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Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Titel: Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Breindl
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von zwei Fällen neutroneninduzierter Spaltung von Plutonium 239.
    Paps hatte einen Doktortitel, aber er konnte es nicht leiden, wenn ihn jemand damit ansprach. Dann sagte er immer: „Es kommt nicht darauf an, welche Titel man trägt. Sondern was man aus ihnen macht.“
    Manchmal sagte er auch: „Nur weil die Klugen nachgeben, regieren die Dummen die Welt.“
    Das war dann die Wortmunition einer Woche. Danach ging er auf Sendepause. Und schrieb das nächste dicke Buch.
     
     
    2.
     
    Böpfingen lag nicht in Taka-Tuka-Land, sondern auf der Schwäbischen Alb. Doch am Anfang kam es mir genauso fremd vor. Da waren Berge, da waren Felsen, da waren Wälder und Wiesen. Da waren Leute, die so komisch sprachen, dass ich kein Wort verstand.
    „Guck au, d’ Fischkopf“, sagten meine neuen Klassenkameraden. Sie lachten, steckten mich in den Papierkorb und stellten ihn dem Lehrer aufs Pult. Zumindest die Gewohnheit, auf die Schwachen einzuprügeln, war in Taka-Tuka-Land nicht anders. Ich traute mich kaum aus dem Haus und verkroch mich hinter Büchern. Ich verschlang den Herrn der Ringe und wünschte mir ebenso viel Mut wie Frodo, obwohl ich wusste, dass ich es nicht mal als Pippin schaffen würde. Ich las alle 120 Bände von Karl May vorwärts und rückwärts, und mein größter Held war Old Firehand. Er war so stark wie Old Shatterhand und so sicher mit dem Gewehr wie Old Surehand. Aber er hatte einen anderen Charakter – etwas Dunkles lag in seinen Zügen – und das gefiel mir. Mein Lieblingsbuch war jedoch Moby Dick. Eine Zeit lang lief ich durch die Gegend und sagte: „Nennt mich Ismael“. Doch die Leute blieben bei Gregor, und Klever bei „Arschgesicht“ oder „Dummbeutel“. Danach war ich für ein paar Wochen Queequeg und versuchte mich mit einer heißen Stricknadel zu tätowieren. Aber ich brannte nur Löcher in Mamas Schafwollteppich. Im Grunde meines Herzens wollte ich jedoch wie Moby Dick selbst sein. Ich wollte sein wie der Wal, den es wirklich gegeben hatte. Wie dieser wollte ich meine Jäger zerschmettern und in die Tiefe reißen.
    Klever wurde in Taka-Tuka-Land schnell heimisch. Er konnte doppelt so schnell reden wie die Leute, und war damit allen voraus. Ob es Mama gefiel, konnte ich nicht sagen. Zwar besaß sie jetzt einen Garten, der fünfmal so groß war wie der in Dortmund. Trotzdem beschlich mich das Gefühl, dass sie gerne wieder wegziehen würde. Sie und Paps redeten immer weniger miteinander, denn Paps verbrachte mehr und mehr Zeit in seinem Arbeitszimmer und verfasste dicke Wälzer. Ich dachte, warum schreibt er nicht mal was wie Moby Dick? Ab und zu kam er raus, setzte sich ins Auto, fuhr irgendwohin. Wenn er wieder nach Hause kam, war er noch schweigsamer als vorher, sofern das überhaupt möglich war. Dann kullerten Mama ein paar Tränen über die Wangen, und irgendwann versuchte sie nicht mehr, sie zu verbergen.
    Doch ich war zu sehr damit beschäftigt, mit Frodo, Gandalf und Aragon Orks zu erledigen, oder mit Winnetou durch den Wilden Westen zu reiten, als Ismael über die Weltmeere zu segeln und vor allem in der Schule zu überleben, als dass ich daran auch nur einen Gedanken verschwendet hätte. In der Grundschule war ich schon schlecht gewesen, und mit Ach und Krach schaffte ich es aufs Gymnasium. Dort schummelte ich mich durch die fünfte Klasse, aber in der sechsten blieb ich sitzen, und danach sah es nicht besser aus.
    Da sagte Paps: „Hab genug von dem Gegurke. Ich habe ras de bol.“
    Natürlich konnte ich noch immer kein Französisch, aber der Sinn war mir inzwischen klar.
    „Muss er halt auf die Hauptschule“, sagte Paps.
    „Wie einer in Mathematik nur Sechsen heimbringen kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben“, sagte Paps.
    Er schaute in mein Zwischenzeugnis und sagte: „Physik Sechs, Mathematik Sechs, Englisch Sechs. Ich fasse es nicht. Was macht der Bengel den ganzen Tag?“
    Mama und ich sahen uns an. Für Paps’ Verhältnisse war das eine Grundsatzrede.
    „Das, Johannes“, sagte Mama, „wüsstest du, wenn du mal aus deinem verdammten Arbeitszimmer rauskommen würdest.“
    „Dumm geboren, nix dazugelernt“, rief Klever.
    „Du hältst dich da raus, Freundchen“, fuhr Mama ihn an.
    Paps sah aus wie jemand, der um eine Entscheidung rang.
    „Gut“, sagte er, aber es klang nicht nach „gut“. „Ich gebe ihm Nachhilfe. Täglich eine Stunde vor der Schule. Es wäre doch gelacht, wenn wir ihm nicht wenigstens die binomischen Formeln beibringen.“
    Klever

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