"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)
Dann war die Luft raus. Die Frage, warum man sich das ganze überhaupt antut und so viel Zeit ans Bein bindet für drei Tage Muskelkater, machte mir das Training immer schwerer.
Also verzichtete ich zwar nicht auf das Laufen, aber doch auf den Marathon. Schließlich sollte der Spaß beim Laufen nicht verloren gehen. Meine Kinder wurden immer größer und selbständiger. Ich ging inzwischen zweimal die Woche zum Training und begleiteteeinige Lauffreunde am Wochenende bei ihren langen Trainingsläufen. Irgendwann überlegte ich mir, ob das vielleicht auch für einen Marathon reichen könnte, ganz ohne Trainingsplan. Also meldete ich mich für einen Marathon an und probierte es. Ich war völlig unsicher, wie meine Form war, und verkündete, wenn ich ungefähr so schnell wäre wie mit Trainingsplan, lasse ich mir einen Schmetterling auf den Hintern tätowieren. Tja, gelitten habe ich bei dem Marathon nur unter Regengüssen und Gegenwind, ansonsten ging es mir erstaunlich gut. Nun habe ich also einen Schmetterling auf der linken Pobacke. Trainingsplan ade!
Inzwischen bin ich mit mir und meinem Leben im Reinen. Ich brauche das Laufen nicht mehr zum Stress-Abbau. Es hat aber wesentlich zur Stärkung meines Selbstbewusstseins beigetragen. Ich weiß nicht, wie ich so manch eine Krise ohne Laufen überstanden hätte. Ich laufe immer noch sehr gern, habe allerdings starke Motivationsprobleme, mich alleine aufzuraffen. Glücklicherweise habe ich ja noch den Lauftreff und die vielen Gleichgesinnten. Unterm Strich denke ich, dass jeder halbwegs gesunde Mensch Marathon laufen kann, es ist eine Frage der realistischen Zielsetzung und des Kopfes. Wer bei km 30 daran denkt, dass er erst 30km hinter sich hat, und nicht daran, dass er nur noch 12km und damit einen kleinen Trainingslauf vor sich hat, wird mit dem Durchhalten mehr Probleme haben und sich mehr quälen. Und damit sind wir wieder bei dem Spruch aus der Überschrift.
Marika Engelbrecht
Laufen, wenn es regnet…
Ich war gestürzt und hatte eines dieser tollen „vitalisierenden“ Kinesiotapes, aber es wurde Zeit, die Laufsaison einzuläuten. Um 15 Uhr der erste Gedanke an den Lauf um die Alster. Werde ich durchhalten? Ja, bestimmt. Gibt es einen Grund, warum ich nicht laufen sollte? Nein. Um 16 Uhr ruft die Laufpartnerin an und will absagen. Nein, das ist nicht gut. Nicht schon wieder. Das Jahr hat schon mehr als angefangen. Wir sind mittlerweile im Februar.
Ich lenke ein und überrede sie. Um 18 Uhr geht es los. Die Tasche steht bereit und wir fahren zu ihr, um uns umzuziehen. Die letzte Rückzugsmöglichkeit. Letzte Woche haben wir es auch nur bis dahin geschafft und sind dann nicht zur Alster, sondern zu unserem Lieblings-Croque-Laden gefahren. Da habe ich mir mein Knie bei diesem unglücklichen Sturz auf dem Nachhauseweg verletzt. Wären wir mal laufen gegangen… Diese Woche wird alles besser. Wir fahren weiter zur Alster. Es regnet und es ist mittlerweile schon dunkel, aber recht mild. Mit Mütze und der Zwiebelmethode wollte ich der vermuteten Februar-Kälte begegnen. Wir laufen links über die Lombardsbrücke in Richtung Amerikanische Botschaft. Es fühlt sich gut an. Ich rede viel und brauche Lebensrat. Meine Laufpartnerin hält mit und bald sind wir in eine Diskussion verstrickt.
Ich fange an zu schwitzen und denke mir, als sie mir ihre Episoden erzählt, eigentlich nur daran, was ich mit meiner Mütze mache. Vor einer halben Stunde habe ich sie meiner Laufpartnerin zu Hause abgeschwatzt. Mist, sie ist einfach zu warm! Wohin mit der Mütze?Ach, dann bleibt sie eben auf. Mittlerweile haben wir uns ganz gut eingelaufen. Wer sagt‘s denn, wir sind schon halb um die Alster rum. Die Beine laufen von ganz allein. Mensch, warum ist das jetzt das erste Mal in diesem Jahr, dass ich meinen Hintern hoch bekommen habe und einfach losgelaufen bin? Keine Ahnung. Ich glaub‘, es war das Wetter oder die tausend anderen Dinge, an die ich mich gerade nicht mehr erinnern kann. Gut, dass ich nun angefangen habe. Kann ja auch nicht sein, was meine Waage heute Morgen angezeigt hat. Ich muss diese blöde Nascherei endlich mal sein lassen. Sport ist gut. Laufen ist eh das Beste. Kann man machen, wann man will, alleine oder mit anderen. Mein Freund wollte ja auch wieder anfangen zu laufen. Vielleicht ist das auch eine Option. Oh Gott, aber wahrscheinlich ist er viel schneller als ich und ich komme gar nicht mit. Ach, aber auf einen Versuch kommt es an. Wäre ja auch schön, mal den
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