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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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    In vieler Hinsicht halte ich mich für eine der glücklichsten Frauen. Gewiß, ein Zyniker könnte behaupten, daß das im 19. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung lediglich eine graduelle Unterscheidung darstellte, da Frauen ohnehin nur wenige der von Männern beanspruchten »unveräußerlichen Rechte« zugestanden wurden. Diese historische Ära wird vielfach mit dem Namen ihrer Monarchin in Verbindung gebracht; und obgleich niemand der Krone treuer ergeben ist als Amelia Peabody Emerson, zwingt mich meine Aufrichtigkeit doch zu der Anmerkung, daß die unwissentlichen Äußerungen Ihrer geschätzten Majestät hinsichtlich ihrer Geschlechtsgenossinnen in keiner Weise dazu beitrugen, diese aus ihrer schwachen Position zu befreien.
    Ich schweife ab. Ich kann nicht anders, denn das Joch meiner unterdrückten Schwestern erfüllt mich stets mit unbändigem Zorn. Wie weit sind wir, selbst heute noch, von unserer wohlverdienten Emanzipation entfernt? Wann, ja wann werden Gerechtigkeit und Logik siegen und die Frauen von dem Podest hinabsteigen, auf das sie der Mann erhoben hat (natürlich nur, damit sie nichts anderes tun, als dort passiv zu verharren), um ihren rechtmäßigen Platz an seiner Seite einzunehmen?
    Weiß der Himmel. Doch wie bereits von mir angedeutet, hatte ich das Glück, die aufgrund der Mißgunst des starken Geschlechts errichteten gesellschaftlichen und bildungsbedingten Barrieren zu überwinden (oder, besser gesagt, zu durchbrechen). Durch meinen Vater sowohl mit finanzieller Unabhängigkeit als auch einer fundierten klassischen Bildung gesegnet, zog ich aus, um die Welt kennenzulernen.
    Das ist mir nicht gelungen; in Ägypten fand meine Reise ihr Ende, da ich in dem klassischen Land der Pharaonen meine Bestimmung sah. Seitdem habe ich mich dem Studium der Archäologie gewidmet, und obwohl mich meine Bescheidenheit von Eigenlob abhält, darf ich doch behaupten, daß das von mir in diesem Beruf Geleistete nicht unerheblich gewesen ist.
    Bei meinen Bestrebungen wurde ich von dem berühmtesten Ägyptologen aller Zeiten unterstützt, Radcliffe Emerson, meinem geliebten und geschätzten Gatten. Wenn ich dem gnädigen Schöpfer danke (was ich häufig tue), steht der Name Emerson stets an erster Stelle. Obwohl Fleiß und Intelligenz nicht unerheblich zu weltlichen Erfolgen beitragen, konnte ich es zum Zeitpunkt unserer ersten Begegnung nicht mir anrechnen, was Emerson ist und wo er war. Sicherlich war es weder Zufall noch eine Laune des Glücks, die das weltbewegende Ereignis herbeiführten. Nein! Schicksal, göttliche Fügung, nennen Sie es, wie Sie wollen – es war uns vorbestimmt. Vielleicht (so sinniere ich häufig, wenn ich geistesabwesend oder in nachdenklicher Stimmung bin) lagen die alten heidnischen Philosophen richtig in ihrem Glauben an die Wiedergeburt. Vielleicht war jenes Zusammentreffen in den düsteren Räumen des alten Boulaq Museums nicht unsere erste Begegnung; schließlich zogen mich jene funkelnden saphirblauen Augen, die wohlgeformten Lippen und das Grübchen in seinem Kinn nicht von ungefähr magisch an (obwohl ich zugeben muß, daß es zu jenem Zeitpunkt von einem dichten Bart verhüllt wurde, den Emerson dank meiner Überzeugungskraft später entfernte).
    Immer noch geistesabwesend und nachdenklich ließ ich meiner Phantasie freien Lauf- wie wir vielleicht unter den mächtigen Säulen des alten Karnak umherstreiften, seine kräftige, sonnengebräunte Hand die meine umklammernd, sein durchtrainierter Körper in kurzen Hosen und aufgeknöpftem Hemd, was seine großartige Figur hervorragend zur Geltung gebracht hätte …
    Ich gebe zu, daß ich mich, wie so oft im Hinblick auf Emersons Vorzüge, von meinen Gefühlen überwältigen lasse. Werter Leser, wenn Sie erlauben, nehme ich den Faden meiner Erzählung wieder auf.
    Kein Normalsterblicher sollte in dieser unvollkommenen Welt mit vollkommener Harmonie rechnen. Als rational denkender Mensch hatte auch ich nicht damit gerechnet. Allerdings gibt es auch für Frauen Schmerzgrenzen, und im Frühling des Jahres 18-, als wir im Begriff waren, Ägypten nach einer weiteren Ausgrabungssaison zu verlassen, war diese Grenze für mich erreicht.
    Gedankenlose Menschen bezichtigen mich manchmal eines ungerechtfertigten Vorurteils gegenüber dem männlichen Geschlecht. Sogar Emerson macht daraus gelegentlich keinen Hehl – und gerade der sollte es besser wissen. Wenn ich darauf verweise, daß ein Großteil meiner Verärgerung von

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