Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
rechtlichen Instrumentarium schwer, Männern wie Wladimir L. beizukommen. Aber unser Staat ist nicht wehrlos. Auch er kann abgeschottet, konspirativ und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – also aus dem Verborgenen heraus — operieren. Seine Geheimwaffe: die Nachrichtendienste. Sie sammeln Informationen über Personen und Gruppierungen, die unsere demokratische Ordnung gefährden, um Polizei, Staatsanwaltschaften und politische Entscheidungsträger über drohende Gefahren zu informieren. Eine Schlüsselrolle spielen dabei jene Agenten, die diese Informationen beschaffen.
Ihre dritte Mission
Das Chamäleonprinzip: Identifikation mit Ihren Zielpersonen
Der Agent nutzt den Deckmantel der Gemeinschaft, um sich unsichtbar im Zielobjekt zu bewegen. Gemeinsamkeiten schaffen Beziehungen und sorgen für Identifikation. Der Agent unterzieht sich im Vorfeld einer strengen persönlichen Eignungsprüfung bezüglich der Erfordernisse einer speziellen Gruppierung.
Um in eine Gruppe einzudringen, um von einer Gruppe aufgenommen zu werden, benötigen Sie die dazu erforderlichen Utensilien. Bei einer Rapper-Gang würde eine in den Knien hängende Hose vielleicht genügen. Ich hatte gelegentlich das Vergnügen, dass Porsche und Rolex zu meinen Requisiten gehörten. Wenn man mit russischen Millionärssöhnen auf Augenhöhe kommunizieren möchte, sind diese Marken das Mindeste. Und in meiner Zeit beim Nachrichtendienst stellte ich häufig Kontakt zu jungen Russen zwischen zwanzig und fünfunddreißig her. Ich war ja im gleichen Alter, und das spielt auch eine Rolle. Bei einem Rauschgiftdealer auf der Soldatenebene, wie die unterste Hierarchie genannt wird, ließ ich den Porsche hingegen in der Garage und tauchte in zerrissenen T-Shirts und Turnschuhen auf. Meine abwechslungsreiche Dienstkleidung wurde mir nicht finanziert, Porsche und Rolex schon.
»Auch wenn es heute nur noch wenige Konventionen in Bezug auf Kleidung und Erscheinen einer Person gibt, gilt doch immer noch der Grundsatz ›Kleider machen Leute‹. Je
nach Kleidung und Aussehen werden Sie von Ihrer Umwelt anders angesehen und behandelt. Der Ermittler, Werber oder VM-Führer muss um diese Umstände wissen, damit er sie zu seinem Nutzen einsetzen kann.«
Quelle: Nachrichtendienstpsychologie, Band 1
Es machte mir Spaß, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, und da ich mich in jeder wohlfühlte, klappte es hervorragend. Es hätte nicht funktioniert, wenn ich mich unwohl gefühlt hätte — das hätten meine Gegenüber sofort gemerkt. Deshalb ist es enorm wichtig für Sie, genau zu überprüfen, welcher Gruppe Sie sich nähern wollen. Und dann finden Sie die Zugangscodes heraus. Zum Beispiel:
Dresscode der Gruppe
Art der Anrede
Was ist in, was ist out?
Gibt es einen Ehrenkodex?
Wenn Sie nun meinen, Sie hätten in Ihrem Alltag noch nie mit solchen Verhaltensregeln zu tun gehabt, muss ich Sie enttäuschen. Jede Gruppe hat ihren Dresscode, ihre Regeln und auch ein klares Wertesystem. Beim Segeln tauchen Sie in Schuhen mit hellem Profil auf, und Sie duzen die Mitsegler. Sollte danach ein Abendessen in aristokratischen Kreisen anstehen, empfiehlt es sich, sowohl Garderobe als auch Ansprache anzupassen, und wenn Sie im Anschluss in die Disco wollen, machen Sie mit einer Stippvisite am heimischen Kleiderschrank für den fliegenden Wechsel nichts falsch.
Gleich und Gleich gesellt sich gern. Je mehr Gemeinsamkeiten vorhanden sind, desto leichter gelingt es, Teil einer Gruppe zu
werden, denn so kommt man nicht als Fremder, sondern als Freund, was man durch die angepasste Erscheinungsform signalisiert. Wer als Gleicher erkannt wird, sorgt erstmal für Entspannung: Von dem geht keine Gefahr aus, der denkt wie wir.
Natürlich kann das auch ein Trugschluss sein.
In Ihrem Privatleben wollen Sie das Chamäleonprinzip wahrscheinlich eher dazu nutzen, mit Menschen in Beziehung zu treten, die Sie interessieren und faszinieren. Vielleicht ist Ihnen das Gefühl bekannt, außen vor zu sein, nicht dazuzugehören? Die meisten Menschen kennen es seit der Schulzeit. Es gab immer irgendeine Clique, zu der man gern gehört hätte — und es nie geschafft hat. Verrückterweise kennt jeder so eine Clique, und ich frage mich manchmal, aus welchen Leuten diese Cliquen eigentlich bestanden, wenn sogar diejenigen, die dazugehörten, den Eindruck hatten, sie wären draußen, und sich danach sehnten mitzuspielen.
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