Ich sehe dein Geheimnis
gesehen, wie Perry und das Opfer Arm in Arm das Yummy’s verlassen haben«, sagte Gabriel.
»Das stimmt auch«, bemerkte Justin. »Sie könnte einfach ihre Pflicht getan und den Ermittlern geholfe n haben.«
»Oder sie auf eine falsche Fährte geführt haben«, wandte ich ein.
»Ich glaube nicht, dass sie eine Mörderin ist«, meinte Justin. »Und dann soll sie auch noch Billy und Joni mit einem Schuss zum Schweigen gebracht haben? Dazu ist sie viel zu etepetete.«
»Sie ist aber auch eiskalt«, sagte ich. »Das weiß jeder.« Ich fasste Gabriel am Arm. »Sie war es. Ich bin mir sicher. Du musst deinem Vater sagen, dass er sie verhören soll.«
»Wir haben keine entsprechenden Spuren«, sagte Gabriel.
»Welche Spuren hattet ihr, als ihr meinen Bruder festgenommen und unser Haus durchsucht habt?«
»Wir hatten eine Zeugin, die ihn in der Mordnacht mit dem Opfer gesehen hat.«
»Und jetzt bin ich eben eine Zeugin, die Cecile Clayworth in der Mordnacht mit dem Opfer gesehen hat!«
»Sie hat kein Motiv!«
Er hatte recht. Obwohl ich überzeugt war, dass Cecile Clayworth Victoria umgebracht hatte, konnte ich mir nicht erklären, weshalb. Was hatte sie so wütend gemacht? Zuzusehen, wie der eigene Sohn zurückgewiesen wird, fände keine Mutter schön. Aber niemand würde deswegen morden. Ich dachte wieder an die Vision, an den Gedanken, Victoria würde alles zerstören, wofür Cecile gearbeitet hatte. Das hier war kein zufälliger Mord. Die Gründe mussten in der Vergan genheit liegen. Wenn Cecile nur verhört werden kön nte! Vielleicht würde sie sogar zusammenbrechen und alles gestehen.
»Ich habe ihre Gedanken gehört und ihre Gefühle gespürt. Ich weiß, dass sie es war. Bitte Gabriel, sei fair«, flehte ich ihn verzweifelt an. »Ich weiß, du glaubst nicht an meine Visionen. Aber gib mir diese eine Chance, es dir zu beweisen.«
Es war mir egal, ob Justin zusah. Ich nahm Gabriels Hände in meine. »Bitte.«
»Mein Vater wird auf der Basis von übernatürlichen Fähigkeiten niemanden verhören oder einen Durchsuchungsbefehl beantragen.«
»Dann lüg ihn an«, mischte Justin sich ein.
»Wie bitte?« Gabriel ließ meine Hände los.
»Wenn dir Clare auch nur das Geringste bedeutet – und ich glaube, das tut sie –, dann lüg.« Justin sah Gabriel eindringlich an. »Sag deinem Vater, eine Zeugin habe gesehen, wie Cecile und Victoria an jenem Abend im Yummy’s aneinandergeraten sind. Du muss t die Vision gar nicht erwähnen.«
Gabriel sah mich an. Mein Blick war flehend.
»Außer, du vertraust Clare nicht«, fuhr Justin fort. »Und hältst sie für eine Lügnerin und Betrügerin wie die anderen, mit denen du zu tun hattest. Wenn du d as denkst, dann unternimm nichts. Aber wenn du an sie glaubst, wirst du das Richtige tun.«
Gabriel sah auf den Boden. »Ich muss darüber nachdenken.«
»Bitte, Gabriel«, sagte ich.
»Ich rufe dich an.« Dann stand er auf und ging.
Die ganze Nacht wälzte ich mich im Bett hin und her. In meinem Traum jagte Cecile Clayworth mich mit hoch erhobenem Messer durch den Wald und lächelte böse. Ich verstand immer noch nicht, warum sie sich auf diesen mörderischen Streifzug begeben hatte. Es war, als besäße ich alle Teile des Puzzles, konnte sie aber nicht zusammenfügen. Tief in meinem Herzen war ich sicher, dass Cecile Victoria getötet hatte. Die Stärke der Gefühle in meiner Vision hatte mich davon überzeugt.
Als mein Handy plötzlich klingelte, langte ich auf den Nachttisch und nahm es in die Hand. Ich hatte geglaubt, es sei mitten in der Nacht, aber der Wecker zeigte acht Uhr morgens an.
»Gabriel?« Ich rieb mir die Augen. Er musste eine Entscheidung getroffen haben. Ich hoffte, es war die richtige. Ich hoffte, er vertraute mir.
»Nein, hier ist Justin.«
Ich seufzte. Gabriel glaubte mir nicht. Er hatte seinem Vater nichts gesagt. Ich musste Ceciles Schuld mit anderen Mitteln beweisen, um meinen Bruder zu retten. Ich musste von vorne anfangen.
»Es gibt gute Neuigkeiten«, sagte Justin. »Kommissar Toscano hat Cecile Clayworth aufs Revier gebracht.«
Ich richtete mich auf. »Im Ernst?«
»Ich rufe aus dem Büro meines Vaters an. Er hat versprochen, dass er gleich wiederkommt und mir die Einzelheiten erzählt. Ich rufe dich wieder an, sobald ich etwas Neues weiß.«
»Vergiss es. Ich bin in ein paar Minuten da.«
Letzte Nacht hatte ich Mom von meiner Vision über Cecile erzählt und stürmte nun in ihr Schlafzimmer, um die guten Neuigkeiten zu
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