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Ich knall euch ab!

Ich knall euch ab!

Titel: Ich knall euch ab! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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für einen großen Witz gehalten. Er hat immer gesagt, das Leben sei bloß ein Zufall. Also das Leben auf diesem Planeten. Das sei von keinem geplant gewesen. Ich hatte eigentlich selten Lust, mich deswegen mit ihm zu streiten. Dennoch hat es mich manchmal ganz schön traurig gemacht. Die Leute sagen, dass ich ziemlich viel Wut in mir herumtrage. Das stimmt wahrscheinlich. Wer weiß, vielleicht kann das ja irgendwann besser werden. Aber für Gary war alles immer hoffnungslos und sinnlos. Ich glaube, seine Mutter ist ziemlich religiös. Jedenfalls habe ich gehört, dass sie jetzt immer in die Kirche geht.
    Allison Findley
    Als wir einmal im Unterricht über Moral gesprochen haben, hat Brendan gesagt, es gibt keinen Gott. Er hat nicht gesagt, dass er nicht an Gott glaubt. Er hat nur gesagt, es gibt keinen Gott. Als ob er das von irgendwoher ganz genau wüsste; für ihn stand das fest, einfach so. Die ganze Klasse wurde still. Sogar Mr Flanagan war irgendwie schockiert. Er sagte, Brendan könne das ruhig glauben, wenn er wolle, aber das sei nur seine Meinung und nicht unbedingt die Wahrheit. Und Brendan hat nur immer wieder gesagt, es gibt keinen Gott, es gibt keinen Gott. Als ob es ihm nicht gereicht hätte, einfach zu sagen, was er glaubte. Er wollte das auch unbedingt jedem anderen aufzwingen. Da hätte ich ihn am liebsten verprügelt, damit er endlich aufhört.
    Paul Burns
    Es ist dumm, auf eine einzige Sache zu zeigen und zu sagen: Das alles kommt nur daher . In Wirklichkeit entwickelt sich so etwas nach und nach und macht einem lange Zeit zu schaffen, bis man irgendwann durchdreht. Trotzdem muss ich von einem Vorfall im neunten Schuljahr erzählen, der Brendan wirklich verändert hat. Das war die Sache mit der Toilette. Ein paar Typen haben ihn festgehalten und kopfüber in die Kloschüssel gesteckt und dann abgezogen. Die Geschichte hat sich natürlich wie ein Lauffeuer in der ganzen Schule verbreitet. Und als Gary und ich davon erfuhren, haben wir Brendan gesucht, aber er war nicht mehr da.
    Ryan Clancy
    Machen wir uns nichts vor, es gibt zwei verschiedene Arten von Regeln. Die einen gelten für die beliebten Schüler, die anderen für die unbeliebten. Wenn sich zum Beispiel Deirdre Bunson in Geschichte mit ihrer Nachbarin unterhält, sagt Ms Arnold: »Entschuldige, Deirdre, aber hör doch bitte zu.« Aber wenn Allison Findley schwätzt, sagt die Lehrerin gar nichts und starrt Allison nur an. Und dann starren die anderen sie an. Für Deirdre gibt es sozusagen einen kleinen Klaps, für Allison eine öffentliche Demütigung.
    Allison Findley
    Zwei Tage später ruft Brendan mich abends an. Ich sage: »Brendan, wo bist du die ganze Zeit gewesen?« Er sagt, er hätte sich versteckt. Er hätte keinen in der Schule mehr sehen können. Als ich frage, warum er seinen Eltern nichts von der Sache erzählt hat, lacht er nur. Er sagt, wenn die Typen, die das gemacht haben, herausfinden, dass er sie verpetzt hat, würde alles nur noch schlimmer. Als er am nächsten Tag wieder in die Schule gekommen ist, hat man ihm zwei Wochen Nachsitzen wegen unentschuldigten Fehlens aufgebrummt. Ist das etwa fair?
    Emily Kirsch
    Jeder sucht nach einem Schuldigen. Und weil ich nun mal in der Football-Mannschaft bin und mit diesen Typen manchmal Ärger hatte, wollen jetzt natürlich viele Leute mir die Schuld anhängen. Ich will Ihnen mal was sagen. Ich streite nicht ab, dass ich mich mit denen geprügelt habe. Stimmt – das habe ich getan, und ich bin nicht gerade stolz darauf. Nach dem, was die mir angetan haben, werde ich das mein Leben lang bereuen. Aber eins muss klar sein: Ich habe es nicht darauf angelegt. Diese Typen, besonders Brendan, die haben es ständig darauf angelegt, Prügel zu kriegen. Fast, als ob sie es irgendwie nötig gehabt hätten.
    Sam Flach,
Football-Spieler
    Wie alle anderen Lebewesen sind wir von Geburt an mit Instinkten und genetischen Anlagen ausgestattet, die uns sagen, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir überleben wollen. Beim Menschen besteht aber der große Unterschied, dass er das Potenzial besitzt, sich zu einem zivilisierten, denkenden, vernünftigen Wesen zu entwickeln. Letzten Endes sollen wir lernen, unsere tierischen Instinkte zu unterdrücken, damit wir uns in die Gemeinschaft fügen können, in der wir leben.
    Aber ab welchem Punkt kann man sagen, dass der Prozess der Unterdrückung unserer tierischen Instinkte abgeschlossen ist? Im Alter von sieben Jahren? Mit vierzehn? Mit einundzwanzig?

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