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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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richtig?«
    Ich schweige.
    »Ich hab das Foto gesehen, von dir und deinem Vater und Bea. Das war der Abend, als sie dir von meiner Blutspende erzählt hat. Davon, was ich mir als Dank dafür wünsche.« Er niest.
    »Gesundheit.«
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt? Wir sind uns doch so oft begegnet! Bist du mir gefolgt oder … oder was ist los, Joyce?«
    »Bist du wütend auf mich?«
    »Nein! Ich meine, ich weiß nicht. Ich verstehe das alles nicht. Ich bin total verwirrt.«
    »Dann lass es mich erklären.« Ich hole noch mal tief Luft und versuche, meine Stimme ruhig zu halten, aber das ist schwer, weil mein Herz mit aller Macht in meinem Hals klopft. »Ich bin dir nicht gefolgt, wir sind uns zufällig begegnet, also mach dir deswegen bitte keine Sorgen. Ich bin keine Stalkerin. Es ist etwas passiert, Justin. Es ist etwas passiert, als ich meine Transfusion bekommen habe, und was immer das war – als dein Blut durch meine Adern geflossen ist, habe ich mich plötzlich mit dir verbunden gefühlt. Immer wieder war ich unerwartet in deiner Nähe, beim Friseur, im Ballett. Das war alles Zufall.« Jetzt rede ich schon wieder viel zu schnell, aber ich kann mich nicht bremsen. »Und dann hat Bea mir erzählt, dass du um die gleiche Zeit Blut gespendet hast, als ich welches bekommen habe, und …«
    »Was?«
    Ich bin nicht sicher, was er wissen will.
    »Du meinst, es ist nicht gesagt, ob es wirklich mein Blut war, das du bekommen hast? Weil ich das nämlich nicht in Erfahrung bringen konnte. Niemand war bereit, es mir zu verraten. Hast du es rausgekriegt?«
    »Nein. Niemand hat es mir gesagt, aber das war auch nicht nötig. Ich …«
    »Joyce!«, fällt er mir ins Wort, und sein Ton macht mir Sorgen.
    »Ich bin keine Spinnerin, Justin. Das kannst du mir glauben. So etwas, wie ich die letzten Wochen erlebt habe, ist mir vorher nie passiert.« Dann erzähle ich ihm die ganze Geschichte. Wie ich plötzlich seine Fähigkeiten bei mir entdeckte, sein Wissen, seine Vorlieben.
    Er schweigt.
    »Sag was, Justin.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das klingt so … so seltsam.«
    »Es ist auch seltsam, aber es ist die Wahrheit. Das hört sich jetzt wahrscheinlich noch schlimmer an, aber ich habe das Gefühl, dass ich auch noch ein paar Erinnerungen von dir gekriegt habe.«
    »Wirklich?« Seine Stimmt klingt kalt, weit weg. Ich verliere ihn.
    »Erinnerungen an den Park in Chicago, daran, wie Bea in ihrem Tutu auf der rot karierten Decke tanzt, der Picknickkorb, die Flasche Rotwein. Die Kirchenglocken, das Eiscafé, die Wippe mit Al, die Sprinkler auf der Wiese, der …«
    »Halt, halt, langsam! Warte mal. Wer bist du?«
    »Ich, Justin, ich bin es!«
    »Wer hat dir das alles erzählt?«
    »Niemand, ich weiß es einfach!« Müde reibe ich mir die Augen. »Ich weiß, das klingt grotesk, Justin, wirklich. Ich bin ein normaler anständiger Mensch, zwar mit genug Zynismus ausgestattet, aber das ist mein Leben, und das passiert mir zurzeit wirklich. Wenn du mir nicht glaubst, tut es mir leid, dann lege ich jetzt auf und belästige dich nicht mehr, aber bitte nimm zur Kenntnis, dass es kein Witz und auch keine Verarschung oder so was ist.«
    Eine Weile schweigt er. »Ich möchte dir ja glauben«, entgegnet er dann.
    »Du spürst also auch etwas zwischen uns?«
    »Ich sage dir, was ich fühle.« Er spricht ganz langsam, als würde er sich jeden Buchstaben genau überlegen. »Die Erinnerungen, Vorlieben und Hobbys und was du sonst noch von mir erwähnt hast, das alles sind Dinge, die du bei mir gesehen oder von mir gehört haben könntest. Ich behaupte nicht, dass du das absichtlich machst, vielleicht weißt du es ja nicht einmal, aber ich glaube, du hast schlicht und einfach meine Bücher gelesen. In meinen Büchern erwähne ich viele persönliche Details. Du hast das Foto in Beas Medaillon gesehen, du warst bei meinen Vorträgen, du hast meine Artikel gelesen. Möglicherweise, nein ganz sicher habe ich da auch irgendwelches Zeug über mich erzählt. Was beweist mir, dass du diese Dinge ausgerechnet über eine Bluttransfusion erfahren hast? Bitte nimm mir das jetzt nicht übel – aber woher soll ich wissen, dass du nicht irgendeine Verrückte bist, die sich das eingeredet hat, weil sie irgendein irres Buch gelesen oder einen Film darüber gesehen hat? Woher soll ich das bitte wissen?«
    Ich seufze. Wie kann ich ihn überzeugen? Mir fällt keine Methode ein. »Justin, ich glaube momentan an gar nichts, aber an das, was ich

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