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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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»Musste ich wegen ihm durch diese Hölle? Weil du geglaubt hast –«
    Der nächste Hieb landete auf ihrem Ohr. Sie fühlte ein Brennen, das ihr fast das Gleichgewicht raubte. Sie schwankte. Fasste sich wieder. »Da war nichts. Nichts! Wir waren einfach Freunde.«
    Wieder riss er ihre Arme nach oben. Lydia schrie auf und beugte sich mit dem Kopf nach unten, um den Druck auf ihre Schultergelenke abzumildern.
    »Nichts?« Er brüllte das Wort in die Nacht. »Nichts?«
    Er drückte die Arme noch ein Stück weiter. Lydia schossen die Tränen in die Augen. Jeden Moment würde er ihre Armgelenke auskugeln. Dann ließ der Druck nach.
    »Du hast mich betrogen.« Seine Stimme war wieder ruhig, fast gespenstig ruhig.
    »Das stimmt nicht!« Vorsichtshalber sackte sie leicht nach vorne, um seine Strafe abzumildern. Doch sie blieb aus.
    »Nein? Du lügst, wenn du dein Maul aufmachst. Er hat dich gesucht. Warum wohl? Er hat mich im Büro angerufen. Er hat mich dort abgepasst. Er wollte wissen, wo du bist. Er kam zu mir! Deinem Mann! Als hätte er ein Anrecht auf dich … Er hat mir gar keine Wahl gelassen. Ich musste ihn töten.« Carlo drehte sie zu sich um. Griff hart nach ihrem Kinn, zwang sie, ihn anzusehen. »Willst du immer noch behaupten, dass du mich nicht betrogen hast?«
    »Ich kann nichts dafür, wenn Sven durchdreht.«
    Ihr Kiefer begann zu pochen, wo sich sein Daumen und Zeigefinger in das Fleisch quetschten.
    »Als ich ihm mit deinem Handy eine SMS geschrieben habe, war er sofort da. Ja! In die Falle getappt ist er, wie ein geiles Kaninchen. Ich habe ihn beobachtet, als er auf dich gewartet hat. Wie er immerzu auf seine Uhr geschaut hat. Wie er aufgestanden ist, sich hingesetzt hat, wieder aufgestanden ist …« Seine Stimme fing an, leicht zu zittern. »Wie einfach es war … Ein Stich. Du hättest die Überraschung in seinem Gesicht sehen sollen. Das hatte er nicht erwartet. Nein, er hatte dich erwartet, einen schnellen Fick, nicht mein Messer.«
    Er schüttelte ihr Kinn. »Mein Messer mit deinen Fingerabdrücken. Dein Schal. Deine Haare.«
    Plötzlich lachte er, ein meckerndes, kaltes Lachen. Lydia spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. »Dann haben sie ihn gefunden. Viel zu früh. Also solltest du auch sterben. Wir wollten doch nicht, dass du bei der Polizei deine Tat leugnest.«
    Wieder lachte er sein grausames Lachen. Dann beugte er sich ganz nah an ihr Ohr. »Er ist langsam verblutet. Und während das Leben aus ihm herausgesprudelt ist, habe ich ihm erzählt, was ich jeden Tag mit dir mache. Wie ich dich fessle und dich von hinten ficke. Dich an den Haaren ziehe und schlage, wenn du nicht laut genug stöhnst. Er hat nicht gewusst, dass du darauf stehst. Dass alle Luder darauf stehen. Dass Luder es brutal mögen. Dass Luder gern um Gnade winseln. Stell dir vor. Das hat er nicht gewusst.«
    Ohne Vorwarnung rebellierte Lydias Magen. Sie übergab sich. Carlo ließ ihr Kinn los, sprang blitzschnell zur Seite. Hektisch zog er ein Taschentuch aus der Jacke und rieb seinen Ärmel ab. Er warf es auf den Boden. Dann boxte er sie in den Bauch.
    »Du willst kotzen?«
    Lydia sackte zusammen, rang nach Atem. Dann richtete sie sich wieder auf. »Und Denk? Und Grossmann?«
    Noch immer war ihr flau. Ihre Beine zitterten. Er nahm ein neues Tuch, befeuchtete es mit Spucke und rieb über den Ärmel.
    »Das war gut. Nicht wahr? Ein Meisterwerk. Ohne deine Folterkammer wäre ich nie auf die Idee gekommen. Jeder glaubt jetzt, du bist verrückt. Eine durchgeknallte Männerhasserin, die nur einen Ausweg sah, den Freitod.« Er schaute sie an. »Schade eigentlich. Ich hatte noch so viel mit dir vor …«
    Mit dem Messer fuhr er langsam über ihre Kehle.
    Lydias Atem wurde unruhig. Sie spürte das Brausen. Nicht jetzt! Sie hob den Kopf, sog die Luft über die Nase ein und stieß sie hechelnd aus. Sie hörte sein Lachen.
    »Flüchten wir jetzt in eine kleine Ohnmacht? Ts, Ts. Immer dieselben Tricks.«
    Nein! Sie legte all ihre Konzentration in ihre Atmung. Das Brausen verschwand. Dankbar atmete sie mehrmals tief ein und aus. »Und jetzt?«
    »Jetzt fällst du aus dem fünften Stock in die Grube einer versiegelten Baustelle. Es wird Frühjahr, bis sie dich finden. Dich und deinen Abschiedsbrief. Keine Angst, ich werde als Erster davon erfahren, ich bin schließlich dein Mann.« Wieder lachte er, dann schubste er sie ein Stück weiter zum Fenster.
    »Ich stürze mich mit Handschellen in den Tod? Das ist dein genialer Plan?« Sie

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