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Ich liebe mich

Ich liebe mich

Titel: Ich liebe mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Inspektion.
    »Sie können sich wieder anziehen. Ihnen fehlt nichts.«
    Die Glücksbotschaft löst Enttäuschung aus. Nichts ist kein Gegenwert für die ausgestandene Angst. Nichts ist keine Bezeichnung. Wo bleibt das Latein? Das Kardiogramm zeigt geordnetes Auf und Ab, Zickzack mit System, keine extravaganten Ausschläge. Zum Abschluß doch noch ein persönliches Wort.
    »Das macht das Gehen. Sie sitzen wahrscheinlich viel. Unsere Gänge sind die beste Therapie.«
    Während die graue Maus seine Personalien aufnimmt, packt ihm der Arzt zwei stäbchenförmige Pillen ein. Falls in der Nacht Beschwerden auftreten. Er ist entlassen, geht über die heilsamen Korridore zurück. Ein Taxi bringt ihn nach Schwabing; Erich fährt den Chef nach Hause. Im kühlen Fondsitz tastet die Hand nach dem Puls.
    Völlig normal — was ist das nur — sogar darunter — und mit niemand kann man reden
    Für gewöhnlich nahm er das Mittagessen im paneelierten Nobelrestaurant der Aufsichtsräte ein. Einmal in der Woche aß er zu Hause. Daß er sich heute zum zweiten Mal an sagte, hing mit einer Überraschung zusammen.
    »Das ist Herkules. Er gehört von jetzt ab zur Familie.« Während sich seine Frau und Stephanie des Rauhaardackels annahmen, ihn niedlich fanden, lachte Golo ohne jeden Respekt.
    »Wer kommt bei dieser Taschenausgabe ausgerechnet auf den Namen Herkules?«
    »Ich, wenn du nichts dagegen hast. Er ist furchtlos, stark, dankbar und absolut unbestechlich. Beobachtet ihn einmal!« Die Familie folgte seiner Aufforderung, als ließen sich die genannten Eigenschaften in Sekunden feststellen; bei dieser Gelegenheit entdeckte Stephanie eine weitere.
    »Stubenrein ist er jedenfalls nicht.«
    Der Vater wollte etwas sagen, aber Golo kam ihm zuvor. »Großes oder Kleines — Herkules am Scheideweg. Insofern ist der Name glänzend gewählt.«
    Während das Mädchen mit einem Lappen kam, die Familie über Hundeerziehung theoretisierte, saß Herkules auf dem Schoß seines solidarisch beleidigten Herrchens. Und da blieb er fortan, im Auto, im Büro, auf Einladungen und einer Reise nach Bonn. Herr und Hund lebten in unmittelbarem Kontakt und trennten sich nur zu dringenden Geschäften. Nachts schlief der struppige Sagenheld am Fußende des Bettes oder in Herrchens Arm, wenn dieser, die Schläge der Kirchenuhr zählend, auf und ab ging.
    Du hast es gut schläfst in jeder Lage — wenigstens bist du da

    »Grüß Gott, Doktor Kuppenheim! Freut mich, Sie wiederzusehen. Ich war etwas insistent, ich weiß. Aber so bin ich. Ich verspreche nicht nur, ich halte auch. Ich finde, menschliche Kontakte muß man pflegen, nicht nur berufliche. Ich bin da altmodisch. Das ist also Ihre Praxis! Aha. Hab ich mir anders vorgestellt. Ich sag das ganz ehrlich. Und das ist die berühmte Seelencouch! Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß ich Herkules mitgebracht habe? Ich nehme ihn immer mit, überall. Ich finde der heutige Mensch braucht eine lebendige Verbindung zur Natur. Ich meine ich...«
    Noch oft hört der Doktor das Personalpronomen, dessen Vielschichtigkeit er sein Brot verdankt. Und einiges mehr. Auf die Frage, wie es dem Freund gehe, um den er so besorgt gewesen sei, wird Herkules umständlich abgesetzt. »Platz! Schön Platz! Herrchen muß etwas Wichtiges besprechen! — Ihr Gedächtnis ist ausgezeichnet, Doktor. Ja, der gute Schröder! Jetzt ist mir der Name herausgerutscht. Unbewußt, werden Sie sagen. Ich habe ihn nicht gesehen inzwischen. Er verkriecht sich. Soll ihm schlechtgehen, nach einer Scheinbesserung schlechter denn je. Was soll ich Ihnen erzählen? Man steckt ja nicht in seiner Haut. Oder können Sie die Symptome einkreisen, wenn ich Ihnen erzähle? Ich habe keine Ahnung. Wie geht ein Psychologe vor, wenn er einen Fall übernimmt? Was macht er da? Würde mich brennend interessieren. Damit wir uns verstehen: Die Stunde wird selbstverständlich bezahlt. Ist ja Ihre Zeit...« Lächelnd-entschuldigende Geste des Einverständnisses. Der Doktor breitet ein weißes Papier über das Kopfende der Ledercouch, die neben seinem Schreibtisch steht.
    »Wenn Sie sich’s bequem machen wollen. Es spricht sich besser im Liegen.«
    Die Aufforderung überrascht den Besucher.
    »Auf die Seelencouch? Wenn Sie meinen. Ein bißchen Entspannung kann nie schaden. Aber bitte: Das soll nicht heißen, daß ich als Patient zu Ihnen gekommen bin! An sich wollte ich ja mit Ihnen lunchen.«
    Er zieht die Schuhe aus. Herkules bellt.
    »Schön Platz, Herkules. Herrchen muß

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