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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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glänzte.
    „Ich sollte jetzt wirklich los“, sagte ich, ohne mich zu rühren. „Ich muss mich noch umziehen und alles.“ Allein der Gedanke verursachte mir schon Bauchkrämpfe. „Kiki, bist du sicher, dass du niemanden weißt, den ich mitnehmen kann? Wen auch immer! Ich will da wirklich nicht alleine hin.“
    „Nein, mir fällt niemand ein“, erwiderte sie seufzend. „Vielleicht solltest du jemanden anheuern, wie in diesem Film mit Debra Messing.“
    „Das ist eine kleine Stadt. Ein Gigolo würde sicher auffallen. Und wäre meinem guten Ruf sicher auch nicht geradezuträglich. ‚Lehrerin der Manning heuert Prostituierten an. Eltern besorgt.‘ So in der Art.“
    „Was ist mit Julian?“, hakte sie nach. Julian war mein ältester Freund, der oft mit mir und Kiki zusammen unseren „Frauenabend“ verbrachte.
    „Ach, meine Familie kennt ihn schon. Der würde nicht durchgehen.“
    „Was – als fester Freund oder als hetero?“
    „Beides, schätze ich.“
    „Das ist zu schade. Immerhin ist er ein toller Tänzer.“
    „Ja, das ist er.“ Ich sah auf die Uhr, und das Tröpfeln der Furcht, das sich die ganze Woche immer mal wieder eingestellt hatte, wurde zur Sintflut. Es lag nicht nur daran, dass ich ohne Begleitung zu Kittys Hochzeit gehen würde. Seit unserer Trennung würde ich Andrew zum dritten Mal sehen, und ein Mann an meiner Seite würde die Begegnung definitiv leichter machen.
    Tja. Sosehr ich auch wünschte, einfach zu Hause bleiben und Vom Winde verweht lesen oder einen Film ansehen zu können, musste ich dennoch zu der Feier gehen. Ohnehin war ich in letzter Zeit viel zu oft zu Hause geblieben. Mein Vater, mein schwuler bester Freund und mein Hund – auch wenn sie wunderbare Gefährten waren – sollten nicht die einzigen männlichen Geschöpfe in meinem Leben sein. Und es bestand die mikroskopisch kleine Chance, dass ich auf ebendieser Hochzeit jemanden kennenlernen würde.
    „Vielleicht geht Eric trotzdem mit“, meinte Kiki, ging zum Fenster und machte es auf. „Es muss ja niemand wissen, dass er verheiratet ist.“
    „Kiki, nein!“, protestierte ich.
    Doch sie ignorierte mich. „Eric, Grace muss heute Abend zu einer Hochzeit und ihr Exverlobter wird da sein und sie hat niemanden, der sie begleitet. Könnten Sie mit ihr hingehen? Und so tun, als würden Sie sie anbeten und so?“
    „Oh, nein danke!“, rief ich hastig. Meine Wangen brannten.
    „Ihr Ex, hm?“, meinte Eric, ohne mit dem Fensterputzen aufzuhören.
    „Ja. Eigentlich kann ich mir gleich die Pulsadern aufschneiden.“ Ich lächelte, um zu zeigen, dass ich es nicht ernst meinte.
    „Sind Sie sicher, dass Sie sie nicht begleiten können?“, fragte Kiki nach.
    „Meine Frau hätte damit sicher ein Problem“, antwortete Eric. „Tut mir leid, Grace. Viel Glück.“
    „Danke“, erwiderte ich. „Es klingt schlimmer, als es ist.“
    „Ist sie nicht tapfer?“, meinte Kiki. Eric stimmte zu und wechselte zum nächsten Fenster. Während sie ihn dabei beobachtete, fiel Kiki beinahe hinterher. Seufzend lehnte sie sich wieder zurück. „Du gehst also allein“, sagte sie mit einer Stimme, mit der ein Arzt „Tut mir leid, es ist tödlich“ sagen würde.
    „Immerhin habe ich es versucht“, erinnerte ich sie. „Johnny, mein Pizzalieferant, hat eine Verabredung mit Knoblauch und Anchovis, stell dir vor! Brandon aus dem Seniorenheim meinte, er würde sich lieber erhängen, als jemanden zu einer Hochzeit zu begleiten. Und wie ich erst vor Kurzem herausgefunden habe, ist der knackige Knabe in der Apotheke erst siebzehn. Er meinte zwar, er würde gern mitkommen, aber seine Mutter, die Apothekerin, murmelte sofort etwas von Verführung Minderjähriger, sodass ich von nun an zur Apotheke in Farmington fahren muss.“
    „Ups.“
    „Ach, egal. Ich habe niemanden gefunden, also gehe ich allein, bin tapfer und schleppe einen Kellner ab. Wenn ich Glück habe.“ Ich grinste. Tapfer.
    Kiki lachte. „Single zu sein ist Scheiße“, verkündete sie. „Und als Single auf eine Hochzeit zu gehen …“ Sie erschauerte.
    „Danke für deine aufmunternden Worte“, erwiderte ich.
    Vier Stunden später schmorte ich in der Hölle.
    Die allzu vertraute und fast Übelkeit erregende Kombination aus Hoffnung und Verzweiflung brannte mir im Magen. Eigentlich hatte ich gedacht, ich hätte mich in letzter Zeit wacker gehalten. Vor fünfzehn Monaten hatte mich mein Verlobterabserviert, aber ich kauerte nicht am Daumen lutschend in Fötushaltung auf

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