslosen Sex. Aber wegen dem Mikrowellenessen muss ich echt was unternehmen. Mein Arzt sagt, ich habe Eisenmangel. Okay«, fährt sie fort und klatscht in die Hände, so laut, dass Sam vor Schreck zusammenzuckt, »aus welchem Grund ist diese Sitzung eigentlich einberufen worden?«
»Justin möchte Joyce treffen«, erklärt Kate und schnalzt mit den Fingern zu mir. »Hör auf, an deiner Lippe zu kauen.«
Ich lasse es.
»Ooh, toll«, sagt Frankie aufgeregt. »Wo liegt das Problem?« Dann sieht sie mein verängstigtes Gesicht.
»Er wird merken, dass ich ich bin.«
»Wer solltest du sonst sein?«
»Jemand anderes«, antworte ich und beiße wieder auf meine arme Lippe.
»Das erinnert mich echt an alte Zeiten. Du bist dreiunddreißig, Joyce, warum benimmst du dich wie ein Teenager?«
»Weil sie verliebt ist«, antwortet Kate gelangweilt, wendet sich dem Schwimmbecken zu und applaudiert ihrer hustenden Tochter Jayda, deren Gesicht halb unter Wasser ist.
»Sie kann nicht verliebt sein«, meint Frankie und rümpft verächtlich die Nase.
»Meint ihr, das ist normal?«, fragt Kate plötzlich besorgt und versucht unsere Aufmerksamkeit auf Jayda zu lenken.
»Natürlich ist das nicht normal«, antwortet Frankie. »Sie kennt den Kerl ja kaum.«
»Mädels, hey, wartet mal ’nen Moment«, versucht Kate sich wieder Gehör zu verschaffen.
»Ich weiß mehr über ihn, als jeder andere Mensch jemals wissen wird«, verteidige ich mich unterdessen. »Abgesehen von ihm selbst natürlich.«
»Entschuldigung?« Da wir ihr nicht zuhören, nimmt Kate mit der Bademeisterin Kontakt auf, die direkt unter uns sitzt. »Können Sie mal nach der Kleinen da unten sehen, bitte?«
»Bist du verliebt?«, fragt Frankie und sieht mich an, als hätte ich soeben angekündigt, dass ich eine Geschlechtsumwandlung beabsichtige.
Ich lächle.
Im gleichen Moment springt die Bademeisterin ins Wasser, um Jayda zu retten, und ein paar Kinder kreischen aus Leibeskräften.
»Du musst uns mit rüber nach Irland nehmen«, meint Doris aufgeregt, während sie eine Vase auf das Fenstersims stellt. Inzwischen ist die Wohnung fast fertig, und sie erledigt nur noch die letzten Feinarbeiten. »Vielleicht ist sie total durchgeknallt, das weiß man ja nie. Wir müssen in deiner Nähe sein, falls irgendwas passiert. Schließlich könnte es auch ein Mörder sein, ein Serienstalker, der sich mit Leuten trifft und sie dann umbringt. So was hab ich mal bei Oprah gesehen.«
Al fängt an, Nägel in die Wand zu schlagen, und Justin passt sich seinem Rhythmus an, indem er zur Antwort sanft, aber regelmäßig den Kopf auf den Küchentisch schlägt.
»Ich nehme euch beide ganz bestimmt nicht
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