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Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Titel: Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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Mundöffnen hinaus, weil ständig ihm zuvor buntbemalte Weibsen eigentlich für Männer vorbehaltene Fachbegriffe wie «Abseits!!!» oder «Ecke!!!» kreischten.
    Anstelle der stolzen Kavallerie von einst traben heute die Pferde unter mittvierziger Bankkauffrauen über die Wiesen. Lange vorbei sind auch die Zeiten, als die kultivierte Dame im Eisenbahncoupé auf die Frage eines Mannes, ob es sie stören würde, wenn in ihrer Gegenwart geraucht wird, spitz antwortete: «Das weiß ich nicht. Es hat bisher noch niemand gewagt!»
    Im Gegenteil: Während die Zahl der männlichen Raucher kontinuierlich im Sinken begriffen ist, steigt sie bei den wieder mal um Jahrzehnte zu spät hinterherkommenden Frauen überproportional an. Und selbst sicher geglaubte, traditionelle Rückzugsorte wie die Autobahntoilette werden mittlerweile von den Frauen gestürmt. Das entsprechende Männer-Urinal-Benutzungs-Kit für Frauen gibt es seit kurzem im Handel. Welche Auswirkungen das schnaufende Auftauchen der dicken alten Geographielehrerin samt umgeschnalltem Plastikschlauch neben einem schüchtern im Raststätten-WC vor sich hin tröpfelnden Apothekengehilfen auf dessen männliche Identität haben wird, will man sich gar nicht vorstellen.
    Wer die heute fast schon skurril anmutende Weltraum- und Mondfahrtbegeisterung der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts näher in Augenschein nimmt und vor dem Hintergrund der aufkommenden Emanzipationsbewegung gesamtkulturell einordnet, wird das Gefühl nicht los, das Apolloprogramm sei vor allem der verzweifelte Versuch der letzten wirklichen Männer gewesen, die Erde schnellstmöglich zu verlassen und einen Ort zu erreichen, wo man in Ruhe ein Mann sein kann.

Schnell mal Luft holen gehen
    Ich schlafe nicht gern mit offenem Mund. Man sieht nicht nur unvorteilhaft verstorben aus, sondern es ist auch gefährlich, denn in lasterhaften Vorzeiten hat einmal eine meiner rauchenden Bettgefährtinnen auf der falschen Seite die Zigarette abgeklopft.
    Ich schlafe deshalb nur mit offenem Mund, wenn es gar nicht anders geht. Und es ging schon seit Wochen nicht anders. «Geh doch mal zum Arzt mit deiner zuen Nase», nörgelte meine Frau, die durch mein panisches Luftschnappen während der Knutscherei dann doch etwas an libidinöser Hingabe eingebüßt hatte. Ich geh aber auch nicht gern zum Arzt. Bei mir könnense immer nix finden, sogar wenn ich alle Symptome beisammenhabe, und fürs Ausgelachtwerden muss ich nicht zehn Euro bezahlen. Außerdem ist mein Arzt Vorsorgefanatiker und versucht selbst bei so was wie eingewachsenen Zehennägeln die Überweisungsmasche («und bei der Gelegenheit machen wir gleich mal eine Darmspiegelung mit, was?»)   … Insofern erwartete ich eher eine großräumige Prostataabtastung als den Prick-Test, mit dem mir der Arm perforiert wurde.
    «Sie sind Allergiker», sagte der Doktor frohgelaunt über den Befund, «Ihr Immunsystem reagiert über, daher der Schnupfen.» «Unmöglich!», schnaubte ich entsetzt und sprang auf. «Ich sagte, Ihr Immunsystem reagiert über, nicht Ihr Nervensystem!», wies mich der Doktorzurecht, und ich sank verschnupft auf den Stuhl zurück.
    Das mir! Das Einzige, wogegen ich bisher allergisch war, waren doch Allergiker selbst. Dünnarmige Heilpädagogen und Klarinettisten, die noch bei Mutti wohnen und die bei jedem Parkspaziergang alle zwei Minuten trocken ins Taschentuch trompeten. Natürlich darf ein Mann auch mal eine geschwollene Nase haben, aber nur, wenn hinter ihm ein Dutzend niedergeschlagen wirkender Türsteher den Weg zum Tanzlokal freigegeben haben, aber nicht wegen Schwebeteilchen im PP M-Bereich .
    Hinzu kommt: Ich bin im rauen Osten geboren, wo Luftholen noch richtig Arbeit war, und war von Kindesbeinen an gewohnt, ohne zu mäkeln, alles einzuatmen, was auf den Tisch kam. «Aber ich war doch früher nie allergisch», trotzte ich noch, doch der Doktor legte nur kompetenzpotenzierend seine Fingerspitzen gegeneinander und sprach: «Dann haben Sie bisher noch nie in der Nähe von Schwarzerlenpollen gelebt.»
    Tja, ich bin also der Stefan, und ich bin schwarzerlenpollenallergisch. Da haben ja die Leute vor Langeweile schon das Zimmer verlassen, bevor man seine Allergie richtig ausgesprochen hat! Mein Schwager hat wenigstens eine handfeste Milchallergie und fällt röchelnd vom Stuhl, wenn er aus der falschen Tasse getrunken hat. Aber Schwarzerlenpollen? Wer braucht denn so was?
    Wenn mein kapriziöses Immunsystem sich schon mit einer

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