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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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er um keinen Preis der Bank überlassen. Ich hätte lieber meinen Vater zurück als Kilsaney, aber ich weiß, wie sehr er uns geliebt hat und was er zu tun versucht hat. Meine beiden Väter haben so viel für uns aufgegeben. Deshalb kann ich ihnen nur danken und mich glücklich schätzen, dass zwei Menschen mich so sehr lieben. Vielleicht ist das für andere völlig unverständlich, aber es ist mein Leben, und so habe ich gelernt, damit umzugehen.
    Arthur besucht Rosaleen jeden Tag im Krankenhaus. Sie kann sich wirklich glücklich schätzen, ihn zu haben, aber das war ihr nie bewusst. Vielleicht kapiert sie es jetzt, wo alle anderen ihr den Rücken gekehrt haben. Und Arthur hält zu ihr, obwohl er weiß, was sie getan hat, und er versucht, die Frau wiederzubekommen, die er liebt. Ich finde seine Loyalität unfassbar, aber ich war ja auch noch nie richtig verliebt. Anscheinend stellt die Liebe ziemlich verrückte Sachen mit den Menschen an. Arthur möchte nur, dass es ihr bald bessergeht, aber unter uns gesagt – ich glaube nicht, dass sie jemals wieder aus der Klinik rauskommt. Das, was mit Rosaleen nicht stimmt, ist so tief verwurzelt, dass es schon in ihrem letzten Leben angefangen hat, weit in ihr nächstes Leben hineinreicht und bereits alles andere, was dort wachsen will, verdrängt.
    Arthur und Laurence haben wieder Kontakt zueinander. Zwar wird Arthur seinem Bruder niemals vergeben, dass er ihn gezwungen hat, bei diesem ganzen Theater mitzumachen. Aber ich denke, er wird ihm schneller verzeihen als sich selbst. Jeden einzelnen Tag hat er sich dafür fertiggemacht, dass er sich nicht stärker eingesetzt hat, dass er den Plan nicht vereitelt, sondern die Lügen geduldet hat, dass er zugesehen hat, wie ich größer wurde, während mein Vater in einem Zimmer im Haus gegenüber sein trauriges Leben fristete, dass er zugesehen hat, wie meine Mutter trauerte, obwohl ihre große Liebe so nah und am Leben war. Er sagt, viele Dinge haben ihn daran gehindert, aber das Wichtigste war, dass er mitgekriegt hat, wie sehr meine Mum George geliebt hat und was für ein großartiger Vater er war. Vermutlich ist es im Nachhinein immer leichter, den Ausweg zu sehen. Solange man
mittendrinsteckt und in lauter im Kreis verlaufenden Sackgassen umherirrt, ist es schwer, mit irgendetwas klarzukommen. Dieses Gefühl kenne ich gut
.
    Und ich? Na ja, ich bin ein bisschen wacklig auf den Beinen, aber seltsamerweise fühle ich mich jetzt stärker als vorher. Als Zoey und Laura mich gebeten haben, doch bitte ein Foto von meiner verbrannten Hand bei Facebook einzustellen, habe ich den Kontakt zu ihnen endgültig abgebrochen. Aber ich habe vor, demnächst Fiona mal einzuladen – meine Klassenkameradin, die mir bei der Beerdigung das Buch von dem unsichtbaren Mädchen gegeben hat. Sobald die Dinge sich wieder etwas beruhigt haben, will ich sie anrufen.
    Das also ist die Geschichte. Die ganze Geschichte. Wie ich schon zu Anfang gesagt habe – ich erwarte nicht von euch, dass ihr sie einfach so glaubt, aber es ist die Wahrheit, jedes einzelne Wort. Alle Familien haben ihre Geheimnisse, und die meisten Menschen erfahren sie nie, obwohl sie wissen, dass es Leerstellen gibt, wo eigentlich Antworten sein sollten, und Lücken, wo jemand sitzen müsste und früher auch mal jemand war. Obwohl sie merken, dass ein Name einmal und dann nie wieder erwähnt wird. Wir alle haben unsere Geheimnisse. Wenigstens sind unsere jetzt ans Tageslicht gekommen oder befinden sich jedenfalls auf dem Weg dorthin. Ständig frage ich mich, wie viel ich ohne das Tagebuch über mein Leben erfahren hätte. Manchmal denke ich, dass ich früher oder später sowieso alles herausgefunden hätte, aber meistens bin ich überzeugt, dass es Sinn und Zweck des Tagebuchs war, mich auf die richtige Spur zu bringen – denn dass ich es gefunden habe, hatte ganz eindeutig eine tiefere Bedeutung. Es hat mich dorthin geführt, wo ich jetzt bin. Es hat mir geholfen, die Geheimnisse zu entdecken, und es hat ganz nebenbei einen besseren Menschen aus mir gemacht. Ich weiß, das klingt jetzt total kitschig, aber das Tagebuch hat mir geholfen zu begreifen, dass es ein Morgen gibt. Früher habe ich mich voll und ganz auf das Hier und Jetzt konzentriert. Ich habe Dinge gesagt und getan, bei denen ich nur daran gedacht habe, wie ich das, was ich wollte, so schnell wie möglich bekommen konnte. Ich habe keinen Gedanken darauf verschwendet, wo der Rest der Dominosteine hinkippt. Erst das

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