"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)
Sonntag so anzufangen. Hm, da fällt mir ein, ich laufe eigentlich am liebsten direkt nach dem Aufstehen. Dann habe ich mir mein Frühstück auch richtig verdient. Es sagen zwar alle immer, man soll vorher was essen, aber was wissen die denn schon? Ich kann das am besten. Mist, vermutlich will mein Freund erst frühstücken. Dann bin ich raus. Mein Bauch rumort erst mal und mein Gehirn schaltet um auf „ ausruhen“.
Wir sind an der Alsterperle. Meine Laufpartnerin will langsamer laufen. WAS? Das geht nicht. Auf der Höhe von der Barcastraße wird sie immer langsamer. Ich immer schneller. „Mensch Mädel, hier zieht‘s! Du kannst doch nicht einknicken. Ich krieg hier noch `ne fette Erkältung, wenn du nicht schneller läufst. Der Wind steht voll drauf.“ Beim Atlantik dann der Endspurt. Hach, war das schön. Wir haben es geschafft. Sogar ohne anzuhalten. Aber das ist eh nicht mein Ding.Anhalten meine ich. Fürs erste Mal richtig gut gelaufen, sag ich mal. Na ja, eigentlich haben uns alle überholt. Aber was soll`s. Wir sind ja noch am Anfang. Und das Knie? Hat nicht gezickt. Und der Regen? Hat gar nicht gestört.
Petra Hesse
Laufverzicht ohne Laufpause
Das klingt widersinnig, ist es aber nicht! Ich bin seit ca. sechs Jahren als Hobbyläuferin bei Volksläufen dabei, um fleißig Punkte bei verschiedenen Laufserien zu sammeln. Laufend unterwegs - mal flott, mal langsamer, aber immer mit Freude!
Da stellte sich mir die Frage, was ich in diesem Laufjahr erreichen will. Eigentlich hatte ich es schon lange im Kopf: Es wäre traumhaft, einmal einen Marathon in vier Stunden und die zehn Kilometer unter fünfzig Minuten zu laufen. Wunschdenken! Der Zufall wollte es, dass ich zum Laufauftakt der Lausitzer Laufserie beim Senftenberger Hallenmarathon Ralf Harzbecker (SC Hoyerswerda) traf. Mit ihm ins Gespräch kommend wagte ich, meine Wunschvorstellungen laut von mir zu geben, ohne wirklich selbst daran zu glauben. Ralf, aktiver Läufer und Trainer, meinte jedoch, es sei durchaus realisierbar und seitdem betreut er mich. Aber ich musste mich schweren Herzen zum Laufverzicht bei Volksläufen am Wochenende entschließen.
Die vielen Wettkämpfe strich Ralf vom Plan und brachte System in mein Training. Ich trainiere jetzt anders. Das hat sich bereits im Maizum Dresdner OEM ausgezahlt, wo ich den Marathon in 3:56:46 Stunden finishte. Jetzt nach fünf Wochen, die mit angenehmen Regenerationsläufen und ungeliebtem Kraft- und Bahntraining gefüllt waren, sollte es soweit sein: Die 10 Kilometer unter 50 Minuten! Dafür habe ich mir die flache Laufstrecke um den Bärwalder See ausgesucht. Ein besonderer Ansporn für mich, Ralf, als Vorjahressieger des 10-Kilometer-Laufes, wird ebenfalls zum Pfingstrennen starten.
Nach pünktlicher Anreise an Sachsens größten See holte ich die Startunterlagen ab und lief mich mit meinem Mann etwas abseits, unterhalb des „Theater(s) am Ohr“, ein. Dabei beobachten wir einen Feldhasen und ich dachte an die Waldläufe zuhause, wo ich öfters Rehe und Hasen zu sehen bekomme. Ich meinte, überhaupt nicht nervös zu sein, obwohl mein Mann da völlig anderer Meinung war. Mich von ihm kurzzeitig, da er ein Trainingsläufchen machen wollte, verabschiedend, ging ich zum Start.
Noch fünf Minuten, dann… Ich stellte mich neben meine Lauffreundin, die nach unten auf mein Bein zeigte und fragte, wo mein Zeitchip sei. Verflucht, der liegt im Auto! Mein erster Gedanke: Na, das war’s! Den Autoschlüssel hatte nämlich mein Mann. Was nun? Ich rannte zur Anmeldung und bat völlig außer Atem um eine neue Startnummer und einen Chip. Mit dem Hinweis, es seien ja noch zwei Minuten bis zum Start, erhielt ich beides. Nun sprintete ich wieder zum etwa 300 Meter entfernten Startareal und verspürte Durst. „Na, das kann heute nichts werden! Sch…ade! Notfalls laufe ich dem Läuferfeld hinterher, um nicht umsonst angereist zu sein“,zog ich betrübt in Betracht. Erstaunlicherweise schaffte ich es doch noch, reihte mich atemlos ein und schon ging’s los!
Im Laufpulk fiel mir der erste Kilometer schwer, dann wurde es leichter. Ich freute mich, weil es sogar überraschend rund lief. Meine Beine bewegten sich gleichmäßig wie eine Nähmaschine. Als die Hälfte der Strecke geschafft war, schaue ich verdutzt zweimal auf die Uhr: 24:15 Minuten! Verblüfft über meine Zwischenzeit lief ich beschwingt weiter, doch ab Kilometer acht merkte ich, dass die Beine schwerer wurden. „Mensch, die zwei Kilometer! Arme
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