Ich habe auf dich gewartet, Darling
erleichtert. Jetzt, wo ihre Eltern sich ausgesöhnt hatten, fiel ihr der Gedanke fortzugehen nicht mehr so schwer. Die beiden hatten ja einander.
Meine Eltern lieben sich also immer noch, dachte sie gerührt und wischte sich verstohlen eine Träne von der Wange. Dann fiel ihr Blick auf Damien, der am Fenster stand und sie von dort aus aufmerksam beobachtete.
In diesem Moment erschien jemand an der offenen Tür. „Das nenne ich eine Überraschung!“, rief Keiran mit einem falschen Lächeln auf den Lippen.
„Keiran!“ Russell schien sich ehrlich zu freuen. „Komm herein, es gibt Neuigkeiten. Ich möchte mein Eheversprechen, das ich Caroline einst gab, so schnell wie möglich erneuern. Das macht man jetzt doch so, habe ich gehört. Es soll eine richtig feierliche Sache werden.“
Keiran trat an Russells Bett. „Das ist in der Tat eine fantastische Neuigkeit. Ich wusste doch schon immer, dass ihr beide zusammengehört.“ Dann schaute er zu Gabrielle und Damien hinüber. „Wie ich auch schon immer wusste, dass die beiden dort zusammengehören.“
Russell lehnte sich zufrieden zurück in die Kissen. „Das hast du also auch gespürt.“
„Ja, und ich freue mich sehr für die zwei.“ Obwohl Keiran lächelte, blickten seine Augen kalt. „Jetzt kann die Turteltauben sicher auch nichts mehr trennen. Was meinst du, Gabrielle?“
Ihre Nerven waren auf das Äußerste angespannt. „Ich …“
Damien kam ihr zur Hilfe. „Ganz recht, Keiran!“
Keiran ließ sich nicht davon beeindrucken. Er war sich schon so sicher, dass er Damiens Zukunft zerstören würde.
Als er näher an Gabrielle heranrückte, zuckte sie zusammen. Er nahm jedoch ihre Hand und besah sich ihr Handgelenk. „Oh, liebste Cousine, woher hast du nur diesen hässlichen dunkelroten Fleck?“
Ihr war so viel im Kopf herumgegangen, dass sie gar nicht darauf geachtet hatte. Jetzt war es allerdings nicht mehr zu übersehen. Wo Keiran seine Fingernägel in ihr Handgelenk gekrallt hatte, war die Haut blutunterlaufen.
Schnell zog Gabrielle ihre Hand weg. „Och, ich weiß nicht.“
„Du solltest in Zukunft etwas vorsichtiger sein.“
Jetzt kam ihre Mutter hinzu und schaute sich das Handgelenk an. „Keiran hat recht, Darling. Das ist ein böser Bluterguss.“
Gabrielle wurde rot vor Ärger. Ihre Mutter wäre außer sich, wenn sie erfahren würde, dass ihr Neffe der Übeltäter war. Alle würden entsetzt sein. Gabrielle konnte es ja selbst kaum glauben.
Da begann Keiran auch noch widerlich zu kichern. „Neulich ist Gabrielle über den Teppich gestolpert. Sie wäre hingefallen, hätte ich sie nicht im letzten Moment festhalten können. Aber sie war ja schon immer ein kleines Trampeltier.“
Caroline runzelte die Stirn. „Daran kann ich mich aber nicht erinnern.“
„Ich auch nicht“, pflichtete ihr Russell bei und musterte Keiran argwöhnisch.
Gabrielle konnte nur hoffen, dass er ihm nicht misstraute. Ihr selbst war soeben klar geworden, dass Keiran sie neulich tatsächlich gestoßen hatte.
Zum Glück lächelte ihre Mutter schon wieder. „Was haltet ihr davon, wenn ich uns allen jetzt einen schönen Eistee mache?“
„Das ist eine wunderbare Idee, Mum!“, rief Gabrielle. Zumindest ist es eine Ablenkung, fügte sie im Stillen hinzu.
Sie machte sich nämlich große Sorgen um Damien. Obwohl er kein Wort sagte, ließ er Keiran nicht mehr aus den Augen. Sein Blick war so feindselig, als ahnte Damien, welch teuflisches Spiel Keiran spielte.
Als Gabrielle mit Damien nach Hause kam, bestätigte sich ihr Verdacht.
„Meinst du, ich wüsste nicht, wer dich gekratzt hat?“, fragte er sie scharf. „Warum lässt du dir das von Keiran gefallen, Gabrielle?“
„Ach, du kennst Keiran doch“, versuchte sie sich herauszureden. „Wir hatten uns im Büro gestritten, und da ist er ausgerastet. Er neigte schon als kleiner Junge zur Gewalt.“
„Das ist kein Grund, sich als erwachsener Mann so abscheulich zu benehmen. Mal ehrlich, Gabrielle, hat er irgendetwas gegen dich in der Hand?“
„Natürlich nicht“, log sie. „Bitte, Damien, reg dich auf. Es ist doch nichts passiert.“
Aber er ließ sich nicht beschwichtigen. „Dieses Schwein, das zahle ich ihm heim!“, rief er außer sich. Er nahm seine Autoschlüssel und riss die Wohnungstür auf.
„Damien, wo willst du hin?“
„Zu Keiran, und dann wird Klartext geredet.“
10. KAPITEL
Als Damien aus der Wohnung stürmte, blieb Gabrielle verzweifelt zurück. Natürlich wird Keiran nicht
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